Das gibt's nur in Viereth: Parken a la carte
Autor: Anette Schreiber
Viereth, Mittwoch, 18. November 2015
Mit dem Parken in Viereth gibt es immer wieder Probleme. Auch wegen der Gäste der Gaststätte an der Hauptstraße, der B 26. Die machen die Wirte bereits auf der Speisekarte auf die Parkfläche am Anger aufmerksam. Damit nicht die nahe gelegene Mainstraße, eigentlich eine Anliegerstraße, belegt wird. Bislang mit mäßigem Erfolg.
Bratwürste, Schnitzel, Braten. Das Übliche. Die besondere Spezialität des Hauses: der Hinweis aufs Parken. Einzigartig, aber nicht ohne Grund. Parken rund um die Hauptstraße, die B 26, ist in Viereth ein Thema, das vor sich hinköchelt und nun wieder einmal hochgekocht wird. Anwohner der Mainstraße - nahe der Gaststätte - haben ihren Unmut ins Rathaus getragen: Eine Unterschriftenliste gegen das unhaltbare und gefährliche Verhalten der Verkehrsteilnehmer, darunter auch verstärkt Kundschaft der "Mainlust".
Die halbe Mainstraße hatte den Brief an die Rathausverwaltung unterzeichnet, gefühlt die ganze Mainstraße sich im Rathaus eingefunden, als der Gemeinderat dieses Thema in der von Bürgermeisterin Regina Wohlpart (BG V.T.) geleiteten Sitzung behandelte.
Die Mainstraßen-Anwohner klagen über mangelnde Park-disziplin, was aus ihrer Sicht auch Gefahren nach sich zieht.
Um Abhilfe zu schaffen, schlug die Bürgermeisterin die (Wieder-) Einführung der Überwachung des ruhenden Verkehrs vor. Helmut Wohlpart (UW V.T.) meinte, bei zehn Stunden Überwachung pro Monat habe man viel Geld draufgelegt, "das hat sich nicht gerechnet.
Nach etwa eineinviertel Jahren, so Geschäftsleiter Gerd Franke, sei die Überwachung des ruhenden Verkehrs mit diesem Jahr wieder abgeschafft worden. Geschlossen, wie einige der Räte öfters anmerkten.
Zu den Kostengründen führten mehrere Ratsmitglieder einen Betrag zwischen 3000 und 4000 Euro an.
1200 Euro minus
Unsere Nachfrage bei Roland Böhm - der in der Gemeindeverwaltung mit diesem Gebiet betraut ist - zeigte, dass bei Ausgaben von 24 000 Euro für ein Jahr am Ende ein Minus von 1200 Euro stehen bleibt.
Der Rest wurde über die Ahndung von Parkvergehen wieder hereingewirtschaftet.Während der Phase, in welcher Parkverstöße geahndet wurden, so ließ Franke wissen, habe es im Rathaus kaum Beschwerden über Parkdelikte gegeben. Die Überwachung des fließenden Verkehrs, so die Auskunft der Verwaltung, werde seit Jahren und auch weiterhin auf der Basis einer Zweckvereinbarung über den Markt Zapfendorf abgewickelt. Bei einem Aufwand von 6000 Euro (im Jahr 2014) wurde ein Minus von 3600 Euro eingefahren. Das Verhältnis sei früher anders gewesen, aber hier wirke eben der erzieherische Aspekt.
Regina Wohlpart mühte sich redlich um die Wiedereinführung der Park-Überwachung. Günter Schmitt (CSU - FWG) bündelte die ablehnende Mehrheit: "Das Verhältnis passt nicht, von den Stunden und was wir drauflegen." Man müsse permanent vor Ort sein, um eine große Wirkung zu haben, befand er. "Die Wirkung war ja da, weil die Leute sich dran gehalten haben", bemühte die Bürgermeisterin ein letztes Argument. Vergebens. Nur ein Gremiumsmitglied stimmte mit ihr. Enttäuscht zog ein Großteil der Mainstraße gleich nach der Abstimmung von dannen.
Damit kommt der Speisekarte von Familie Beyer noch größere Bedeutung zu. Nicht wegen der fränkischen Spezialitäten, sondern wegen des Hinweises, doch bitte am Anger zu parken. Der ist ein paar hundert Meter entfernt und nur eine Straße weiter als die Mainstraße.
Zur Überwachung des Verkehrs:
Hier wird zwischen der des fließenden (fahrenden) und des ruhenden Verkehrs, damit ist Parken gemeint, unterschieden. Mit beidem haben etliche Gemeinden so ihre Probleme. Eine Lösung bietet sich für die Kommunen im Landkreis Bamberg seit dem Jahr 2004 in Zapfendorf an. Auf der Basis einer Zweckvereinbarung mit der Marktgemeinde Zapfendorf kann man dieser die hoheitlichen Aufgaben, die mit Straßenverkehr zusammenhängen, übertragen.
In der Gemeindeverwaltung Zapfendorf sind damit insgesamt zwei Kräfte in Vollzeit sowie drei weitere in Teilzeit beschäftigt. Zapfendorf hat auch das erforderliche Equipment wie etwa Messgeräte. In Zapfendorf erfolgt auch die Abwicklung der Bußgelder, wobei die Partner jeweils den Anteil der Verwaltungskosten zu tragen haben.
Insgesamt 16 Kommunen setzen bei der Überwachung des fließenden Verkehrs auf die Kooperation mit Zapfendorf, beim ruhenden Verkehr nehmen sechs diese Leistung in Anspruch. an