Druckartikel: Da kommt (Fan-)Freude auf

Da kommt (Fan-)Freude auf


Autor: Bertram Wagner

Bamberg, Montag, 05. Juni 2017

Die Basketballhelden von Brose Bamberg können sich auf ihre Anhänger verlassen. Und auf deren Erfindungsreichtum.
Da kommen Meisterfreuden auf: Manni (links) und Rudi Gütlein mit Headcoach Andrea Trinchieri nach dem ersten Titelschritt. Fotos: Bertram Wagner


Der Jubel über den ersten Finalsieg gegen Oldenburg war schon über eine Viertelstunde verklungen, als Ministerpräsident Horst Seehofer nach einem Interview-Marathon und dem "Meet and Greet" mit den Spielern und Andrea Trinchieri auf dem Parkett sich noch die Zeit nahm, mit Fan Frank Lauterwein am Spielfeldrand zu fachsimpeln. Angezogen wurde der CSU-Chef dabei sicherlich von der Meistertrophäe, die der 54-Jährige als Kopie im Arm hielt und die seit über zehn Jahren aus der "Freak"-Szene nicht mehr wegzudenken ist.

"Das passt schon, es muss nicht alles zum FC Bayern gehen. Mein Basketball-Herz hängt an Bamberg", freute sich Seehofer mit Lauterwein und verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass am nächsten Sonntag Original und die täuschend echt aussehende Edelstahl-Kopie in der Halle sein werden. "Er hat mir auch noch gesagt, dass er selbst nicht da sein werde, sondern einen Termin bei Frau Merkel habe", berichtete der Trophäen-Besitzer im Meister-Trikot von 2012, auf das er mächtig stolz ist. "Das hat mir Casey Jacobson geschenkt. Er hatte es mir versprochen und Wort gehalten!"

Die "Glücks"-Trophäe steht in einer Vitrine zuhause im Stegauracher Lauterwein-Büro, dazu hat er noch Ensminger-Schuhe, ein "Alba-Killer"-Schild und ein Glas, mit dem Karsten Tadda damals Chris Fleming eine Bierdusche verabreichte. Seit 2001 ist der Stammplatz von Frank Lauterwein A links Reihe 3, Sitz 11, aber auch auf dem Parkett hat der Fußballer schon mächtig abgeräumt: einen Motorroller und einen Geschirrspüler, letzteren mit einem unvergesslichen Dreier ("der Ball tanzte zweimal am Ring, ging dann ans Brett und rein") beim damaligen Beko-Gewinnspiel.

Drei Reihen weiter oben lassen sich Uli Herwig und Gerald "Crusty" Krumsiek mit ihren Basketball-Freunden immer etwas Tolles einfallen, am Sonntag hatten sie ihre bekannten "Sweep"-Besen noch nicht dabei. Ein zweiter Sieg am Mittwoch, dann wischen sie am Meistersonntag sicher wieder. Das wäre dann der fünfte "Sweep" binnen zweier Play-Off-Serien.

Zwei "Eyecatcher" der besonderen Art, die ebenso wie die anderen optisch auffälligen Fans beim "Abklatschen" mittendrin statt nur dabei sind, repräsentieren Rudi und Manni Gütlein, die seit den Vize-Meisterschaften vor eineinhalb Jahrzehnten "Freaks" sind. In der Nähe von Maroldsweisach zuhause und noch in der AH fußballerisch aktiv ("noch nie Basketball gespielt") haben die Brüder auch immer ein besonderes Outfit. Rudi ließ sich vor dem Oldenburg-Spiel mit Edding bemalen: "Nur noch 2" und eine große "3" durchgestrichen auf der Stirn! Er war sich also schon im Vorfeld siegessicher wie die über 6000 Fans, von denen weniger als zehn Prozent nicht in "rot" erschienen, die aber dennoch engagiert dabei waren und die "rote Wand" bildeten.

Welchen Weitblick Fans haben, unterstreicht Michael Hollet, der mit einem blinkenden Irokesen-Schnitt die Blicke auf sich zog. Der Hausmeister der Stegauracher Aurachtal-Halle, mit Ehefrau Heike in der zweiten Saison im Südblock, sah dieses Schmuckstück im Teneriffa-Urlaub vor einem Jahr, dachte sofort an die "Frankenhölle" und baute eigenhändig noch eine Beleuchtung ein. "Ein bisschen geklappert habe ich schon, ein derart eindeutiges erstes Viertel hatte ich nicht erwartet. Das Ganze ist jetzt durch", denkt auch er schon an die neunte Meisterschaft.

Die drei Fan-Clubs, die trotz der hohen Führung pausenlos die Stimmung auf Endspielniveau anheizten ("steht auf wenn Ihr Bamberger seid") und deren "Defense, Defense"-Rufe von den Profis perfekt umgesetzt wurden, hielten sich am Sonntag noch etwas zurück, was die (große) Inszenierung betrifft. "Nächsten Sonntag gibt es eine riesige Choreo über die ganze Südtribüne", riss Ronni Arendt (Vorstand Fanclub-"Faszination") an, verriet aber nicht mehr als den "Bamberger Reiter".

Es ist alles vorbereitet: Besen, neuer Edding-Spruch, große "Choreo" und die doppelte Meistertrophäe, diesmal mit Kopie in A links und nach dem zu erwartenden Sieg 3 das Original auf dem Parkett, das als Erster Spielführer Elias Harris in die Höhe recken wird. "Freak City" ist auf den nächsten Festtag bestens vorbereitet. Die Generalprobe am Pfingstsonntag ist gelungen!