Dekan Sperl geht in den Ruhestand: "Wir brauchen Sie weiter"
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 28. Juli 2014
In einem Festgottesdienst in St. Stephan wurde Dekan Otfried Sperl in den Ruhestand verabschiedet. Auch Weggefährten anderer Konfessionen und Religionen würdigten ihn als standfesten Freund und Dialogpartner.
Ein fast 40-jähriger Dienst in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Bayern fand am vergangenen Sonntagnachmittag einen würdigen Abschluss: Otfried Sperl, seit 1999 Pfarrer der Stephansgemeinde und Dekan des Dekanatsbezirks Bamberg, trat in den Ruhestand, so wie es das Dienstrecht seiner Landeskirche für einen 65-Jährigen vorschreibt.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), selbst evangelischer Christ, drückte in seinem Grußwort aus, was die große Festgemeinde in der St. Stephanskirche bewegte: "Wir brauchen Sie weiter als Persönlichkeit und moralische Instanz in unserer Stadt." Mit Integrität und Glaubwürdigkeit habe Otfried Sperl seine Beiträge zum sozialen und ökumenischen Leben Bambergs geleistet.
Vorbildlich sei der Einsatz des Dekans im "Bamberger Bündnis gegen rechts" gewesen und im interreligiösen Dialog.
Zahlreiche Personen aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Kultur waren gekommen, um dem scheidenden Dekan ihre Wertschätzung zu zeigen: Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Landrat Johann Kalb, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Bürgermeister aus dem Landkreis, Alterzbischof Karl Braun, die Domkapitulare Gerhard Förch und Josef Zerndl, Uni-Präsident Godehard Ruppert oder Mehmet Cetindere für den Türkisch-Islamischen Kulturverein. Und natürlich etliche Dekane aus dem Kirchenkreis Bayreuth, Pfarrer und Pfarrerinnen aus dem Dekanat Bamberg, Bischof Paulo Akyoo aus der tansanischen Partnerdiözese Meru und viele mehr.
Auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm war nach St. Stephan geeilt, um als "Wegbegleiter Sperls persönlich danke zu sagen für unsere gemeinsame Zeit in Bamberg und auch im Namen der Landeskirche zu danken für deinen Dienst". Um "Gott zu danken für den Segen, der aus deinem Leben für andere erwachsen ist". Otfried Sperl sei ein "starker Partner der Kirche" gewesen, dessen "tiefe Frömmigkeit ausgestrahlt hat für die Welt und in die Welt", so Bedford-Strohm. In Vertretung von Erzbischof Ludwig Schick oblag es Domkapitular und Regionaldekan Förch, Sperls "offenes, verlässliches, konstruktives Wirken in der Ökumene" zu würdigen.
Förch erinnerte besonders an die fruchtbare Zusammenarbeit im "Gottesgarten der Religionen" auf der Landesgartenschau und dem Bemühen Sperls, das "Zelt der Religionen" dauerhaft auf dem Markusplatz zu etablieren. Mehmet Cetindere griff diesen Erfolg auf und nannte Otfried Sperl einen "standfesten Freund und Dialogpartner, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand".
Persönliche Dankesworte
Es war Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die als unmittelbare Dienstvorgesetzte Sperls dessen Entpflichtung vornahm. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Bettina - ebenfalls eine ordinierte Pfarrerin, die sich zum Beispiel im mittelfränkischen Thalmässig die Pfarrstelle mit ihrem Mann geteilt hatte - trat Otfried Sperl vor die Bischöfin. Mit sehr persönlichen Dankesworten richtete sich Greiner an das Ehepaar, bevor Sperl als äußeres Zeichen seines Abschiednehmens sein Dekanekreuz ablegte. Bischöfin Greiner sprach ein Segensgebet über die beiden: der wohl rührendste Moment der Zeremonie, der sich im stimmgewaltigen Gemeindegesang "Nun danket alle Gott" entlud.
In ihrer Ansprache hatte Dorothea Greiner die Vita Sperls aufgeblättert und Stationen seines aktiven Pfarrdienstes gestreift. Die Bischöfin sprach von seiner "virtuosen Musikalität", von seiner "stillen Beharrlichkeit in wesentlichen Fragen", von seinem "unaufdringlichen Esprit in Reden und Predigten", von seinem "bescheidenen Auftreten mit natürlicher Autorität", von seinem "partnerschaftlichen Leitungsstil im Verwaltungsrat, dem Pfarrkapitel, dem Dekanatsausschuss, im Team der Hauptamtlichen in St. Stephan". Seine Vorbereitung auf den Ruhestand habe darin bestanden, "dass du alles dafür getan hast, ein möglichst gut bestelltes Haus zu hinterlassen", so Greiner. Außerdem habe er als Ökumenebeauftragter des Kirchenkreises durch sein "klares evangelisches Profil kombiniert mit freundlicher Verbindlichkeit" dafür gesorgt, dass "Vertrauen, ja Vertrautheit wachsen konnten zwischen dem Domberg und Stephansberg".
Ergreifende Abschiedspredigt
Sperls ergreifende Abschiedspredigt wurde zu einem klaren Glaubensbekenntnis: "Es gibt Gott. Ich vertraue Gott, weil er auch im Leid hält. Auf ihn kannst du dich verlassen". Das zu vermitteln habe er stets als wichtigste Aufgabe eines Pfarrers verstanden. Wenngleich ihm "Erfahrungen mit der verborgenen Seite Gottes, der Leid und Ungerechtigkeit zulässt", nicht fremd seien.
Die Predigt war wunderbar eingewoben in die Bach-Kantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten ...", die Solisten und die Kantorei St. Stephan unter der Leitung von Dekanatskantorin Ingrid Kasper zu Gehör brachten. Überhaupt war dieser Festgottesdienst mit Abendmahlfeier äußerst würdevoll. Wie lautete doch eine Liedzeile aus der Bach-Kantate? "Er kennt die rechten Freudesstunden, Er weiß wohl, wenn es nützlich sei ..."