Druckartikel: Busfahren auf Abruf - Pilotprojekt in Burgebrach?

Busfahren auf Abruf - Pilotprojekt in Burgebrach?


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Mittwoch, 17. Oktober 2012

Fünf Umland-Gemeinden haben bereits eine Stadtbusanbindung, fünf weitere wollen sie. Neu dazu kommen könnte ein Projekt, von dem vor allem das flache Land profitieren könnte: der Bedarfsverkehr.
Hallstadt ist eine von insgesamt fünf Umland-Gemeinden, die bereits an den Stadtbusverkehr angeschlossen ist.  Foto: Ronald Rinklef


Das ist einmalig im ganzen Gebiet des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN): Ein gemeinsamer Nahverkehrsplan für Stadt und Landkreis. Einmalig und sehr sinnvoll, wie Jürgen Frercks, der sich beim VGN mit lokalen Nahverkehrsplänen beschäftigt, in der gemeinsamen Sitzung des Umwelt- und Kreisausschusses hervorhob.

"So können wir den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Stadt und Landkreis abstimmen." Auf einer ausgewählten Achse könnte das zum Beispiel bedeuten: Sowohl Stadtbus als auch Regionalbus fahren tagsüber im 60-Minuten-Takt. Zusammen könnten sie so getaktet werden, dass der Bürger alle 30 Minuten einen Bus nehmen kann.

"Bei Bedarf kann man noch Verstärkerfahrten einplanen, also etwa Schulbusse", erläuterte Frercks.
"Gemeinsam" war überhaupt das Schlagwort, das über dem ganzen Projekt steht. Umwelt- und Kreisausschuss tagten gemeinsam, weil in Zusammenhang mit dem neuen Nahverkehrsplan auch der CO2 -Ausstoß im Landkreis um 25 Prozent verringert werden soll.

Regionaler Omnibusbahnhof


Und: Es soll einen gemeinsamen Regionalen Omnibusbahnhof (ROB) geben. "Wir haben viele Haltestellen, zum Teil lange Umsteigewege und vor allem sind Stadtbusse und Regionalbusse ungenügend verknüpft. Deswegen halten wir vom VGN einen ROB für sinnvoll", erklärte Frercks weiter.

Sinnvoll fanden die Räte auch ein Projekt, das Jochen Strauß und Gerhard Seifert vom Omnibusverkehr Franken (OVF) vorgestellt haben: den sogenannten Bedarfsverkehr.

Nach dem Vorbild eines bereits laufenden Pilotprojektes könne man auch in Bamberg testen, inwieweit der Bedarfsverkehr angenommen wird. "Uns bereiten die sinkenden Schülerzahlen Kopfzerbrechen. Gleichzeitig soll aber das flache Land nicht den Anschluss verlieren. Die Frage ist, wie wir als DB-Regio-Bus wirtschaftlich fahren können", erläuterte Jürgen Seifert, der das Projekt "Alternative Bedienungsformen" leitet.

Fahrgast bestellt den Bus


Die Idee: ein Bus, der erst fährt, wenn er vom Fahrgast gebucht wird. Tagsüber, 90 Minuten vorher, über eine kostenlose Rufnummer oder das Internet. "Unser rechnergestütztes System ermöglicht es dann, dass der Busfahrer sich auf dem Bordcomputer die Route anzeigen lassen kann", führte Seifert weiter aus.

Für den Fahrgaste interessant: Das System würde über den normalen VGN-Tarif funktionieren, die Fahrkarte also nicht mehr kosten. Der Bedarfsbus würde bereits ab der Anmeldung des ersten Fahrtwunsches fahren. Wer ihn häufiger nutzen möchte, kann ein Abonnement buchen. Die eingesetzten Klein-Busse wären flexibel zwischen den Haltestellen ohne vorgegebenen Linienweg unterwegs.

"Im Landkreis Bamberg könnten wir uns Bedarfsbusse zunächst in Burgebrach vorstellen. Wenn das läuft, könnte man auf Scheßlitz und Strullendorf erweitern", sagte Jochen Strauß, Leiter des OVF-Verkaufsbüros in Bamberg.

Pilotprojekt in Burgebrach


Das Grundgerüst in Burgebrach wäre die Linie 991 von Bamberg über Burgebrach, Ebrach bis Schlüsselfeld. "In Burgebrach könnten wir die Schnittstelle mit dem Linienverkehr einrichten", sagte Strauß.

Der Bedarfsverkehr sei vor allem interessant, weil die Steiger waldklinik beziehungsweise das Facharzt-Zentrum und die Ortsteile angebunden werden könnten. Man könne überlegen, bei den Kosten die Facharzt-Praxis und die Klinik zu beteiligen, merkte der OVF-Vertreter an. Apropos Kosten: "Da gerade erst die Gespräche mit den Unternehmen laufen, kann ich zur Finanzierung noch nichts sagen."

Mehr zu sagen zum Thema Kosten hatte Georg Ensner, Geschäftsbereichsleiter für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landratsamt. "Der Nahverkehrsplan wäre vielleicht schon verabschiedet, wenn wir nicht den Defizitausgleich im Stadt-Umland-Verkehr bewältigen müssten." Denn: Bisher haben der Landkreis und die fünf Gemeinden mit Stadtbusanbindung 178.800 Euro pro Jahr an die Stadtwerke gezahlt.

Dieser Betrag ist massiv gestiegen auf rund 881.000 Euro - "Da sind wir natürlich aus allen Wolken gefallen und haben die Forderung von einem Gutachter - in diesem Fall dem VGN - prüfen lassen. Die Zahlen sind nach dessen Untersuchung aber wohl zutreffend und angemessen", sagte Ensner.


Bürgermeister ziehen mit


Man habe sich aber mit der Stadt Bamberg geeinigt, dass die Stadt 50 Prozent der Kosten übernimmt. Die restlichen etwa 440 000 Euro teilen sich der Landkreis und die fünf Gemeinden mit Stadtbusanbindung.
"Wir haben geschaut, welche Gemeinden mehr, welche weniger Prozentanteile des Defizits verursachen und einen Schlüssel aufgestellt, nach dem wir verfahren."

Diesen haben die Bürgermeister akzeptiert. Bischberg verursacht zum Beispiel 2,7 Prozent der Kosten, also etwa 12.000 Euro. Würde sich der Landkreis mit 50 Prozent beteiligen, blieben rund 6000 Euro für die Gemeinde. Würde er sich mit einem Drittel beteiligen, blieben rund 8000 Euro. Wie viel der Landkreis finanziert, muss noch geklärt werden. Was dagegen klar wurde: Die Räte finden den aktuellen Entwurf des Nahverkehrsplans größtenteils gut.


Diskussionsbedarf vorhanden


In einigen Wortmeldungen bekundeten sie allerdings die Sorge, dass man eine mögliche Überversorgung im Nahverkehr verhindern müsse und nicht vergessen dürfe, dass auch Strullendorf, Litzendorf, Oberhaid, Pettstadt und Viereth-Trunstadt einen Stadtbusanschluss wollen - was in der Finanzierung berücksichtigt werden müsse.

Auch sei zu bedenken, dass möglicherweise die Konzessionen der privaten Busunternehmer Ende 2013 auslaufen. All das müsse noch diskutiert werden.

Insgesamt waren die Ratsmitglieder vom Entwurf des Nahverkehrsplans, vor allem dem Bedarfsverkehr, angetan und sprachen sich einstimmig dafür aus, dass er zur abschließenden Beratung in die Fraktionen geht. Im Frühjahr 2013 soll der Beschluss dann gefasst und der gemeinsame Nahverkehrsplan verabschiedet werden.


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