Druckartikel: Das Sams als Musical: rotzfrech und zeitlos lustig

Das Sams als Musical: rotzfrech und zeitlos lustig


Autor: Andreas Thamm

Bamberg, Sonntag, 05. Februar 2017

Das Kaiser-Heinrich-Gymnasium bringt das Sams zum Literaturfest auf die Bühne der Konzerthalle. Eine Sechstklässlerin brilliert in der Hauptrolle.
Antonia Reul verkörpert das Sams als vorlauten Plagegeist, der Herrn Taschenbier (Christopher Guise) den letzten Nerv kostet.  Foto: Matthias Hoch


Das Sams gehört mittlerweile zu Bamberg wie der Reiter. Ob es eine eigene Ampel bekommt, ist derzeit noch offen. Bürgermeister Christian Lange (CSU) bittet jene Besucher in der Konzerthalle, die für eine Sams-Ampel sind zu winken. Das sind ungefähr alle. Laut klatschen, damit das vielleicht bis nach München hörbar wäre, ist leider nicht möglich - im Hintergrund schläft nämlich Herr Taschenbier.

Es ist die letzte ruhige Nacht, die der brave Angestellte Taschenbier verbringt, die berühmte Nacht vom Freitag, den er frei hatte, auf den Samstag. Was soll jetzt noch kommen, fragt sich Taschenbier, nach dieser verrückten Woche. Den Kindern und Erwachsenen, die den Joseph-Keilberth-Saal am Freitagabend ausfüllen, ist die Antwort natürlich bestens bekannt: Am Samstag kommt das Sams! In diesem Fall kommt es sogar live, auf der Bühne und mit Big-Band-Begleitung.


Paul Maar half mit

Das Kaiser-Heinrich-Gymnasium hat eigens für das zweite Bamberger Literaturfestival eine Musical-Fassung des Kinderbuchklassikers produziert. Der Unterstufenchor singt, die Big Band spielt im Hintergrund und Schüler von der Unterstufe bis zu Christopher Guise (Taschenbier) aus dem Abiturjahrgang 2015 schlüpfen in die Rollen. Unterstützt wurde das Team bei der Arbeit vom Bamberger Autor Paul Maar persönlich.

Die Geschichte muss eigentlich nicht mehr nacherzählt werden: Ein seltsames Wesen mit roten Haaren und dickem Bauch knallt in Taschenbiers Leben und wirbelt dieses ordentlich durcheinander. Das Sams ist frech, vorlaut und nervtötend, ein echter Plagegeist, aber auch nützlich, denn es kann Wünsche erfüllen. Für diese besondere Rolle hat Regisseur Andreas Kuhn eine Sechstklässlerin gefunden: Antonia Reul. Und die spielt das Sams derart selbstbewusst, laut und eben rotzfrech, dass man glauben könnte, Paul Maar hätte sie im Sinn gehabt, als er es erfand. Das ist natürlich nicht möglich, das Sams wird heuer schon 44 Jahre alt.

Die Kinder im Publikum verfallen Antonia jedenfalls schlagartig, im Anschluss muss sie Autogramme schreiben. Die Erwachsen sind genauso bezaubert vom Sams, wahrscheinlich nicht zum ersten Mal. Die Geschichte altert nicht, die Dialoge sind auch heute noch lustig. Taschenbier: "Das ist der Papierkorb, den kann man nicht essen!" Das Sams: "Doch, schau her!"

Komponist Rainer Bielfeldt hat die Musik zum Musical geschrieben, die Melodien bleiben noch lange im Ohr. Die Trompeten der Big Band machen sich auch nützlich, als es im Kaufhaus scheinbar brennt und die Feuerwehr anrückt - tatü, tata.


Frau Rotkohl ist doppelt fies

Das KHG-Team hat den ganzen Abend mit vielen kleinen, liebevollen Ideen angefüllt. Hinzu kommt das Glück, mit Annika und Leonie Droth Zwillingsmädchen im Ensemble zu haben, die sogar eine doppelte, fiese Vermieterin Frau Rotkohl möglich machen. Am Ende tanzt sie mit einem versehentlich herbeigewünschten Eisbär einen Walzer über die Bühne. Das Publikum applaudiert stehend.