Druckartikel: Dalís Bibel-Illustrationen im Bamberger Diözesemuseum

Dalís Bibel-Illustrationen im Bamberger Diözesemuseum


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 16. Sept. 2018

Die Ausstellung zeigt eine Bibel-Sacra-Suite von Salvador Dalí. Die 105 Farbgrafiken stammen aus der Sammlung des Bamberger Kunsthändlers Richard Mayer.
Domkapitular Norbert Jung (links) und Museumsleiter Holger Kempkens präsentieren die Dalí-Werke.  Fotos: Marion Krüger-Hundrup


Diese farbexplosiven Grafiken zur Bibel stellen alles Bekannte in den Schatten: Salvador Dalí (1904 bis 1989) hat mit seiner "Biblia Sacra" ein Jahrhundertwerk geschaffen. Diese bedeutende Illustration zum Alten und Neuen Testament ist nun im Diözesanmuseum Bamberg zu sehen.

Sie zeige, dass "kirchliche Kunst nicht nur etwas von gestern ist, verstaubt und rückwärtsgewandt, sondern zeitgemäß und modern", sagte Domkapitular Norbert Jung, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im erzbischöflichen Ordinariat, bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung am Freitagabend. Die surrealistische Kunst von Dalí sei "bestens geeignet, die Bibel neu zu interpretieren", fügte Jung hinzu.

Wertvolle Sammlung

Dass das Diözesanmuseum diesen Schatz im sechsstelligen Versicherungsbereich überhaupt präsentieren kann, ist dem Bamberger Kunsthändler Richard Mayer zu verdanken. Er kannte den Katalanen Salvador Dalí persönlich und nutzte die freundschaftlichen Kontakte für seine stattliche Kunstsammlung.

Dazu gehört eben diese vollständige Biblia Sacra-Suite: 105 Farbgrafiken, die nur in dieser kompletten Folge Blatt für Blatt von Salvador Dalí handsigniert sind. Dabei stellt diese Suite eine einmalige Kombination von Farbmischtechnik-Lithografien nach Aquarellen von Dalí dar, deren Originaltreue durch die besondere Drucktechnik erhalten geblieben ist.

Die Folge der unbeschnittenen Bögen diente als Beleg für die Kontrolle und Druckfreigabe für den Künstler.

Durch den Erhalt aller vier Blattränder mit

den Markierungen zum späteren Beschneiden der Bögen konnten die jeweils auf dem rechten Rand befindlichen spezifischen Farbskalen konserviert werden. Ihre Entstehungszeit liegt in den Jahren 1963 bis 1965.

"Weltweit einzigartig"

Museumschef Holger Kempkens freute sich darüber, dass sein Bamberger Haus diese "weltweit einzigartige Ausstellung zeigen kann", wie er sagte. Ein Unikat ist diese Schau auch deshalb, weil sie ein weiteres Schlaglicht auf Dalís Schöpferkraft wirft: Ergänzend zur Biblia Sacra-Suite gibt es Dalís Illustrationen zu "Sigmund Freud: Moise et le Monothéisme" zu bewundern, bestehend aus zehn Original-Farbradierungen über Farblithografien, gedruckt auf Lammleder, einem Holzschnitt sowie der zugehörigen Kassette mit einer aus Silber geprägten Darstellung des Moses von Michelangelo.

"Siegmund Freud hatte als Vater der Psychoanalyse und Traumdeuter einen großen Einfluss auf die Surrealisten", weiß Kempkens.

Bibel als Grundlage der Kultur

Dalís Markenzeichen wie lange Beine und zerfließende Tränen tauchen auf mehreren seiner Illustrationen auf.

Gleichwohl verkünden gerade seine biblischen Bilder eine bodenständige Frömmigkeit, die ihren eigenen künstlerischen Ausdruck findet. Ein Grund mehr für das Diözesanmuseum, mit dieser Ausstellung einen passenden Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr zu leisten. "Schließlich ist die Bibel die Grundlage der europäischen Kultur", erklärt Domkapitular Jung.