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"Capella Antiqua Bambergensis": Eine Treppe in den Himmel


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Mittwoch, 31. Oktober 2018

Die "Capella Antiqua Bambergensis" hat Thietmar von Merseburg eine bemerkenswerte CD gewidmet.
Chronist Thietmar von Merseburg - hier als neuzeitliche Figur im Kreuzgang des Merseburger Doms - war ein Zeitgenosse von Heinrich II. und Kunigunde. Fotos: Marion Krüger-Hundrup


Zünden Sie eine Kerze an, schenken Sie sich ein Glas Wein ein. Vielleicht ein Kaminfeuer. Und dann lassen Sie sich entführen in die Epoche der Romanik. In die Zeit mächtiger Kaiser und ihrer faszinierenden Frauen. Die sonore Stimme von Udo Schenk, die berührende Musik der "Capella Antiqua Bambergensis" sowie Solisten wie Jule Bauer oder Murat Coskun versetzen in versunkene Sphären. Und laden dazu ein, gemeinsam mit dem heiligen Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde schnurstracks eine Treppe in den Himmel zu besteigen.

Besondere Note

Auch so kann der Feiertag Allerheiligen eine besondere Note bekommen. Diese ist der brandneuen CD "Heinrich - König und Kaiser - Herrscher und Heiliger" zu verdanken, die die "Capella Antiqua" produziert hat. Sozusagen als "memoria" eigener Art im 1000. Todesjahr des Thietmar von Merseburg.

Der berühmte Chronist des Mittelalters starb am 1. Dezember 1018. Er hinterließ sozusagen einen detaillierten Blog über die Ottonen von Heinrich I. bis Heinrich II., die als mächtige Herrscherdynastie die europäische Geschichte prägten.

Thomas Spindler, der unter anderem die CD-Projekte der "Capella Antiqua" koordiniert, hat die Geschichten des Thietmar von Merseburg in eine neuzeitliche Version verpackt. Seine eingängigen Texte werden von dem Schauspieler, Synchron- und Hörspielsprecher Udo Schenk gelesen - dem Fernsehpublikum bestens als zynischer Dr. Kaminski der ARD-Ärzteserie "In aller Freundschaft" bekannt.

Schenk nimmt als Thietmar von Merseburg die Hörer der neuen CD mit auf eine Reise in das ottonische Kaiserreich, das mit Heinrich II. sein Ende fand - ausgelöst durch "die schmerzhafte Katastrophe der Kinderlosigkeit".

Zuvor widmet Thietmar alias Udo Schenk den Ehefrauen der Ottonen seine Aufmerksamkeit: Mathilde, Adelheid, Theophanu und Kunigunde, die wichtige Schlüsselpositionen im Kaiserreich einnahmen. "Ohne Kunigunde wäre Heinrich nicht das geworden, wofür wir ihn heute bewundern", sagt etwa der Sprecher nachdrücklich. Da spielt selbst die Pflugscharen-Legende als Gottesurteil über vermeintliche eheliche Untreue der Kaiserin eine eigene Rolle in Thietmars Erzählung.

Zeitgenössische Musik

In bewährter Weise gliedert die zeitgenössische Musik der "Capella Antiqua" die Kapitelfolge. Instrumente wie Nyckelharpa, Sackpfeife, Gotische Harfe oder Rahmentrommel erklingen. Der feine Mezzo-Sopran von Jule Bauer betört mit mittelalterlichen Liedern.

Auch auf das CD-Booklet sei verwiesen. So berichtet darin etwa Professor Wolfgang Spindler, Begründer der Capella und Musikarchäologe, wann und wie mehrstimmige Musik und Noten überhaupt erfunden wurden.