Das Barockpalais in Bamberg verfällt
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Dienstag, 07. Oktober 2014
Das frühere "Café Residenz" in der Bamberger Karolinenstraße ist ein trauriges Beispiel dafür, wie schnell ein gepflegtes Einzeldenkmal zum Sanierungsfall werden kann. Die neuen Besitzer wollen es in Abstimmung mit der Denkmalpflege retten.
Man braucht noch viel Fantasie. Das sagen die neuen Eigentümer des barocken Aufsees-Palais' in der Karolinenstraße 24 und sie übertreiben nicht: Das Innere des seit kurzem eingerüsteten Einzeldenkmals befindet sich in einem erbärmlichen Zustand.
Kaum zu glauben, dass das Haus noch bis 1990 ein beliebter und gepflegter Treffpunkt von Kaffee- und Konzertfreunden war. Ingo Graupner, damaliger Betreiber des "Café Residenz", würde sich im Grabe herumdrehen, sähe er es heute.
Nach der Ära als Kaffeehaus erlebte das Palais mehrere Besitzer- und Pächterwechsel, die ihm ganz offensichtlich nicht gut getan haben. 2005 beschäftigten unerlaubte Eingriffe in die historische Substanz sogar einmal den Stadtrat - die Heimatpflege hatte Alarm geschlagen. Ein vorübergehender Baustopp war die Folge.
Schäden von Mensch und Tier
Nun steht das Haus seit mehreren Jahren leer. Ungeziefer habe sich breit gemacht, berichten die neuen Besitzer. Auch ein Marder scheint darin zu hausen; gesehen hätten sie ihn noch nicht, aber seine Exkremente verraten ihn. Die tierischen Bewohner seien Ursache des unangenehmen Geruchs im Erdgeschoss, erklärt der Hausherr.
Die Schäden im einst so repräsentativen Obergeschoss gehen auf Menschenhand zurück. Die kunstvollen Stuckdecken aus dem Jahre 1730 weisen an mehreren Stellen Wasserschäden auf, historischer Wandputz ist unter Dispersionsfarbe verschwunden. Löcher in Wänden, Decken und Dach rühren von ehemaligen Einbauten wie Speiseaufzug und Lüftung her.
Die neuen Besitzer, die anonym bleiben möchten, wollen es besser machen als die Vorgänger. Sie legen nach eigenen Worten Wert auf eine Sanierung in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege. Sie haben eine Teilbaugenehmigung für Dach, Gauben und Fassade und erste Arbeiten in Auftrag gegeben. Im Rathaus ist man "froh, dass sich etwas tut", sagt der Sprecher des Baureferats, Claus Reinhardt. Die Eigentümer könnten auf die Behörden zählen.
Allenfalls "sanfte" Gastronomie
Ob die Karolinenstraße 26 eine gastronomische Adresse in der Altstadt bleibt, ist noch offen. Wenn, dann "sanft" und nur im Erdgeschoss, deuten die Hausherrn an. Der große Saal oben werde vielleicht ihr Firmen-Büro. Es sei aber eigentlich noch zu früh, über die künftige Nutzung zu sprechen. Da will, nach allen Erfahrungen mit den letzten Wirten, auch die Stadt ein Wörtchen mitreden.
Hätte die Verwaltung das Herunterwirtschaften des ehemaligen Domherrenhofs verhindern können? Claus Reinhardt verneint die Frage. Die städtischen Denkmalpfleger hätten zwar ein Auge auf die bedeutendsten Bauwerke. Eine regelmäßige Bau-Kontrolle sei jedoch schon wegen der Vielzahl der Bamberger Objekte nicht möglich: "Wenn von außen kein Anlass zum Einschreiten besteht, sind wir auf Hinweise angewiesen." Die gab es bei dem Palais, das sein Aussehen zwischen 1715 und 1742 erhielt, offenbar nach 2005 nicht mehr.