Corona-Fälle bei Tönnies: Infektionskette nach Bamberg unterbrochen
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Montag, 22. Juni 2020
Das vom Virus befallene Metzgerei-Imperium Tönnies schlachtet auch im Bamberger Schlachthof. Direkte Infektionsketten sehen die Behörden zwar als unterbunden - doch der Massenausbruch ist ein Alarmsignal für die Branche.
Alle Wege in den Bamberger Schlachthof führen durch Hygieneschleusen, in denen sich der eiserne Geruch warmen Blutes mit dem süßlichen Gestank der Desinfektionsmittel mischt. Sauberkeit, die Bekämpfung von Keimen, die Einhaltung von Kühlketten: In kaum einer Branche ist das alles so wichtig wie bei der Fleischproduktion. Normalerweise geht es um den Schutz des Verbrauchers - derzeit rückt der Schutz der Mitarbeiter in den Fokus.
Ein massenhafter Ausbruch des Corona-Virus hat Deutschlands größten Fleisch-Riesen erschüttert. Am Stammsitz der Metzgerei-Firma Tönnies in Nordrhein-Westfalen wurden bereits über 1300 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet.
Für die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) ein gefundenes Fressen: "Es ist kein Zufall, dass der Tönnies-Schlachthof der nächste Hotspot von Corona-Infektionen ist. Das Geschäftsmodell Werkverträge mit seinem Subunternehmersystem sowie katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen für die meist osteuropäischen Werkvertragsbeschäftigten und der aktuelle massive Ausbruch von Infektionen hängen ganz offensichtlich zusammen", kritisiert Freddy Adjan, der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft .
Seit genau vier Jahren lässt das Großunternehmen auch in Bamberg schlachten, was die Zahlen der getöteten Schweine an der Lichtenhaidestraße bis Ende 2019 auf ein Rekordhoch steigen ließ.
Schlachthof gehört der Stadt
Der städtische Schlachthof arbeitet dabei nur im Auftrag des Großkunden - und mit eigenen Mitarbeitern. "Wir haben in Bamberg keine eigenen Produktionsmitarbeiter, nur eine Standortleitung", erklärt dazu Firmensprecher Markus Eicher.
Das Bamberger Gesundheitsamt sieht die Infektionskette zwischen dem Corona-belasteten Tönnies-Stammsitz und Bamberg daher unterbunden. "Die Abläufe in Bamberg sind so gestaltet, dass sich kein erhöhtes Risiko ergibt", erklärt dazu Pressesprecher Frank Förtsch.
"Durch den Corona-Ausbruch am Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück wird von keiner unmittelbaren Gefährdung für den Schlacht- und Viehhof Bamberg ausgegangen", versichert Robert Sporer, der Leiter des städtischen Schlachthofes. Sicherheitsabstände, Pandemiepläne bei Infektionen, Schutzausrüstung: Die Hygienestandards und Sicherheitsvorkehrungen heben die Bamberger Behörden hervor.