Comic aus Bamberg: Über Bayern wacht der Tracht Man
Autor: Andreas Thamm
Bamberg, Dienstag, 15. August 2017
Christopher Kloiber ist mit seinem bayrischen Superhelden-Comic ein echter Hit gelungen.
Christopher Kloiber sagt, Plem Plem Productions war ein klassischer Küchentischverlag. Vielleicht wäre Schulhofverlag treffender. Auf dem Schulhof im Erdinger Landkreis fing das nämlich an: "Ab der siebten Klasse habe ich Parodiecomics über Mitschüler und Lehrer gemacht", erinnert er sich. "Die habe ich dann im Fotokopierer kopiert und für 50 Cent auf dem Schulhof verkauft."
Heute ist Christopher Kloiber 30 Jahre alt und lebt nicht mehr bei Erding, sondern in Bamberg. Das Geschäftsmodell ist mehr oder weniger dasselbe geblieben: Möglichst viel selber machen, möglichst unabhängig arbeiten. Seit 2008 gibt es den Comicverlag Plem Plem Productions. Im ersten Heft, das unter dem Label erschien, erzählte Kloiber von Dopey und Horst: Ein kiffender Kater und sein bester Freund, ein kiffendes Walross.
"Ich habe 16 Seiten gezeichnet und das an deutsche Verlage geschickt, es kamen aber nur Absagen. Also bin ich zur Stadt gegangen und habe mein Gewerbe angemeldet, meine Kohle zusammengekratzt und das zum Drucker geschickt. So hat das angefangen."
Seitdem wächst Plem Plem Productions, mittlerweile fast zehn Jahre lang. Mit rund zehn befreundeten Zeichnern, Koloristen und Textern arbeitet Kloiber zusammen. Er verkauft unter anderem Geschichten über den charmanten Auftragskiller Mr. Kill und Sanchez den Roboter. Auf Comicmessen erarbeitet er sich eine treue Stammleserschaft. Vom Comicsmachen alleine kann er auch heute noch nicht leben, aber: "Die Hefte finanzieren sich selbst. Und Tracht Man finanziert sich so gut, der finanziert noch andere Hefte mit."
Kein bierernster Held
Tracht Man: Ein weißblauer Held, die strammen Oberschenkel in enge Lederhosen gequetscht, Rauten auf der massiven Brust, blonder Schnurrbart. Ein Verkaufsschlager. Seine Superkräfte bezieht er aus einem ganz eigenen Zaubertrank: Bier. In seinem Luftschiff wacht er über Bayern.
Tracht Man ist in ständiger Alarmbereitschaft, schließlich arbeitet Dr. Fargo in seiner Festung in der Fränkischen Schweiz unablässig daran, Bayern endgültig von der Landkarte zu fegen.
"Ich wollte keine Parodie machen, aber auch keinen bierernsten Superhelden. Meine Prämisse war, mich an den Marvel-Comics der 70er-Jahre zu orientieren." Herausgekommen sei ein Action-Entertainment-Comic, nicht zu soft und nicht zu brutal, abgeschlossene Geschichten, die jeder lesen kann. Und viele lesen wollen: "Die Reaktionen, die ich bekommen habe, sind gigantisch. Es geht drunter und drüber. Ich weiß nicht, woran es liegt, ich kann es dir nicht sagen."
Christopher Kloiber ist mit Tracht Man Anfang des Jahres ein Hit gelungen. Der Comic geht durch die Decke. Plötzlich steht die TZ auf der Matte - und der Bayerische Rundfunk und die Bildzeitung. Episode 0 und die bayrische Version sind weitgehend vergriffen, die Münchner Comicmesse druckte den Tracht Man aus dem kleinen Bamberger Verlag auf ihre Plakate: "Ich war nur noch am signieren", erinnert sich Kloiber.
Sein persönliches Highlight: Von Ausgabe 1 gibt es ein Alternatives Cover. Gezeichnet hat es Neal Adams, US-Amerikaner, Zeichner von Batman-, X-Men-, Avengers-Heften, Legende. "Ich habe den einfach angeschrieben und er fand den Charakter cool..." Für jemanden, der seine Sammlung ganz klassisch mit Batman- und Superman-Heften begann, ist das eine besondere Auszeichnung.
Pünktlich zum Oktoberfest
Die Nummer 2 von Tracht Man erscheint pünktlich zum Oktoberfest, eine Wiesn-Ausgabe. Marketingtechnisch sicher ein kluger Schachzug. "Die dritte wird in Neuschwanstein spielen, die vierte dann vielleicht in Bamberg." Tracht Man macht Urlaub, ausgerechnet in der Heimat von Dr. Fargo...
Seit etwa drei Jahren wohnt Christopher Kloiber hier, der Freundin wegen. Er habe sich ganz schnell in die Stadt verliebt und ja, er mag die Franken. Auch wenn er manchmal das Gefühl hat, einem echten Dr. Fargo gegenüberzustehen. In der Zollnerstraße zeichnet er die Nächte durch, Schichten bis 3 oder 4 Uhr morgens sind keine Seltenheit.
Neben Tracht Man arbeitet er an einer neuen Sanchez-Ausgabe, auch Dopey und Horst steht ein Comeback bevor, er kümmert sich selbst um den Versand der einzelnen Hefte, die Organisation der anderen Projekte, die Facebook-Seite... "Comics machen, ist anstrengend." Aber wenn es keinen Spaß machen würde, würde er es nicht machen. Er sei ein genügsames Kind gewesen, sagt Christopher Kloiber über sich selbst, außer Action-Figuren und Comics habe er nichts gebraucht.
Im Sommer fliegt er nach London. Im Gepäck hat er die englische Ausgabe von Tracht Man, übersetzt von einem Freund. Gut vorstellbar, dass der bayrische Held auch auf der Insel gut ankommt. Die Originalversion sei natürlich etwas besser: "Ein Wort wie Dreckhammel kann man halt einfach nicht übersetzen."