Das i-Tüpfelchen für St. Peter und Paul
Autor: Johannes Michel
Zapfendorf, Montag, 14. Dezember 2015
Erzbischof Ludwig Schick weihte die neue Orgel in dem Zapfendorfer Gotteshaus ein.
"Liebe Kinder, so schnell werdet ihr eine Orgelweihe nicht mehr erleben." Äbtissin Mechthild Thürmer von der Abtei Maria Frieden aus Kirchschletten betonte genau, welch ein besonderes Ereignis eine Orgelweihe eigentlich ist. Zusammen mit Erzbischof Ludwig Schick war sie einer der Ehrengäste bei der Weihe der neuen Orgel am Sonntag in Zapfendorf. Lange hatte die Kirchengemeinde darauf hingearbeitet.
Kaum zu glauben, wie lange manche Ereignisse nachwirken. Am 1. April 1945 wurde Zapfendorf bei einem Bombenangriff zu großen Teilen zerstört. Die damalige Pfarrkirche, mitten im Ort gelegen, war besonders stark betroffen. Und nach ihrem Wiederaufbau sollte natürlich eine Orgel her. Finanzmittel gab es kaum, und so wurde eine Gebrauchte gekauft, zusammengesetzt aus mehreren alten Orgeln. Sehr störungsanfällig war sie, musste oft nachgestimmt werden.
Jahrelanges Provisorium
Aufgrund vieler anderen Projekte wie den Kindergärten und schließlich der Kirchensanierung gab es aber oftmals andere Prioritäten. 2007 wurde die Pfarrkirche St. Peter und Paul nach der umfangreichen Sanierung wieder geöffnet - mit einer abgespeckten Orgel. Übrig geblieben waren nur noch die Register, die funktionierten. Dennoch holten die Organisten das bestmögliche heraus. Störungen gab es immer wieder, Missklänge waren an der Tagesordnung, die Reparatur wurde schwieriger bis unmöglich.Und so gründete sich in der Pfarrgemeinde im Jahr 2011 ein Orgelausschuss. Nach mehreren Besichtigungen bei Orgelbaufirmen und Abstimmungen zu Fördermöglichkeiten erfolgte 2013 die Vertragsunterzeichnung mit dem Orgelbauer Alois Linder aus Nußdorf am Inn. Und dann ging es ganz schnell, schneller als gedacht. Denn eigentlich war die Orgelweihe erst für 2016 geplant, konnte aber vorgezogen werden. Und es ergab sich auch, dass der Erzbischof spontan Zeit hatte, am 3. Advent nach Zapfendorf zu kommen.
"Orgelmusik tut gut!"
Die Orgel soll Gutes tun, Gutes wirken, ihre Klänge sollen bis in die Herzen der Menschen vordringen, so Schick in seiner Predigt. Er betonte, dass Glaube, Vernunft und Gefühl untrennbar miteinander verbunden seien. "Wenn Ihr's nicht fühlt, Ihr werdets nicht erjagen", zitierte der Erzbischof aus Goethes Faust. Die neue Orgel helfe auch in Zapfendorf, den Glauben intensiver zu spüren und dann zu leben.
Er nannte die Orgel das "i-Tüpfelchen" für die Pfarrkirche, nach deren Sanierung im Jahr 2007.Als Motto für eine neue Orgel hatte sich der Orgelausschuss den Slogan "Bald klingt's besser" ausgedacht. "Heute können wir sagen: Jetzt klingt's besser", sagte Kirchenpfleger Rudolf Helmreich in seinen Grußworten. 295 000 Euro habe die neue Orgel gekostet, in den kommenden Jahren gelte es, weitere Teile davon abzubezahlen. Helmreich bedankte sich bei allen Spendern und rief zugleich zu weiterer Unterstützung auf. In den vergangenen Jahren hatten auch Vereine aus Zapfendorf mit Benefizveranstaltungen zur Finanzierung beigetragen - dies könne auch in Zukunft ein Mittel sein.
Von den Klängen konnten sich die Besucher während des Festgottesdienstes überzeugen - die Orgel spielte Domorganist Markus Willinger. Er wird zudem am 17. Januar 2016 ein Orgelkonzert in Zapfendorf geben.
Klangvolles Kunstwerk
Nach dem Gottesdienst lud die Pfarrei die Kirchenbesucher zu einer Agape ins Pfarrheim ein. Währenddessen gab es die Möglichkeit, die Orgel zu besichtigen, wovon viele Gebrauch machten. Alois Linder erklärte die Funktionen und beantwortete Fragen. Für seine Firma ist die Orgel, die nun in Zapfendorf steht, eine typische Größe. Natürlich werde eine Orgel immer dem Kirchenraum angepasst, dennoch sei diese Orgel sehr typisch für die aktuelle Arbeit seiner Orgelbauer. Die Komponenten fertigt seine Firma übrigens selbst - bis auf den Motor sowie benötigte Bauteile wie Schrauben und Kabel. Und die Metallpfeifen entstehen bei einer Spezialfirma. Klar wurde bei seiner Führung aber: Die eigentliche Kunst sind nicht die Bauteile, sondern die viele Arbeit, die ein solcher Orgelbau mit sich bringt. Ein Kunstwerk ist das Instrument ohne Frage, aber eben keines zum Anschauen, sondern zum aktiven Benutzen.