Burgenzentrum auf der Giechburg - Reisberg darf kein Stiefkind sein
Autor: Hans-Werner Penning
Scheßlitz, Freitag, 24. Januar 2014
Bei der Einrichtung eines Burgenzentrums auf der Giechburg soll auch die alte germanische Bergfestung aus der Zeit der Völkerwanderung dargestellt werden.
Der Reisberg bei Scheßlitz soll nicht länger das Stiefkind der reichen Geschichte des Bamberger Landes sein. Das fordert Kreisrat Richard Kaiser (ÖDP), der sich für seine Partei bei der Kommunalwahl am 16. März auch um das Amt des Bamberger Landrates bemüht.
"Im Zusammenhang mit der Schaffung eines Burgenzentrums auf der Giechburg sollte auch an die viel reichere Geschichte des Reisberges erinnert werden", will Kaiser die neue Gelegenheit nutzen. Man solle "mal anklopfen", ob Ausstellungsstücke von anderen Museen nicht auch - zumindest vorübergehend - in einem zukünftigen Burgenzentrum Giechburg gezeigt werden könnten.
Derzeit sind die reichen Funde vor allem von der starken Befestigungsanlage aus der Zeit der Völkerwanderung verteilt auf das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das Historische Museum Bamberg und das Fränkische-Schweiz-Museum in Tüchersfeld sowie die Staatssammlung in
Erster Erfolg
Immerhin: Einen ersten Erfolg kann Richard Kaiser für sich verbuchen. Im Zusammenhang mit der didaktischen Erschließung der Giechburg sollen auch Informationen über den Reisberg gegeben werden. "Das bietet sich doch an", begründet der 51-jährige Forstamtsrat seinen Vorstoß. "Denn der Reisberg ist von der Giechburg aus schließlich gut zu sehen".
Und für die, die mehr darüber wissen wollen, hofft Kaiser, dass der Rundweg auf dem Reisberg entlang den Resten der alten Ringmauer möglichst bald zustande kommt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat dafür die Aufstellung von Informationstafeln zugesagt. Für den Weg selber muss allerdings die Stadt Scheßlitz sorgen. "Vielleicht bewegt sich da doch was".
Funde haben ergeben, dass der Reisberg - auch Schlappenreuther Berg genannt - während der Zeit der Völkerwanderung zur späten römischen Kaiserzeit die bedeutendste Anlage dieser Art im heutigen Süddeutschland war. Etwa um das Jahr 430 wurde der damals international bekannte Platz zerstört.
Weil im Jahr 436 der Burgunderkönig Gunter am oberen Main im Kampf getötet wurde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das im Nibelungenlied beschriebene Geschehen auf dem Reisberg stattfand, der damals die östliche Grenzbefestigung des Burgunderreiches bildete.
"Leider sind die Funde vom Reisberg total auseinandergerissen worden", bedauert auch Sieglinde Luda aus Breitengüßbach den aktuellen Zustand. Ihr inzwischen verstorbener Mann barg und konservierte einen großen Teil davon. "Da waren tolle Sachen darunter, sogar goldene Gürtelgarnituren von germanischen Legionären in römischen Diensten.
In Tüchersfeld ist davon eine Replik zu sehen." Leider verschwunden sei ein Brustpanzer eines römischen Offiziers, der zur Reinigung nach Mainz geschickt wurde. "Ich könnte Rotz und Wasser heulen", klagt Sieglinde Luda angesichts solcher Verluste.
Große Anziehungskraft
Zumindest beim Fränkische- Schweiz-Museum in Tüchersfeld sind die Funde vom Reisberg sehr gut präsentiert. Man weiß dort auch, was man daran hat: "Die Abteilung Reisberg ist die mit der größten Anziehungskraft bei den Besuchern", gibt Museumsleiter Rainer Hofmann gerne zu.
Gegen einen Austausch seiner Schätze mit einem Präsentationsort im Landkreis Bamberg oder speziell auf der Giechburg hätte er grundsätzlich nichts einzuwenden. "Der Landkreis ist da aber noch nicht auf uns zu gekommen", sagt er.
Kein Problem wäre es, den Reisberg-Film, der das Geschehen zur Völkerwanderungszeit auf der Höhenfestung darstellt, anderswo zu zeigen. Wegen ihres hohen "Erkenntniswertes" müsste bei der Ausleihe von Fundstücken allerdings deren Sicherheit gewährleistet sein.
Schon einmal wurde übrigens ein Versuch unternommen, die Schätze vom Reisberg in Scheßlitz zu präsentieren. "Die Stadt hatte damals sogar schon ein Haus dafür gekauft, am Häfnermarkt", erinnert sich die Vorsitzende des Heimatkundlichen Vereins der Stadt, Stadträtin Franziska Hintzke. Weil aber die finanzielle Unterstützung für ein Heimatmuseum ausgeblieben sei, habe man das Vorhaben zu Anfang des Jahrtausends wieder aufgeben müssen.