Das ist neu in der Bamberger Gastroszene
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Montag, 19. Oktober 2020
Schweißnasse Tanznächte sind in diesem Herbst tabu, gemütliche Abende mit gutem Essen und Musik soll es aber geben: Die Neuigkeiten aus der Bamberger Gastroszene zeugen vom Wandel - ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Keine rockenden, hüpfenden oder knutschenden Partygänger auf der Tanzfläche, dafür stylische Lounge-Lampen, Stühle und Tische: Der Live-Club hat sein Konzept wegen Corona auf den Kopf gestellt. "Wir mussten wegen der Hygienevorschriften diesen Weg gehen", sagt Geschäftsführer Felix Bötsch wenig begeistert, denn nun können maximal 120 Leute an den Tischen Pizza essen, wo sich vorher 450 Leute aneinander reiben konnten. "Aber wir wollen unseren gebuchten Künstlern die Möglichkeit geben, als Hintergrundmusik zu spielen."
Live-Musik in echter Konzertform gibt es noch in den Haas-Sälen, die nun jedoch komplett bestuhlt sind und nur 155 Leuten Platz bieten, wo vorher 500 stehen konnten. Der Bamberger Jazzkeller durfte seine Konzerte hier hin verlegen, und Bötsch ist froh, bisher keinem seiner 29 festen und weiteren flexiblen Mitarbeitern kündigen zu müssen.
Im Yo&mi in der Austraße ist dagegen nach sieben Jahren der letzte Frozen Joghurt ausgelöffelt. Susanne und Alexandra Ritter hören aus persönlichen Gründen auf - Corona sei nicht schuld, versichern die Frauen. Unter dem Namen au6 und einem Storchensymbol macht ein Post im sozialen Netz Hoffnung, dass hier wieder ein Café und Bistro mit gemütlichem Ambiente, frischen Croissants, Paninis und wechselnden Gerichten entstehen könnte.
Aufbruchsstimmung herrscht auch im Messerschmitt. Caroline Martin, bekannt aus dem Arkadenhotel, und Florian Müller vom Gaststättenverband haben das Traditionshaus übernommen - sie führt das Hotel, er das Restaurant. "Ich will wieder einen Mittagstisch anbieten. Es wird drei Menüvarianten geben, eine regionale, eine vegetarische und ein mehrgängiges Messerschmitt-Menü, wie wir es nennen", erklärt der Wirt, der in seinem Ahörnla zuletzt auf mehr Essen und Genuss mit Green-Egg-Grillspezialitäten umgestellt hat. Um im Messerschmitt junge Generationen an das "Fine Dining" heranzuführen, soll es für Gäste unter 25 Rabatte geben. Die Räumlichkeiten werden Zug um Zug erneuert, nachdem die ehemaligen Eigentümer altersbedingt ausgeschieden sind - der Traditionsname bleibt.
Neue Namen gibt es im Henrii zu vermelden: Küchenchef Andreas Pickel wird neuer Gesellschafter. Neuer Restaurantleiter ist Michael Resch, und als Sommelier berät Stephan Voit, beide sind aus dem Nürnberger Sternerestaurant ZweiSinn Meiers bekannt. "Das Essen wird einfach sein, aber dafür gehobene Qualität", verspricht Geschäftsführer Maximilian Beughold und macht Appetit auf verschiedene Steaks und Fisch vom Holzkohlegrill Josper.
Appetit machen auch die Kulturburger von André Franke, derzeit noch am Stand auf dem Maxplatz zu finden sind - für jeden Burger gehen zwei Euro an die Bamberger Kulturszene. Der Franke & das Töpfla nennt sich der rollende Feinschmeckerladen, der ab November eventuell wieder von einem Liefer-Bike abgelöst wird, wenn der Weihnachtsmarkt kommt. Die Kreationen des kreativen Franke(n) sind freilich auch weiterhin in der Saunalandschaft im Bambados zu genießen.
Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel: Kreativ und traditionell indisch wird im Ganesha in der Egelseestraße gekocht. Frisches Gemüse und 36 verschiedene Gewürze kommen in der "Mughlai-Küche" zum Einsatz, vom Hühnerfleisch in frischer Mango-Safran-Sauce mit
Cashewnüssen bis zu Gelben Linsen in Butter mit Ingwer und Tomaten.
Frische Zutaten sind auch bei Butze Bowls und Wraps das A und O. In der Wallensteinpassage gibt es neuerdings zum Beispiel Bowls mit Wildreis und frischem Marktgemüse, Teriyaki-Chicken oder auch Räuchertofu. Alexander Schimkus vom Einhornskeller hat damit ein "Soul Food"-Restaurant konzipiert, das auch Tagessuppen und wechselnde Gerichte anbietet.
Die Kreationen der Bamberger Brauer stehen im Bierhaus im Fokus, das 2020 am Obstmarkt eröffnet hat. 20 Biere aus Stadt und Umgebung werden zusammen mit kulinarischen Schmankerln aus der Region wie Brotzeiten kredenzt und mit Hintergrundwissen und Geschichten rund ums Bier abgerundet. "Coronabedingt ist natürlich alles ein bisschen runtergefahren", berichtet Geschäftsführer Roland Krefft, der auch hinter dem Plattenladen und der Ostbar steht. Personalmangel und die fehlende Planungssicherheit wegen Corona schlagen ihm aufs Gemüt. "Es ist enorm, wie wir Gastronomen zu kämpfen haben", klagt der Chef von 35 Mitarbeitern.
Gute Laune, abgehangenes Filetfleisch und ideenreiche Wortspiele trotz der Krise gibt es bei Mampfred Fischer in der Unteren Sandstraße. "Lust auf Justin Beefer Naked? Die Auftragsgriller denaturieren für euch Proteine bei 600 Grad Celsius!": Werbeslogans wie diese, verbunden mit Pommesduft, wirken am Verkaufsfenster wie Magnete auf Bamberger Nachtschwärmer. Der mysteriöse Hintermann mit der Hornbrille strebt nach Kultstatus.
Kultig ist auch der erste Eindruck der gerade erst eröffneten Spacebar Schwalbe, "eine urige Bamberger Kneipe für Jung und Alt" in der Kunigundenruhstraße, wie die beiden Chef-Kosmonautinnen Olga Yanenko und Verena Alschinger beschreiben. Dartautomaten und eine Jukebox: "Das Flair erinnert an die Mos Eisley Cantina aus Star Wars. Jeder Gast soll sich hier willkommen und wohl fühlen", erklärt Yanenko, die auch Buchungen für Feiern annimmt. "Unsere regionale Bistroküche ist die ganze Nacht durch geöffnet und besteht aus Snack-Klassikern sowie wechselnden Tagesgerichten (oft vegan)."
Gemütlich geht es auch im Freiraum in der Kapuzinerstraße zu, wo neuerdings an stylischen, selbst gebauten Tischen Bier, Cocktails und guter Wein getrunken werden kann. "Im Erdgeschoss der Kapuzinerstraße 17, also direkt unter dem Freiraum, ist unser kleines Kaffeehaus Krumm & Schief beheimatet. Wir versorgen euch täglich von 10 bis 20 Uhr mit Kaffee, Kuchen und Snacks", verspricht das Team.