Druckartikel: Deich soll Drosendorf vor Hochwasser schützen

Deich soll Drosendorf vor Hochwasser schützen


Autor: Hans-Werner Penning

Drosendorf, Freitag, 07. Juni 2013

Vor einer Woche hat der Leitenbach sein Gefahrenpotenzial wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Jetzt will die Gemeinde Memmelsdorf handeln und den Deich in Drosendorf so schnell wie möglich fertig bauen. Damit sollen weitere dramatische Vorfälle vermieden werden. Der erste Teil wurde schon vor Jahren fertiggestellt.
Johann Helmschrott wohnt auf der "sicheren Seite" des Leitenbaches in Drosendorf an der Scheßlitzer Straße. Weil hier die Hochwasser-Freilegung bereits vollzogen ist, hat ihm das Hochwasser vor einer Woche nichts anhaben können. Das Ufer gegenüber muss noch gesichert werden. Foto: Barbara Herbst


Die Nacht, als das Hochwasser kam, werden Horst und Gabriele Kraus in Drosendorf so schnell nicht vergessen. Sie wohnen an der Dr. Ritz-Straße in Drosendorf. Vor ihrem Haus fließt der Leitenbach vorbei, und nur am Ufer gegenüber gibt es schon einen Hochwasserschutz, auf ihrer Seite ist das Ufer flach. "Ein ungutes Gefühl habe ich schon gehabt, als wir gegen Mitternacht schlafen gegangen sind", erinnert sich Gabriele Kraus. Doch dann wurden sie doch von den Ereignissen überracht.

Etwas um drei Uhr habe sie "mal geschaut", ob der Leitenbach wegen des strömenden Regens schon Hochwasser führe. "Doch es war wegen Nacht und Regen nur schwer was zu sehen. Bis ich ganz plötzlich erkannt habe: Das Wasser steht ja schon am Haus", erinnert sich die Anwohnerin.

"Da habe ich schnell meinen Mann geweckt und er hat gerade noch das Auto rausfahren können". Dann sei auch schon die Feuerwehr gekommen, um zu kontrollieren, und von der hilfsbereiten Truppe habe man auch erfahren, dass "vor einer Stunde noch nix war".

Innerhalb einer Stunde müsse der Bach also über die Ufer getreten sein. Die Feuerwehr habe dann Sandsäcke gebracht, die Nachbarn geweckt und das Schlimmste verhindert. "Trotzdem waren wir schnell total abgeschnitten, der Leitenbach ist zum reißenden Fluss geworden. Man kann sich das gar nicht vorstellen". Ein Anwohner sei mit seinem Auto in den Fluten stecken geblieben und musste von der Feuerwehr herausgeschoben werden.


Hochwasser schneidet Notarzt den Weg ab


Dramatisch wurde die Angelegenheit, als in der Nachbarschaft eine Frau einen epileptischen Anfall erlitt und der Notarzt-Wagen auf der Straße nicht mehr zu ihrem Haus fahren konnte. "Der Notarzt musste dann von hinten über die Wiesen hinfahren", erinnert sich Gabriele Kraus. "Es war ein Wahnsinn", man sei Bürgermeister Bäuerlein sehr dankbar, dass die Hochwasserfreilegung auf den Weg gebracht sei.

Gut möglich, dass die Ereignisse am Leitenbach vor einer Woche dieses Vorhaben merklich beschleunigen. Denn Bürgermeister Johann Bäuerlein (CSU/WLW) lobte nicht nur die "hervorragende ehrenamtliche Arbeit" seiner Feuerwehren. Er gedenkt auch zu handeln: Der zweite Abschnitt der Hochwasserfreilegung für Drosendorf soll so bald wie möglich realisiert werden.

Das könne bedeuten, so Bäuerlein im Gemeinderat, dass der Bau eines etwa 700 Meter langen, rechtwinkligen Deiches vom Fluss zum Sportplatz hin nicht erst 2014, sondern noch in diesem Jahr begonnen wird. "Wir werden auf jeden Fall einen entsprechenden Antrag stellen. Dem Vernehmen nach gibt es bei der Europäischen Union noch freie Mittel. Allerdings dürften wir nach der Hochwasser-Katastrophe nicht die einzigen sein, die aus diesem ,Topf' zusätzliches Geld beantragen", so Hans Bäuerlein.


Nutzen für Hauptort Memmelsdorf


Wesentlich sei auch der Erfolg bei den Grunderwerbsverhandlungen. Wenn alles gut laufe, könne auch der Hauptort Memmelsdorf davon profitieren, denn selbst dort habe Hochwassergefahr bestanden. "Wir werden uns mit dem Baugebiet Memmelsdorf-West kritisch auseinander setzen müssen", meinte das Gemeindeoberhaupt.

"Eigentlich dürfte der Alte Leitenbach gar nicht mehr so viel Wasser bekommen, nachdem der Großteil über den neuen Bachlauf abgeleitet wird", wunderte sich auch Gemeinderat Thomas Nickoleit (CSU). Doch die Talaue war längst vollgelaufen, die Fluten bahnten sich ihren Weg selbst. "Und das Wasser kommt dann auch von unten, aus dem Grundwasser", brachte Bauamtsleiter Michael Karmann eine weitere Erkenntnis ein.

Bewährt hat sich nach seiner Aussage der erste Teil der Hochwasserfreilegung für Drosendorf. "An der Mauer an der Scheßlitzer Straße waren noch 30 Zentimeter Platz, einen ähnlichen Schutz muss es auch für die Nordseite geben".


Deichbau kostet 1,8 Millionen


Das würde sich die Gemeinde auch etwas kosten lassen. Etwa 1,8 Millionen Euro teuer soll der Deichbau werden, der Anteil der Gemeinde liegt bei 35 Prozent dieses Betrages. Den Hauptteil würde das Wasserwirtschaftsamt Kronach als Träger eines solchen Vorhabens einbringen. Wenn alles gut läuft, könnte der Bau noch im Herbst beginnen.