Ärger um Corona-Fall in Bamberg: "Wie in einem schlechten Film"
Autor: Matthias Litzlfelder
Hirschaid, Montag, 09. März 2020
Ein Oberfranke wendet sich an die Gesundheitsbehörden, weil er befürchtet, sich mit dem Virus angesteckt zu haben. Was dann folgt, macht den 45-Jährigen fast sprachlos. Eine Quarantäne-Posse in mehreren Akten.
Martin Schmitt (Name von der Redaktion geändert) aus Hirschaid (Landkreis Bamberg) ist sauer. Seit sich der 45-Jährige am vergangenen Mittwoch an seinen Hausarzt wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus gewandt hat, haben er und sein Umfeld ihre Häuser nicht mehr verlassen. Inzwischen wurde er getestet, doch was dabei herauskam, sagte ihm bis gestern niemand. "Die Behörden haben gar nichts im Griff", schimpft Schmitt. Was bisher geschah:
1. Akt - Pech muss man haben
Es war ein ganz gewöhnlicher Allergietest, der Martin Schmitt am 24. Februar an die Hautklinik nach Erlangen geführt hat. Eine gefühlte Ewigkeit hatte er auf diesen Termin warten müssen. Nie zuvor war er dort gewesen. Das Problem: Wie wenige Tage später bekannt wurde, wurde ein dortiger Oberarzt positiv auf das Virus getestet. Es war der erste Fall in Franken. Der Mediziner hatte sich auf einem Kongress bei einem Kollegen aus Italien angesteckt.
2. Akt - Verunsicherung
Schmitt liest die Corona-Meldung aus Erlangen. Als er vergangene Woche deutliche Grippesymptome spürt, wird er unsicher. Er hält sich an die Anweisung für Patienten der Hautklinik: "Besucher und Patienten, die seit vergangenem Montag, 24.02.2020, in der Hautklinik waren und grippeähnliche Symptome verspüren, werden gebeten, sich zunächst telefonisch bei ihrem Hausarzt oder dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst zur diagnostischen Abklärung zu melden." Am Mittwochfrüh ruft er um 8 Uhr bei seinem Hausarzt an. Dort wird er an den ärztlichen Bereitschaftsdienst verwiesen. Er wählt als Nächstes die Telefonnummer 116117, den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Dort hört er zunächst lange Ansagetexte. Später bekommt er von einem Mitarbeiter mitgeteilt, er solle seine Kontaktpersonen informieren. Diese müssten ebenso zu Hause bleiben wie er. Er bekomme einen Rückruf wegen Terminabsprache für einen Abstrich zur Abklärung des Falls.
3. Akt - "Lesen Sie nicht so viel Zeitung"
Gegen Mittag am vergangenen Mittwoch meldet sich laut Schmitt das Gesundheitsamt bei ihm. Eine Dame teilt ihm mit, er solle seine Beschwerden nicht so hoch hängen. Das sei sicher nur ein normales Grippevirus. "Lesen Sie nicht so viel Zeitung", rät ihm die Anruferin. Einen Abstrich lehnt sie ab. Wenn er darauf bestehe, müsse er sich selbst darum kümmern und die Kosten selbst tragen.