Corona-Bühne bringt über 10 000 für Künstler
Autor: Markus Klein
Bamberg, Sonntag, 28. Juni 2020
Kulturschaffende hat die Krise hart getroffen. Deshalb haben wir virtuelle Auftrittsmöglichkeiten geschaffen. Kreative ziehen Bilanz und blicken vorraus.
Die Corona-Krise hat viele Branchen hart getroffen. Doch für Kulturschaffende kam der Lockdown quasi einem Berufsverbot gleich. Schauspieler verdienen ihr Geld vor allem im Theater, Musiker auf Konzerten, Autoren auf Lesungen, Maler in Ausstellungen und Galerien. "Wenn alles abgesagt wird, erzeugt das ein Gefühl der Machtlosigkeit, mit dem umzugehen, nicht leicht ist", zieht der Bamberger Autor Martin Beyer Bilanz.
Langsamer Start
Doch langsam ist wieder Scheinwerferlicht am Ende des Tunnels zu sehen - auch bei Beyer: "Mittlerweile ist vieles besser, ich habe jetzt wieder die erste Lesung mit einem Publikum aus Fleisch und Blut." Auch das Theater im Gärtnerviertel (TiG) freut sich darauf, bereits im Juli wieder "in Live-Kontakt mit unserem Publikum zu treten und Raum für kulturellen Austausch zu bieten". Wenn auch mit einem abgespeckten Konzept namens "TiG - En passant": 30-minütige Minidramen für kleine Zuschauergruppen.
Denn die Künstlern vermissten in den vergangenen Monaten nicht nur Einnahmen, sondern auch den direkten menschlichen Bezug. "Die finanzielle Sache ist das eine, schwerwiegender ist eigentlich die Bühne, die fehlt", sagt etwa Rapper Jonas Ochs von "Bambägga".
Um beide Aspekte zumindest ein klein wenig abzumildern, hat der Fränkische Tag während des strikten Lockdowns die Corona-Bühne ins Leben gerufen: Auf unserer Homepage und unserer Facebook-Seite haben wir Musikern, Schauspielern, Fotografen, Künstlern, Tänzern und Dichtern die Möglichkeit für digitale Auftritte gegeben. Der Internet-Zuschauer wird dabei um eine kleine Gabe in den Hut gebeten - in dem er direkt auf das Konto des jeweiligen Künstlers spendet. So kamen für rund 30 Beiträge aus sämtlichen Kunstbereichen über 10 000 Euro an Spenden zusammen.
Die Idee geht auf FT-Leserin Christiane Schuster zurück: Sie zeigte sich in einem Brief bedrückt von der misslichen Lage der Künstler und suchte nach einer Möglichkeit, an Kulturschaffende zu spenden. Heraus kam die Corona-Bühne. Umso wichtiger, weil die Hilfen der Staatsregierung den Künstlern kaum geholfen hätten (siehe Gastkommentar von Felix Forsbach am Ende des Artikels).
Kontakt zum Publikum
Die Kreativen sind aber nicht nur über die finanziellen Zuwendungen der Leser dankbar. Autor Andreas Ulich freut sich etwa über die Möglichkeit, "trotz der einschneidenden Beschränkungen zumindest im kleinen Rahmen präsent zu bleiben". Auch Felix Forsbach vom Theater-Ensemble "Ernst von Leben" war es wichtig, "ein kleines Lebenszeichen" zu setzen. Heidi Lehnert vom Jugendtheater "Chapeau Claque" schreibt: "Wir haben uns sehr über den großen Zuspruch des Publikums gefreut, das uns mit Spenden unterstützt hat, aber auch in zahlreichen Nachrichten seinen Wunsch nach einer baldigen Wiederaufnahme des Spielbetriebs übermittelt hat."
Das Theater will in den Sommerferien mit kleinen Freilichtstücken im Hain den Betrieb langsam wieder aufnehmen. Angedacht ist "Der kleine Prinz" am 20. September.