Dank verschiedener Erbschaften kann der Tierschutzverein am Rothofer Weg einen Anbau mit eigenem Quarantäne- und Krankenbereich realisieren. Außerdem entsteht ein Behandlungsraum für einen in Teilzeit angestellten Veterinär.
Teddy, Rocky und Gerry finden's toll. Interessiert verfolgen die Hunde, was Bagger, Hammer und Rüttler in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft so anstellen. "Der Lärm stört sie offenbar nicht", stellt Stefan Moncken amüsiert mit Blick auf die neugierigen Augenpaare in den Freilaufgehegen fest. Der westliche Teil des Tierheims Berganza ist zur Baustelle für das geworden, was Liebhard Löffler einen echten Quantensprung nennt: Der 120 Quadratmeter große Anbau für Katzenquarantäne und drei verschiedene Krankenbereiche, der im Tierheim zusammen mit dem neuen Tierarzt-Behandlungs- und dem Apothekenraum nicht nur die Betreuung der Hunde, Katzen und Kleintiere optimieren, sondern auch Ausgaben sparen helfen soll.
Dafür muss der Tierschutzverein Bamberg und Umgebung jedoch erst einmal rund 280.000 Euro investieren.
Diese Summe kann der Verein freilich nicht aus den laufenden Einnahmen bestreiten, sondern kann sie nur dank verschiedener Erbschaften stemmen. "Ohne diese wäre uns dieser Schritt nicht möglich", verdeutlicht Vorsitzender Liebhard Löffler. Mit dem aktuellen Projekt habe man freilich schon länger geliebäugelt, nachdem das Erlanger Tierheim hier bereits Erfahrungen gesammelt hat.
Die Vorgaben des Deutschen Tierschutzbundes und die der Veterinärbehörden werden immer strenger, die Messlatten immer höher, erklärt stellvertretende Vereinsvorsitzende Marion Hymon-Löffler einen Grund für das aktuelle Projekt. Als das Tierheim Berganza vor etwa zwölf Jahren am Rothofer Weg gebaut wurde, galten noch andere Maßgaben und man lag damals schon über den Standards, merkt Liebhard Löffler dazu an.
Was im Laufe der Zeit auch auffiel, waren die immensen Kosten für tierärztliche Behandlungen. Jährlich sind das im Schnitt 140.000 Euro.
Ein Teil der Kosten geht wohl auch darauf zurück, dass im Katzenbereich Optimierungsbedarf besteht. Marion Hymon-Löffler erklärt das so: Katzen, die neu im Tierheim aufgenommen werden, "wandern" zuerst in die Quarantänestation. Damit man heraus findet, ob sie möglicherweise eine Krankheit haben. Kranke kommen dann ins Krankenzimmer. Weil es gewöhnlich etwas dauert, bis hier Klarheit herrscht, können sich durchaus auch gesunde Tiere einmal anstecken.
Ganz gefährlich wird das, wenn eine Virus-Erkrankung dazu kommt. Nicht optimal ist es zudem, dass Quarantäne und Krankenzimmer im gleichen Rondell untergebracht sind wie die regulären Katzenzimmer, es also keine Schleusen gibt. Die wiederum sind genau ein wesentliches Element des neuen Anbaus. Neben dem Quarantänebereich gibt es dort drei separate Krankenbereiche mit einzelnen Abteilungen für Tiere mit Darm-, Atemwegs- bzw. Pilzerkrankungen, so dass hier auch Ansteckungen unter einander vermieden werden. Dank der gleichfalls enthaltenen Infrastruktur kommen Gesund- und Krankbereich nicht miteinander in Kontakt.
Außenbereich verkleinert
Für den Anbau wird jetzt erst einmal ein Teil des Katzen-Außenbereichs verkleinert. Mit dem Abbruch der Platten wurde bereits begonnen. Etwa eineinhalb Meter tief muss der Bagger für die Baugrube in den Untergrund. Auf 90 Zentimetern Schotter wird die Bodenplatte und dann der Estrich aufgebracht, erklärt Architekt Moncken. Energieeinsparungen sollen hochwärmedämmendes Mauerwerk und Dreifachverglasung der Fenster bringen, Autarkie das neue Heizsystem mit Fußbodenheizung und Luftwärmepumpe. Selbstverständlich wird der neue Bauteil wie der bereits bestehende Baukörper ein Grasdach erhalten.
Schon "erledigt" ist der Abbruch einer Wand zwischen zwei bisherigen Katzenzimmern in dem Bereich, in dem das etwa 20 Quadratmeter große Behandlungszimmer (Tierarzt) mit Apotheke und angrenzendem Übergangsbereich (zum Neubau hin) entstehen soll. Weil 2012 bereits zwei Katzenzimmer angebaut wurden, wird es zu keinen Engpässen kommen. Die für Arztzimmer und Übergangsbereich umzubauenden Katzenzimmer werden durch den Umbau von bisheriger Quarantäne und Krankenzimmer zurück gewonnen.
Als besonders positiv schildern Architekt und Vorsitzende die Neuerung, künftig den Kranken/Quarantänebereich vom regulären abgegrenzt zu wissen. Ein Aspekt, der für die angestrebte Zertifizierung des Tierheims Berganza von Bedeutung ist und einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Optimierung für Mensch und Tier in der Einrichtung darstellt.
Das Gleiche gilt für die Beschäftigung eines Tierarztes in Teilzeit, erläutern die Vorsitzenden. Man stehe hier bereits in Verhandlungen, so dass dann ab dem kommenden Jahr alle Routinebehandlungen (aller Tierarten im Tierheim) wie etwa Impfungen und kleinere Operationen vor Ort erfolgen können. Zudem werden die Tiere medizinisch noch enger betreut und beobachtet. Die bisherigen Vertragstierärzte sind informiert und werden nach wie vor die größeren und komplizierten Eingriffe übernehmen.
Und wie harmonieren Bauarbeiten und laufender Betrieb? "Hier hat der Architekt die Ausschreibungen so verfasst, dass stets enge Absprachen mit dem Personal erfolgen", führt Liebhard Löffler dazu aus. Es wird also keine großen Einschränkungen geben. Lärm- und wo nötig Sichtschutzmaßnahmen werden nach Bedarf realisiert, ergänzt Marion Hymon-Löffler.
Etwa ein Dreivierteljahr ist für den Umbau veranschlagt, im kommendem Jahr soll dann auch der Teilzeit-Tierarzt im Bergan za seine Arbeit aufnehmen. Und Architekt Moncken wird dann wohl im benachbarten Lichtenfels das dortige Quarantäne-Projekt umsetzen. Teddy, Rocky und Gerry werden dann hoffentlich ein neues Zuhause gefunden haben, nachdem die Bauarbeiten ihnen vermutlich zumindest die eine oder andere Abwechslung bescherten.