Bundestag bremst Bamberger Naturerbe-Hoffnungen aus
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 22. April 2015
Die Initiative des Abgeordneten Andreas Schwarz gegen das Nationale Naturerbe östlich der Autobahn löst in Bamberg Irritationen aus. CSU- und SPD-Fraktion waren sich einig, dass der Titel der Konversion in Bamberg sehr nützt. Nun könnte es sein, dass sich die Hoffnungen darauf zerschlagen.

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Maßgeblich beteiligt daran, dass es zu dem Moratorium kam, war auch der Bamberger Abgeordnete Andreas Schwarz (SPD), der seinen Draht nutzte, um die Kollegen auf die "Problematik" eines Naturerbes hinzuweisen. "Ich begrüße die Entscheidung", kommentierte Schwarz dann auch den aufschiebenden Beschluss über die dritte Tranche der für das Naturerbe vorgesehenen Flächen.
Damit sind mögliche Naturschutzgebiete auf rund 30.000 Hektar Fläche in ganz Deutschland auf Eis gelegt. Sie waren Teil des Koalitionsvertrags, um den heimischen Naturreichtum zu sichern. Weil das Naturerbe bei Bamberg als politisch gesichert galt, hatten die angrenzenden Gemeinden ihr ursprüngliches Ziel, ein Gewerbegebiet zu errichten, nicht weiter verfolgt.
Nun freut sich Schwarz, dass die Planung noch einmal überdacht werden kann. Der SPD-Abgeordnete beruft sich bei seinem Veto auf Kritik an der Entscheidung aus Bamberg, Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf.
Zumindest in Bamberg wundert man sich sehr über diese Einschätzung. CSU-Fraktionschef Helmut Müller (CSU) spricht von einem "Schlag gegen die Interessen Bambergs". Müller fürchtet um den werbewirksamen Titel - und darum, dass der Entscheidungsspielraum für die anderen Flächen in Bamberg sinke, Schießplatz und Muna.
Auch SPD sieht Beschluss mit Skepsis
Auch die SPD-Fraktion sieht den Beschluss mit Skepsis: "Für Bamberg wäre das Nationale Naturerbe eine Riesenaufwertung", sagt SPD-Stadtrat Heinz Kuntke. Als Vorsitzender des BV Ost kennt er die Stimmungslage im Osten gut: Für viele Bürger sei der Hauptsmoorwald als Naherholungsgebiet unverzichtbar. "Deshalb hätten wir den Titel sehr begrüßt."
Es war die Regierung von Oberfranken, die das Areal rund um die sogenannte Häuserkampfzone wegen seines Artenreichtums empfohlen hatte. Sachgebietsleiter Herbert Rebhan beschreibt die Fläche als reich strukturiertes Naturgebiet mit vielen Tümpeln, lichten Kiefernwäldern und halboffenen Pioniergesellschaften. Seltene Arten wie die Kreuzkröte, die Gelbbauchunke oder der Laubfrosch leben hier. Auch die Wildkatze habe hier das Zentrum ihrer Verbreitung im Landkreis.
Überrascht vom Rückzieher in Berlin wurde auch Konversionsreferent Christian Hinterstein, der das Nationale Naturerbe bislang als gesetzt ansah. Ungeachtet des Beschlusses sei aber unzweifelhaft, dass jede künftige Nutzung die Naturschutzinteressen berücksichtigen müsse.
Bambergs OB Andreas Starke (SPD) geht trotz des Moratoriums davon aus, dass das Naturerbe nicht vom Tisch ist. Zusammen mit MdB Schwarz will er sich dafür einsetzen, beide Planungsansätze miteinander zu verbinden: einen Gewerbepark und ein nationales Naturerbe. Ob das funktioniert, ist allerdings fraglich: BN-Vorsitzender Heinz Jung kündigte erbitterten Widerstand gegen eine Verwässerung der Naturerbe-Idee an.