Das Jahr, als es auf dem Domberg brannte
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Sonntag, 02. Dezember 2018
Bamberg bewirbt sich um die Landesausstellung "Typisch fränkisch" . Die Erinnerung an die Heinrichsschau 2002 sind gut, aber es gab auch eine Katastrophe.
Bambergs Kulturreferent Christian Lange (CSU) kommt ins Schwelgen, wenn er an die Chancen denkt, die in einer Landesausstellung mit dem Titel "Typisch fränkisch" stecken: "Es wäre eine gute Gelegenheit darüber nachzudenken, was uns Franken eigentlich ausmacht, unsere Geschichte und Traditionen, unsere Ess- und Trinkkultur."
Auch eine Schau-Brauerei könnte in der Alten Hofhaltung aufgebaut werden, kündigt. Nicht unwahrscheinlich, dass aus den ersten Ideen bald schon konkrete Projekte werden. Denn der Stadtrat hat der Initiative aus dem Kulturamt mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Ausschreibung aus dem Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg folgt nun also die offizielle Bewerbung der Stadt Bamberg. Die Schau soll im Jahr 2022 stattfinden.
Schon einmal hat Bamberg eine Landesausstellung durchgeführt: 2002 veranstalteten das Haus der Bayerischen Geschichte, die Stadt Bamberg, das Diözsesanmuseum und die Staatsbibliothek gemeinsam die nach dem Gründer des Bistums benannte Veranstaltung "Kaiser Heinrich II." Sie wurde mit 205 000 Besuchern zum Kassenschlager und zog kulturgeschichtlich interessierte Menschen aus ganz Deutschland an.
Dabei war die Mittelalterschau zu Beginn von einer Katastrophe überschattet. Denn noch vor der Eröffnung geriet das auf dem Domplatz aufgebaute Museumsdorf ins Brand. Es sollte die mittelalterlichen Lebensverhältnisse veranschaulichen und führte unbeabsichtigt vor Augen, wie groß die Brandgefahr bei der rein hölzernen Bauweise in früheren Zeiten war. Die Hitze war so groß, dass auch die Fassade der Neuen Residenz wurde bei dem Feuer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Vier Jahre zuvor, 1998, hatte die Andechs-Meranier-Schau einen ganz anderen Flurschaden angerichtet. Die im Alleingang von der Stadt veranstaltete Ausstellung ging mit einem Defizit von 600 000 Mark zu Ende. Wegen unerwartete Mehrausgaben unter anderem für Werbung und wegen zu geringer Einnahmen aus Eintrittsgeldern musste sich der damalige Museumsleiter vor der Politik verantworten.
Nachwehen der Meranier-Schau
Ganz vergessen sind die Nachwehen des Desasters bis heute nicht. In der Debatte im Stadtrat machten Sprecher der SPD-Fraktion deutlich, dass sie mit dem Ja zur Bewerbung keinen Blankoscheck für den Ausgleich von Verlusten erteilen wollen. "Endgültig werden wir nur zustimmen, wenn die Ausstellung kostenneutral durchgeführt werden kann", kündigte SPD-Sprecher Klaus Stieringer vorsorglich an. Und auch Christiane Laaser (GAL) hätte vor der Zustimmung gerne die Frage der Kosten geklärt.
Die ist derzeit ebenso offen wie die Tatsache, ob Bamberg überhaupt den Zuschlag bekommt. Gut informierten Kreisen zufolge haben mehrere mittelfränkische Kommunen ihren Hut in den Ring geworfen. Welche Städte das sind und nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgen soll, darüber schweigt sich das Haus der Bayerischen Geschichte aus. "Während eines laufenden Verfahren können wir dazu nichts sagen", teilt Andrea Rüth auf Anfrage mit. Sicher scheint heute aber, dass eine "kostenneutrale Ausstellung", wie sie die SPD fordert, kaum zu realisieren sein dürfte. Selbst unter Zuhilfenahmen von Fördermitteln und angesichts guter Einnahmen aus Eintrittsgeldern könnten am Ende noch Fehlbeträge stehen. Das war auch 2002 nicht anders, als die Stadt Bamberg zum Gelingen der Heinrichs-Schau 570 000 Euro beisteuerte. Und auch in Coburg beteiligte sich die Stadt 2017 an der Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" mit 750 000 Euro. Dabei sind es vor allem Unterstützungsleistungen, die der Veranstalter seinen Kooperationspartnern abverlangt - Aufwendungen für Personal, Reinigung oder den Bustransfer. Käme "Typisch fränkisch" nach Bamberg, wäre einer ersten Schätzung zufolge mit 620 000 Euro zu rechnen.