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Christbäume werden in Bamberg zu Kompost


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Freitag, 10. Januar 2014

An Heiligabend mittags landeten die ersten Tannen, Fichten und Kiefern in der Kompostierungsanlage. Das Gros kommt dieser Tagen aus dem Stadtgebiet. Am Ende dürften es zwischen 50 und 100 Tonnen sein.
Obwohl die Kampagne noch läuft, türmen sich schon die ausgedienten Weihnachtsbäume auf dem Gelände der Bamberger Kompostierungsanlage in der Rheinstraße. Alle Fotos: Barbara Herbst


Wer sich im Spätsommer an der Rheinstraße mit Kompost eindeckt, holt möglicherweise seinen eigenen, in diesen Tagen ausrangierten Christbaum nach Hause - in anderer Form, versteht sich.
30 bis 40 Wochen dauert es gewöhnlich, bis aus den Tannen, Fichten und Kiefern, die nach Dreikönig aus den Wohnzimmern verbannt und von der Stadt zentral eingesammelt werden, wertvoller Kompost geworden ist.

Es ist eine Menge Rohmaterial, das man in diesen Wochen in der Kompostierungsanlage an der Rheinstraße entgegennimmt. Im Schnitt 50 bis 100 Tonnen, berichtet Thomas Stubenrauch, Umweltingenieur und Leiter der Anlage.

Für die Schwankungsbreite hat er mögliche Erklärungen: Nicht alle Leute nützen den Abholservice; Gartenbesitzer schneiden vielleicht die Zweige ab und legen sie als Frostschutz auf Beete; andere mögen den Baum im Kamin verbrennen.



Die meisten der nadelnden Exemplare, die sich jedes Jahr zu kleinen Baumgebirgen an der Rheinstraße türmen, schmückten über Weihnachten Wohnungen und Vorgärten in Bamberg.

Im Gegensatz zum Landkreis, wo es keine überörtlich organisierte Sammelaktion gibt, bietet die Stadt diesen Service an. Wer in diesen Tagen das gute Stück zum vorgesehenen Termin an den Straßenrand legt, kann sicher sein, dass ers geholt und in die Kompostierungsanlage transportiert wird.


Nur scheinbar kostenlos


Kostenlos ist diese kommunale Dienstleistung nur scheinbar. Nach Auskunft von Steffen Schützwohl von der Rathaus-Pressestelle bezahlen Bürger die Abfuhr der Bäume mit ihren Restmüllgebühren; da sei dieser Service genau so enthalten wie die Abfuhr von Sperrmüll, Windelsack oder Gartenabfällen.
In der Kompostierungsanlage muss die Kommune ihrerseits Gebühren entrichten, wenn sie die Bäume anliefert.

Laut Stubenrauch steckt einige Arbeit darin, bis aus ehemaligen Christbäumen Kompost wird. Sie müssen geschreddert werden, dann wird das Material gesiebt, damit die Feinteile herausfallen. Die gröberen Partikel werden schließlich mit anderem Grüngut vermengt, um den Verrottungsprozess zu beschleunigen. Bis sich alles in Kompost verwandelt hat, muss die Masse mehrmals umgesetzt werden.

Nur etwa jeder zweite Baum wird zu Gartendünger; die andere Hälfte dient - nach dem Schreddern und Aussieben - als Brennmaterial für Bioheizkraftwerke.

Die ersten Bäume landen jedes Jahr schon an Heiligabend in der Kompostierungsanlage. Stubenrauch findet den schlagartigen Wertverlust für Tanne und Co. am 24. Dezember bemerkenswert.

Vormittags werden sie noch für ziemlich viel Geld verkauft, kurz nach 12 Uhr entledigen sich die ersten Händler in der Rheinstraße der unverkauften Exemplare.

Dass sie die Bäume lieber gebührenpflichtig entsorgen als an die letzten Kunden zu verschenken, kann der Umweltingenieur nachvollziehen: Sonst, so glaubt er, würde ja jeder seinen Baum im letzten Moment holen und hoffen, dass er ihn billiger oder umsonst erhält.