Darum heißt Bambergs Bürgerrathaus jetzt "Ratz"
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 24. Juli 2019
Eigentlich schien der Name für das neue Ämtergebäude längst festzustehen: Doch dann wurde das Bürgerrathaus umgetauft.
Das Bürgerrathaus am ZOB ist immer noch ein Bürgerrathaus, heißt aber nicht mehr so. Wer die neue Broschüre durchblättert, in der die Stadtverwaltung den Werdegang des Zehn-Millionen-Euro-Projekts beschreibt, wird überrascht feststellen, dass das Bürgerrathaus jetzt "Rathaus am ZOB" heißt.
Wie kam es zu dem überraschenden Namenswechsel kurz vor Schluss, genaugenommen wenige Tage vor der feierlichen Eröffnung der Immobilie? Die Spatzen in Bamberg habe es schon vor kurzem von den Dächern gepfiffen.
Doch jetzt wurde es durch die Anfrage eines Stadtrats offiziell: Die Stadtverwaltung hatte Angst vor einem Shitstorm von Anhängern der Gendergerechtigkeit. Deshalb entschied man sich für "Rathaus am ZOB", obwohl bereits Prospekte gedruckt gewesen sein sollen.
Anlass zu Befürchtungen, dass die wachsame Öffentlichkeit einen Namen wie Bürgerrathaus hinnehmen würde, gab es bereits. Wie die Sprecherin der Stadt, Ulrike Siebenhaar bestätigt, lagen mehrere Schreiben vor, in der die Stadt aufgefordert wurde, den Namen Bürgerrathaus zu gendern, also neutral umzubenennen. Eines kam von der grünen Abgeordneten Ursula Sowa.
Für die Stadt soll es keine Frage gewesen sein: Ein BürgerInnenrathaus, oder ein Bürger*-Rathaus, oder ein Bürger- und Bürgerinnenrathaus, habe man nicht gewollt, sagt Ulrike Siebenhaar. Deshalb entschied sich die Stadt in letzter Sekunde für das unverfängliche "Rathaus am ZOB" und nahm Mehrkosten für die Umbestellung des noch anzubringenden Schriftzugs in Kauf.
Leichter zu merken ist für die Bamberger das "Rathaus am ZOB" allemal. Ein Bürgerinnen- und Bürgerrathaus wäre den meisten wohl nicht so leicht von den Lippen gegangen.
Findige Sprachkünstler in Bamberg haben für das das Haus bereits eine passende Abkürzung gefunden. Wer Pässe, gelbe Säcke oder seine neue Monatsfahrkarte abholen will, geht der Einfachkeit halber ins "Ratz". Das Gute daran: "Ratz" geht ins Gedächnis. Und "Ratz" ist auch gendertechnisch kaum zu beanstanden.