Das Schloss Sassanfahrt wird später fertig
Autor: Werner Baier
Hirschaid, Montag, 04. November 2013
Bürgermeister Andreas Schlund sagt die Einweihung und den geplanten Adventsmarkt ab.
           
"Weihnachten nicht, hoffentlich zu Ostern!" Bürgermeister Andreas Schlund (CSU) ist verärgert, weil die Sanierung des Schlosses von Sassanfahrt aus dem Zeitplan gerutscht ist. Die Einweihung hatte Schlund für den 14. Dezember anberaumt und für die folgenden Tage einen Adventsmarkt auf dem Areal geplant. Daraus wird nichts, stellte der Bürgermeister bei einem Ortstermin dieser Tage fest.
 Auch wenn Architekt Gerhard Plaß, Thiersheim, noch Chancen sieht, den Termin einzuhalten, nimmt Schlund den Druck raus: Der Außenputz ist noch nicht fertig. Das Gleiche gilt für den Putz an Innenwänden. Der Estrich muss noch eingebracht werden und austrocknen. Dann erst können die Parkettleger ran. Es sei besser, die Arbeiten im Schlossgebäude den Winter über in Ruhe auszuführen. 
Sobald das Gerüst abgebaut ist, kann auch mit der Neuanlage der Freiflächen fortgefahren werden. Da hatte der Bürgermeister die erste Pleite in der Bauzeitenplanung hinnehmen müssen: Beim musikalisch umrahmten Spatenstich im August 2011 kündigte Architekt Plaß an, dass die Grüngestaltung des Schlosses bereits in die Außenangebote der Bamberger Landesgartenschau des Jahres 2012 einbezogen werden könne.
Fortschritte sind zwar erzielt worden und zu bewundern - zum Beispiel der hübsche Obsthang - fertig ist man aber noch lange nicht mit dem Schlosspark.
Es lässt sich ahnen, dass aus dem "Formalgarten" im Eingangsbereich das prophezeite "Paradiesgärtlein" wird. Hier wurden Sandsteinsäulen für eine spätere Pergola aufgestellt und auch der historische Gartenbrunnen des Schlosses kehrte zurück: Man wusste um das gute Stück von Fotos aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, fand den Brunnen wieder und konnte ihn zurückerwerben.
Auch sind die Spuren des Grundrutsches unterhalb der Pfarrer-Hopfenmüller-Straße beseitigt, der das Schloss bedrohte. Hier trat Wasser aus dem Hang und durchnässte die Grundmauern des aus dem 16./17. Jahrhundert stammenden Schlosses. Einer der Schlossherrn war Friedrich Julius Heinrich Freiherr von Soden, der von 1804 bis 1810 Leiter des Theaters Bamberg-Würzburg und später Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war.
Zuschüsse in Millionenhöhe
Sein einst stolzer Gutshof in Sassanfahrt war ziemlich abgewirtschaftet, als ihn die Gemeinde 2002 von den Nachkommen erwarb. Das aus dem Schloss, einem Verwalterhaus und einer Scheune bestehende Ensemble wird nun mit einem Aufwand von zunächst 3,5 Millionen Euro einer neuen Bestimmung als Bildungszentrum und zur kulturellen Nutzung zugeführt. Die Marktgemeinde erhält dazu Zuschüsse in Millionenhöhe aus regionalen Fördertöpfen bis hin zum Leader-Projekt der Europäischen Union.
Unterdessen aufgetretene Komplikationen und Auftragserweiterungen lassen eine Erhöhung der Kosten auf gut vier Millionen Euro erwarten. Weitere kostenträchtige Überraschungen seien seit dem Frühjahr aber nicht hinzugekommen, versicherte Schlund auf Anfrage. Umso ärgerlicher ist für den Bürgermeister, dass es mit der fürs Jahresende angepeilten Einweihung nichts wird. Ursächlich sind aus seiner Sicht Mängel in der Koordinierung der am Bau beteiligten Handwerker durch den Architekten.
Für Annette Schäfer, Geschäftsführerin der Kunst- und Kulturbühne Hirschaid, deren Büro im ehemaligen Verwalterhaus eingerichtet wird, ist der Zeitverzug kein Beinbruch. Aus gesundheitlichen Gründen könnte sie derzeit ohnehin nicht mitmischen. Und die Veranstaltungen, die im künftig 100 Personen fassenden Versammlungsraum des Schlosses schon geplant waren, könnten auch in anderen Räumlichkeiten durchgeführt werden. Annette Schäfer ist überzeugt: "Jeder Hirschaider und Sassanfahrter wird stolz auf dieses Schloss sein!"
Übrigens ist auch schon eine Benutzungssatzung für das Baudenkmal fertig in der Schublade. Der Marktgemeinderat sollte sie in seiner Sitzung am 29. Oktober verabschieden, stellte das dreiseitige Papier aber zurück. Detailliert wird darin geregelt, wer und zu welchen Konditionen Räumlichkeiten oder die Freiflächen für kulturelle Zwecke mieten darf (politische Veranstaltungen sollen ausgeschlossen werden).
Für potenzielle Interessenten schon mal eine Vorabinformation zum Nutzungsentgelt: Vorgesehen ist eine Gebühr von zwei Euro pro Quadratmeter Nutzfläche bei einer Dauer von bis zu vier Stunden; ab vier Stunden sollen 1,80 Euro pro Quadratmeter verlangt werden. Für Veranstaltungen im Außenbereich soll eine Pauschale von 100 Euro fällig werden und für jede Nutzung ist eine Kaution in Höhe von 200 Euro zu hinterlegen. Eine ausreichende Haftpflichtversicherung ist nachzuweisen.