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Das Theresianum beschäftigt zunehmend die Lokalpolitik


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Donnerstag, 11. Juni 2015

Die überraschende Entscheidung des Karmelitenordens, ihr Theresianum in Bamberg zu schließen, beschäftigt zunehmend die örtlichen Politiker.
Eines von ungezählten Plakaten, mit denen Schüler und Lehrer gegen die Schließung des Bamberger Theresianums protestieren. Foto: privat


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Die überraschende Entscheidung des Karmelitenordens, ihr Theresianum in Bamberg zu schließen, beschäftigt nicht nur aktuelle und ehemalige Schüler und Lehrer, die um die Schule kämpfen wollen, sondern zunehmend auch die Politik.

So liegt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) der Antrag vor, die Stadt möge Weiterführungsmöglichkeiten für das Spätberufenen-Gymnasium prüfen. Gestellt hat ihn FDP-Stadtrat Martin Pöhner, der Bildungsexperte der Bamberger Liberalen.

Besonderer Schultyp
Auch aus Sicht der SPD sollte die Kommune alles daran setzen, dass wenigstens der besondere Schultyp erhalten bleibt, den das Theresianum seit 69 Jahren anbietet.

Es könne "nicht sein, dass in Bayern immer wieder von der Durchlässigkeit des bayerischen Schulsystems gesprochen wird, aber gerade dem Schultyp in Bamberg, der diese
Durchlässigkeit verkörpert, keine Überlebenschance gegeben werden soll", kritisiert SPD-Kreisvorsitzender und Stadtrat Felix Holland in einer Pressemitteilung.

Das oberste bildungspolitische Ziel bestehe darin, sozialen Aufstieg durch Bildung zu ermöglichen und gleiche Chancen auf gute Bildung für alle zu verwirklichen, so Holland. "Bildungsinvestitionen sind vorgezogene Sparmaßnahmen für die Zukunft." Die Steuermehreinnahmen, die in Bayern erwartet werden könnten, wären seiner Meinung nach am Theresianum gut angelegt.

Wie die Bamberger SPD weiter mitteilt, hat sie den bildungspolitischen Sprecher ihrer Landtagsfraktion, Martin Güll, informiert und um Unterstützung gebeten.

FDP-Stadtrat Pöhner schlägt in seinem Antrag vor, die Stadtverwaltung solle gemeinsam mit der Ordensgemeinschaft der Karmeliten, der Schulleitung des Theresianums, dem Erzbistum Bamberg und dem Freistaat Bayern prüfen, wie das Theresianum zu retten wäre. Auch er warnt vor dem Verlust einer "äußerst wertvollen Bildungseinrichtung für den Schulstandort Bamberg", die seit Jahrzehnten ",Spätberufenen' individuelle Bildungschancen eröffnet".

Die örtliche CSU befasste sich am Rand ihrer jüngsten Fraktionssitzung ebenfalls mit dem Theresianum. Einer Pressemitteilung zufolge äußerten Kreisvorsitzender Christian Lange und Fraktionsvorsitzender Helmut Müller ihr Bedauern über die Schließung. Sie verweisen zugleich darauf, dass es sich um eine souveräne Entscheidung des Schulträgers, des Karmeliten-Ordens handle, die zu respektieren sei.

CSU sieht auch Chancen
Die CSU sieht als einzige Fraktion, die sich zum drohenden Aus für das Theresianium äußert, darin "vielleicht auch eine Chance": Dann nämlich, wenn die Salesianer Don Bosco mit ihrer Bartolomeo-Garelli-Förderschule im Schulhaus der Karmeliten eine feste Bleibe fänden. Entsprechende Gespräche und Absichten haben beide Ordensgemeinschaften bestätigt.

Dagegen warnt der Vorsitzende des Bürgervereins Süd-West, Christian Hader, in einem Brief an OB Starke ausdrücklich davor, "eine Schule durch eine andere zu ersetzen".Die Standortfrage für die Bartolomeo-Garelli-Schule, die seit Jahren nur unzulänglich im Canisiusheim untergebracht ist, ist aus Hagers Sicht zwar drängend.

Sie dürfe aber nicht dazu führen, den Verlust des Theresianums aus der lokalen Bildungslandschaft kampflos hinzunehmen. Er appelliert, auch im Namen des Vereinsausschusses, an Starke, er möge das Gespräch mit den Verantwortlichen oder potenziellen neuen Trägern suchen, um Möglichkeiten zu finden, das Spätberufenen-Gymnasium zu erhalten.
Im Rathaus sind nach Auskunft von Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar auch erste Schreiben von Bürgern eingegangen, die den Oberbürgermeister bitten, dass er sich für die Rettung des Theresianums einsetzt.