CSU greift mit Frontmann Christian Lange nach dem OB-Sessel
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Dienstag, 04. Juni 2019
Auf einer penibel orchestrierten Krönungszeremonie küren die Bamberger Christsozialen ihren Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters. Christian Lange erhält ein starkes Ergebnis und (beinahe) geschlossene Rückendeckung.
Auf Wahlveranstaltungen ist es wie auf Hochzeiten: Je geplanter sie ablaufen, desto bemerkenswerter sind die ungeplanten Gesten - und die Nominierungsveranstaltung der Bamberger CSU am Montagabend im Hegelsaal war durch und durch geplant. Eine Krönungszeremonie für den Kandidaten, der den Christsozialen nach 25 Jahren wieder Zugriff auf den Chefsessel im Rathaus verschaffen soll: Christian Lange.
Wie auf Hochzeiten stellt man sich hinterher fürs Gruppenbild auf. Wer drängt sich in den Vordergrund? Wer wird aus dem Bild komplimentiert? Welches Lächeln wirkt verkrampft? Das sind spannende Fragen. Auch auf Wahlveranstaltungen.
Und Melanie Humls Lächeln wirkte verkrampft. Neben ihr auf der Bühne strahlte Lange erleichtert als frisch gekürter OB-Kandidat in die Kameras. 93,6 Prozent der Mitglieder votierten für ihn. Alles über 90 Prozent gilt in Bamberg als stark. Gegenüber der Wahl zum Kreisvorsitzenden zeigte die Partei sogar noch zwei Prozent mehr Rückhalt. "Ich möchte meine beiden Melanies neben mir", wünschte sich der 47-Jährige für das Foto und nahm seine Frau Melanie in den Arm. Gesundheitsministerin Melanie Huml hielt dagegen ein bisschen Abstand.
121 Tage ist es her, dass Lange auf der Altenburg angekündigt hatte, kandidieren zu wollen. Huml sei von dem Schritt überrumpelt worden, habe selbst mit dem Gedanken an eine Rückkehr nach Bamberg gespielt, heißt es. In der Parteispitze gab es hinter den Kulissen Streit zwischen Lange und Humls Mann Markus.
Davon war am Montag keine Rede. Stattdessen: demonstrative Geschlossenheit. Selbst Stefan Kuhn, der als Vorsitzender des Ortsverbands Mitte mit einer eigenen Kandidatur geliebäugelt und Lange kritisiert hatte, reihte sich nun ein: "Heute wird es keine Überraschungen geben, das wurde alles im Vorfeld geklärt."
Nichts sollte die Krönungszeremonie stören. Kein Gegenkandidat in Sicht. Kein Widerspruch zu hören. Nur das Wummern der Wahlkampf-Werbetrommeln. Per Videobotschaften sprachen sich CSU-Generalsekretär Markus Blume und Bundestagsabgeordneter Thomas Silberhorn für Lange aus, später live auf der Bühne auch Landtagsabgeordneter Holger Dremel und Wolfgang Möhrlein, Sprecher der CSU-Kreistagsfraktion. In einem vorbereiteten Imagevideo gaben weitere CSU-Lokalmatadoren Rückenwind, nachdem Altbürgermeister Rudi Grafberger Lange offiziell vorgeschlagen hatte. "Christian Lange ist sachkundig, bürgernah, gut vernetzt und leistungsbereit", lobte Grafberger, eine Situationsanalyse des Pragma-Instituts sei vielversprechend ausgefallen.
Lange selbst überraschte die Zuhörer in seiner Rede, ließ alle unter ihren Sitz greifen, wo Bleistifte versteckt waren. "Ein Bleistift ist dazu da, Ideen zu entwickeln, Skizzen zu zeichnen, eine Vision unserer Stadt zu entwickeln", erklärte Lange. An der guten Regierungsarbeit festhalten aber andererseits klar neue Wege gehen: "weiter.anders", stand auf den Bleistiften.