"Schutz anderer ist zweitrangig": Corona-Umfrage der Uni Bamberg mit überraschendem Ergebnis
Autor: Lea Mitulla
Bamberg, Freitag, 27. November 2020
Eine Umfrage der Universität Bamberg zeigt, dass Menschen am ehesten die Corona-Maßnahmen umsetzen, die sie selbst schützen - und obendrein möglichst wenig Aufwand kosten. Doch auch wenn jeder nur an sich selbst denkt, kann das bei der Pandemie-Bekämpfung helfen. Die Autoren der Studie erklären, woran das liegt.
An welche Corona-Regeln halten sich die Menschen am ehesten? Mit dieser Frage hat sich eine psychologische Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg beschäftigt. Das Ergebnis überraschte selbst die Autoren der Studie Johannes Leder, Alexander Pastukhov und Astrid Schütz und wurde nun in der psychologischen Fachzeitschrift "Comprehensive Results in Social Psychology" veröffentlicht.
Das Team führte für die Studie zwei Online-Befragungen durch: eine während des ersten Lockdowns im März 2020 und eine nach dem Lockdown im Mai und Juni. Insgesamt nahmen über 600 Menschen an der Studie teil und bewerteten darin 17 verschiedene Schutzmaßnahmen, die zur Eindämmung des Coronavirus eingeführt wurden.
Umfrage der Uni Bamberg: Wie nehmen die Menschen die Corona-Regeln an?
Zu den Maßnahmen gehörte unter anderem einen Mundschutz zu tragen, Abstand zu halten, aber auch Partys zu vermeiden. Die Befragten sollten dabei bewerten, wie sie die jeweiligen Schutzmaßnahmen nutzen und für wie wirksam sie die Maßnahmen halten. Die Forscher erhoben außerdem, wie die Studienteilnehmer sozial eingestellt sind - also, ob sie prosozial sind und mit anderen Menschen kooperieren, um Lösungen zu finden oder selbstorientiert sind und egoistisch handeln.
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Zwar erwiesen sich ganze 92 Prozent der Befragten als "prosozial", wenn es um die Einhaltung der Corona-Regeln ging, stand für sie aber dennoch der eigene Nutzen im Vordergrund. "Überraschend war für uns, dass sogar für prosoziale Menschen der Schutz anderer Personen zweitrangig ist", so Erstautor der Studie, Johannes Leder.
In diesem Punkt waren sich die Befragten sowohl während als auch nach dem Lockdown einig. "Menschen sind motiviert, Maßnahmen umzusetzen, die vor allem sie selbst schützen und wenig aufwendig sind", fasst Leder zusammen. Dazu zähle zum Beispiel Händewaschen. Diese Erkenntnis hat aber nicht unbedingt Schlechtes zu bedeuten.
Wer andere schützt, hilft auch sich selbst
Leder schlägt vor, dass Politiker, Forscher und andere Menschen aus dem Gesundheitswesen, den Selbstschutz mehr zu betonen, wenn es um die Umsetzung der Corona-Maßnahmen geht. Es sollte deutlich werden, dass sich jeder Einzelne auf lange Sicht selbst hilft, wenn er andere schützt und so die Ausbreitung von Covid-19 reduziert. "Dann würden vermutlich mehr Menschen die Maßnahmen umsetzen", heißt es in der Mitteilung der Universität Bamberg zur Veröffentlichung der Studie.
Die Studie zeigte außerdem, dass persönliche Erfahrung mit Corona Einfluss darauf haben, wie die Corona-Regeln angenommen werden. Wer jemanden kennt, der sich von der Infektion erholt hat, hält sich zum Beispiel seltener an die Regeln. Ist ein Mensch aus dem persönlichen Umfeld an Covid-19 verstorben, versuchen die Menschen eher sich und andere zu schützen.