Das große Abc zum Muna-Entscheid
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Donnerstag, 15. November 2018
Es geht am Sonntag um Gewerbeflächen, um Wald und um viele andere Themen. Der Versuch eines kleinen Überblicks - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Altlasten: Millionen Granaten wurden zu Hochzeiten der Munitionsanstalt produziert, zum Kriegsende lagerten in der Muna 640 Tonnen Munition. Das hat ebenso Spuren in den Böden hinterlassen wie die spätere Nutzung des Geländes durch amerikanische Streitkräfte. Nach Auskunft des Konversionsamts wurden an den bisherigen Grundwasser-Messstellen unter anderem Belastungen mit Kadmium, Blei und Antimon festgestellt, die noch knapp unter den erlaubten Grenzwerten liegen, die Bundesforsten berichten von einer erschwerten Bewirtschaftung des Geländes, weil man gelegentlich auch auf Sprengmittel-Reste stoße. Die Bürgerinitiative spricht hingegen von "geringen" Risiken.
Bima: Die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) ist bislang noch Eigentümer des Muna-Geländes und trägt mit der Stadt Bamberg das Bebauungsplanverfahren. Die Stadt hat das Erstkaufsrecht, die Bima ermittelt derzeit den Wert der Flächen. Ein Kauf ist laut Konversionsreferent Christian Hinterstein aber nur möglich, "wenn Kaufpreis und Altlastensanierung refinanziert werden können". CSU, SPD, BA, FDP, BBB und BuB setzen sich im Bamberg Stadtrat seit geraumer Zeit für den Gewerbepark Geisfelder Straße und den zugrunde liegenden Bebauungsplan ein, während beides von der GAL abgelehnt wird und auch die Linke das Bürgerbegehren dagegen unterstützt. Denkmal: Insgesamt gibt es auf dem Muna-Gelände vier Denkmäler, die beiden Messerschmitt-Hallen MAH04 und MAH 05 (von 1925 bis 1927 zog der Flugzeughersteller Messerschmitt auf dem Gelände ein und errichtete zehn Fertigungshallen) sowie die Feldkreuze "Kreuzstein" und "Krätziger Ruhstein". Die Bunkeranlagen stehen nicht unter Denkmalschutz, da es sich hierbei nach Auskunft der Stadt Bamberg um Einheitsbauten handle, wie man sie heute noch in ganz Deutschland finde.
Eingriffsflächen: Wenn die Bürgerinitiative "Für den Hauptsmoorwald" von einer Eingriffsfläche von etwa 70 Hektar spricht, sind darin sowohl geplante Gewerbeflächen (in diesem Fall 46 Hektar) als auch alle Straßen und sonstigen Erschließungsflächen, aber zum Beispiel auch Straßenbegleitgrün und Hochwassergräben enthalten.
Fauna: Alle Eingriffe in Natur und Landschaft würden ausgeglichen oder einer deutlichen Verbesserung zum heutigen Zustand zugeführt, sagt die von der Stadt mit einem Gutachten beauftragte Biologin Dr. Beate Bugla. Das sieht die BI anders: Bund-Naturschutz-Vorsitzender Martin Bücker betont die Bedeutung der vielfältigen Lebensräume auf der Muna, gerade für die Insektenwelt. Der Biologe habe auf dem Muna-Gelände allein 300 Großschmetterlingsarten nachgewiesen.
Gewerbesteuer: 58 Millionen Euro Gewerbesteuern nahm die Stadt 2017 ein, das waren 23 Millionen mehr als geplant. Auch für 2018 sieht die Prognose gut aus.
Die Stadt fürchte jedoch massive Ausfälle von Gewerbesteuereinnahmen, wenn bestehende Unternehmen, die gerne expandieren möchten, das Stadtgebiet verlassen müssen und Raum für Neuansiedlungen fehlt. Damit fehle dann auch Geld für notwendige Investitionen wie Schulhaussanierungen und Kita-Ausbau.
Hauptsmoorwald: Der Hauptsmoorwald ist ein Naherholungsgebiet östlich von Bamberg, das vor 100 Jahren noch bis zum Bamberger Bahnhof reichte. Kaiser Otto II. hatte den Wald 970 seinem Vetter, dem Bayernherzog Heinrich dem Zänker, geschenkt. Der Wald beherbergt viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten und wird von zahlreichen Bambergern für Sport und Naherholung genutzt. Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis 2014 war ein Teil des Waldes Hoheitsgebiet der Amerikaner. Die Gesamtfläche des Hauptsmoorwaldes liegt nach Angaben der Stadt Bamberg bei 3054 Hektar, wovon ein Teil zum Nationalen Naturerbe erklärt wurde. Initiative: Die Bürgerinitiative "Für den Hauptsmoorwald" wurde am 13. März 2018 gegründet. Sie wandte sich von Anfang an gegen den Bebauungsplan 429, das damit verbunde Gewerbegebiet und auch gegen den zunächst vorgesehenen Polizeistandort an der Ecke Moosstraße/Armeestraße. Am 9. Juni startete die Initiative ihr Bürgerbegehren gegen den Gewerbepark, der Stadtrat erklärte das Bürgerbegehren am 23. August für zulässig.