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Bugatti-Treffen: Oldtimer ziehen alle Blicke auf sich


Autor: Anette Schreiber

Ebrach, Mittwoch, 04. Juni 2014

Der internationale Bugatti Club gab sich bei der ersten Etappe seiner ersten Ausfahrt 2014 in Ebrach die Ehre.
Da kommt Otto Normalverdiener aus dem Staunen nicht mehr heraus: In Reih' und Glied parkten die hochglanzpolierten Bugattis auf dem Ebracher Marktplatz. Fotos: Matthias Hoch


"So was siehst du nicht oft, das ist absolut der Hammer!" Reinhold Maidel zückt Mal um Mal die Kamera, um Details der blinkenden Chrom-Ansammlung oder freigelegte Motoren abzulichten. Das tut er um die Wette mit den vielen, vielen anderen, die da in Superlativen schwelgen ob dessen, was sich da auf dem Marktplatz versammelt hat. "Das ist wie ein rollendes Museum," stellt Ebrachs Kämmerer Konrad Götz nüchtern fest.

Knapp 70 chromblinkende, schnurrende oder auch knatternde Automobile der Baujahre 1922 bis 1939 haben den Marktplatz angesteuert. Für Ordnung sorgt Club-Ordner Heinz Elfers.

Als erste sind Neuseeländer von der Bamberger Unterkunft hier eingetroffen. Mit dem blankpolierten Bugatti Typ 57, Baujahr 1935, und mit Schweizer Kennzeichen. Einer von etlichen ihres Mannes, wie Eja van Deventer auf Nachfrage wissen lässt. Wie viele Bugatti der Gatte nun wirklich hat? Er hüllt sich in das Schweigen des stillen Genießers. Es sind wesentlich mehr als zwei, neben den vielen anderen Automobilen des Sammlers, verrät die Ehefrau. Eigentlich wollte er beim amerikanischen Oldtimerhändler einen Mercedes Gold Wing, ergänzt Gatte John. Der war früher zuerst in der Automobilbranche und dann im Vieh-Bereich tätig. Und er blieb dann bei diesem Bugatti hängen. "Allein der Motor ist ein Kunstwerk", schwärmt er. Mit diesem Wagen hat der 63-Jährige, der nicht mehr berufstätig ist, schon etliche Preise geholt. Das einzige übrigens, über das in dem illustren Kreis der Bugatti-Fans wirklich gesprochen wird.

Erlesener Club

Weniger zurückhaltend ist da Schlüsselfelds Altbürgermeister Georg Zipfel. "Das ist ein Wahnsinn, wenn man sich für jeden Wagen hier den Gegenwert von zwei Einfamilienhäusern vorstellt, mindestens." Voll Bewunderung stellt er fest, wie flott die Oldies unterwegs sind. Mit seinem Mercedes SUV hat er sich in den Konvoi gemogelt.

Bei der Clubmitgliedschaft freilich lässt sich nicht mogeln. Der Bugatti-Club Deutschland hat um die 70 Mitglieder und das wird nur jemand, der entweder eine solche Rarität besitzt oder dabei ist, einen Bugatti zu erwerben. Bei einer Gesamtzahl von um die 7500 Stück, die überhaupt hergestellt wurden, ist die Szene insgesamt recht überschaubar.

Einer, der hier einen guten Überblick hat, ist Thomas Feierabend aus Würzburg. Nicht nur, weil sich der 46-Jährige seit frühester Jugend für diese Autos begeistert. "Ich bin damit groß geworden." Er hat eine Firma, die Oldtimer restauriert und er genießt laut Fachpublikum in Deutschland hohe Reputation.

Logisch, dass auch er heute Ebrach angesteuert hat. In einem GP 54, wie das Kennzeichen verrät. Es handelt sich demnach um einen Grand-Prix-Rennwagen, der 1932 gebaut und 1933 im Rennen gefahren wurde. "Der Bugatti 35 ist bis heute unter den Rennwagen ungeschlagen", klärt er in Richtung Laien auf.

Der Bugatti, mit dem er heute vorgefahren ist und in der Abteilung der Rennwagen die Blicke auf sich zieht, hat 5 Liter Hubraum und 250 PS. Damit war das Geschoss schon vor vielen Jahrzehnten über 200 Kilometer schnell. Die Geschwindigkeit läuft der Wagen auch heute noch, "wenn man sich traut", sagt er. Feierabend traut sich, wie Partnerin Petra Hornung wissen lässt.

Deutschland fungiert alle sieben bis acht Jahre als Gastgeberland. Die Chauffeure kommen aus der gesamten EU, aus Russland, Neuseeland, ja auch Japaner reihen sie ihre Karossen und Boliden hier in die Bugatti-Versammlung ein. Individualtät ist Trumpf, jeder lebt sein Bugatti-Fan-Sein nach eigener Facon aus: mit Ölkännchen in der Hand oder Edelmarken-Schuhen. Viele Männer, aber auch Frauen steuern die Wagen. Technisch anspruchsvoll zu fahrenden Gefährte, für die es laut Thomas Feierabend vor allem viel Gefühl braucht.

Reinhold Maidel ist BMW-Spezialist. Hier vertieft er sein Wissen über die Nobelmarke Bugatti und hält besondere Details im Bild fest. So was erlebe man schließlich nicht alle Tage, betont der Lisberger, dessen Berufsleben die Automobilbranche war. "Gänsehaut", bekomme er angesichts dieses einzigartigen Anblicks. Er bedauert nur, dass man die nicht in Bamberg anschauen kann. Dort logieren die Fahrer während dieses internationalen Treffens. Von dort brechen sie zu den jeweiligen Tagestouren auf. Danach sind die kostbaren Karossen in einer bewachten Garage geparkt. Und für einen Termin wie in Ebrach war in Bamberg kein geeigneter Platz frei gewesen, teilt Organisator Elfers auf Nachfrage mit.

Freude in Ebrach

Umso mehr freut sich Ebrachs Gemeindeoberhaupt Max-Dieter Schneider (SPD), dass sich der Club für Ebrach entschieden hat. Da werde der Bevölkerung was geboten und mit etwas Glück sehe man den einen oder anderen Bugatti-Fahrer als Tourist wieder. Dafür sorgt auch Gerhard Weierich: Er bringt den Fahrern nicht nur Pappkartons (falls Wagen Öl verlieren), sondern versieht jeden Bugatti auch mit einer Ebrach-Einkaufstüte. "Das erlebt man nicht alle Tage," übt sich der Wächter des Marktplatzes in typisch fränkischem Understatement.