Corona bremst den Brückenbauin Bamberg
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Freitag, 27. März 2020
Zwölf Millionen Euro sollte der Neubau der Buger Brücke kosten. Und nach 20-jähriger Vorgeschichte beginnen. Das ist nun nicht mehr wahrscheinlich.
Es ist die Rolle einer tragischen Berühmtheit, die die Buger Brücke in der jüngeren Geschichte Bambergs spielt. Seit 2011 stand der Neubau der 120 Meter breiten Verbindung im Süden Bambergs auf der Top-Prioritätenliste der Stadt - stets wurde das Projekt verschoben.
Diese umstrittene Tradition scheint sich in der Corona-Krise fortzusetzen, denn die Stadt hat das 12-Millionen-Euro-Projekt völlig überraschend gestoppt.Noch im November hatte Kämmerer Bertram Felix zugesichert, dass der Neubau der Brücke 2020 unwiderruflich kommen werde. Nun die Kehrtwende. Was steckt hinter dieser Entscheidung? Geht es nur um die Buger Brücke oder bringt die Corona-Krise weitere Projekte ins Wanken?
Es war der Ältestenrat der Stadt Bamberg, der vergangene Woche einstimmig den Beschluss fasste, die zum 24. März terminierte EU-weite Ausschreibung des Brückenbaus im letzten Moment doch noch abzublasen. Eine Woche später sickerte die Nachricht durch. Gerüchteweise hieß es zunächst, der Neubau der Brücke werde dem Soforthilfeprogramm der Stadt für Unternehmen geopfert, die von der Corona-Krise betroffen seien - gewissermaßen ein Deckungsvorschlag.
Dem ist aber nicht so, versichert Kämmerer Felix dem FT am Freitag auf Nachfrage. Die Kosten für die Corona-Soforthilfe der Stadt würden aus der Mindestrücklage der Stadt gedeckt. Die sei mit derzeit 2,5 Millionen Euro gut gefüllt.
Allerdings ist der Hintergrund für den Beschluss gleichwohl ernst: Denn die Stadt reagiert mit dem Rückzieher auf die drohenden dunklen Wolken einer wirtschaftlichen Verfinsterung: "Alles andere wäre unverantwortlich gewesen, denn wir können derzeit nicht beurteilen, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt."
Hört man Bertram Felix, gibt es derzeit dennoch keinen Grund mit Blick auf die städtischen Finanzen in Trübsal zu verfallen. Die Kriegskasse sei angesichts der soliden Wirtschaftsweise der letzten Jahre gut gefüllt. Angefangene Projekte wie etwa die Generalsanierung der Graf-Stauffenberg-Realschule (11,5 Millionen Euro), der Straßen- und Kanalbau auf dem Gelände der Lagardekaserne (5,5 Millionen Euro) sowie die Sanierung der Offizierssiedlung (9 Millionen Euro) könnten wie geplant fortgeführt werden.
Allerdings - und auch das ist keine Überraschung - ist klar, dass die wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die Finanzsituation der Stadt Bamberg haben werden. Hier steht viel im Feuer: Mit 96 Millionen Euro beziffern sich die geplanten Einnahmen der Stadt durch Gewerbesteuern, die Einkommensteuer und die Umsatzsteuern im Jahr 2020. Käme es hier zu Einbrüchen, gäbe es nur zwei Alternativen: Die Stadt müsste Ausgaben streichen oder neue Schulden machen.