"Da dürfte so einiges faul sein"
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Sonntag, 17. Juli 2016
Der in Bamberg lebende, türkischstämmige Schriftsteller Nevfel Cumart über den Putschversuch in seinem Heimatland.
Der in Bamberg lebende, türkischstämmige Schriftsteller Nevfel Cumart hat sich angesichts der Ereignisse in der Nacht zum Samstag an den letzten Militärputsch vom 1. September 1980 erinnert gefühlt, den er in der Türkei hautnah miterlebt hat. Deshalb ist er heute "wirklich, wirklich froh, dass es dieses Mal nur ein Aufflackern gewesen ist". Tief beunruhigt ist er dennoch. Er sei sich absolut sicher, dass Präsident Erdogan jetzt erst recht mit dem Abbau der Demokratie in der Türkei fortfahren werde.
Über den Ablauf des Putschversuchs kann sich Cumart nur wundern: "Ich habe das Gefühl, dass das inszeniert worden ist. Es ist obskur." Auch wenn er kein Verschwörungstheoretiker sei: Für ihn sei es unerklärlich, dass "so etwas Dilettantisches aus der Armee herauskommt". Cumart kann sich nicht vorstellen, dass ein Putsch um 22 Uhr beginnt und drei Stunden später schon wieder alles in Ordnung und die Demokratie
Er persönlich hält es für durchaus denkbar, dass hier einige Tausend Soldaten als Kanonenfutter gedient haben, um dem Präsidenten einen Grund zu geben, in Zukunft noch härter durchzugreifen. Für vollkommen abwegig hält er dessen Behauptung, der in Pennsylvania/USA im US-Exil lebende Prediger Fethullah Gülen sei für den Putschversuch verantwortlich.
Cumarts Fazit: Erdogan werde jetzt noch viel stärker da stehen und noch viel härter durchgreifen. gg