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Bürgermeister meistert die Bütt


Autor: Anette Schreiber

Burgebrach, Mittwoch, 20. Februar 2019

Johannes Maciejonczyk ist das Oberhaupt der Marktgemeinde Burgebrach und ein vielgeschätzter Akteur bei den örtlichen Prunksitzungen. Wie kam es dazu?
Eine Büttenrede entsteht: Burgebrachs Bürgermeister Johannes Maciejonczyk mit Notizen, Ausschnitten und Unterlagen von vorherigen Prunksitzungen in seinem Jagdzimmer - die Zeit drängt. Foto: Ronald Rinklef


Er war schon Gemeindediener, Sandmann, Rasender Reporter, Richter, selbst Dalai Lama, Obama und James Bond. Und bald wird er wieder in die Bütt steigen in einem Kostüm, das wohl abermals von ihm reden machen wird - Burgebrachs Bürgermeister Johannes Maciejonczyk (CSU). Eher zufällig landete er als 14-Jähriger in der Bütt: Jeder der örtlichen Vereine sollte zu der von Burgebracher Faschingsgesellschaft und Ortskulturring getragenen, traditionellen Prunksitzung einen Beitrag beisteuern. Da Maciejonczyks Vater seinerzeit Erster Vorsitzender des Sportvereins war, fragte dieser den Filius, der ihm wegen der selbst verfassten Muttertagsgedichte in den Sinn kam, ob er nicht Lust hätte, was in der Kinderbütt zu machen. Der Sohn musste nicht lange nachdenken und sagte zu. "Aufgeregt", sei er gewesen, erinnert sich der heute 36-Jährige. "Damals und auch heute noch, aber das gehört dazu", sagt er mit der Erfahrung der letzten 21 Jahre.

"Das Kostüm ist die halbe Miete. Und die Musik." Denn in Burgebrach gibt es für jeden Programmteilnehmer bei der Prunksitzung einen großen Einzug durch den Saal zur Bühne. Die Bütt dort verlässt Maciejonzcyk nicht: Weil er sie für Büttenreden als die angemessenste Umgebung empfindet. Man merkt: Beim Humor überlässt der Burgebracher nichts dem Zufall und die Vorbereitung einer gelungenen Faschingsdarbietung ist eine ebenso anstrengende wie ernsthaft anzugehende Angelegenheit.

Die Rede fehlt noch

Kostüm und Musik für die Sitzung am Samstag stehen. Was noch fehlt ist die Rede. "Da braucht es einfach einen gewissen Druck", erklärt der erfahrene Büttenredner. Üblicherweise geben die Faschings-Akteure ihre Manuskripte schon Wochen vor der Veranstaltung ab. Maciejonczyk räumt freiwillig ein, dass er da durchaus einen Sonderstatus habe und seinen Text erst am Tag vor der Veranstaltung abgibt. "Weil er nicht früher fertig ist."

Wie es aussieht, wird es auch diesmal so sein. Warum? Um Weihnachten herum habe er noch keinen Kopf dafür, wenn dann der Termin näherrücke, setze er sich dann doch in das von seiner Gattin Monika - wegen der Farbe - so genannte Jagdzimmer und in Sachen Fasching an den Laptop.

Einfach so? Nein! Maciejonczyk war schon das ganze Jahr zuvor auf der Pirsch und hat etliches gesammelt. Die besten Ideen habe er unter der Dusche oder beim Autofahren. Stift und Zettel sind immer in der Nähe, um witzige Begebenheiten oder Ereignisse sofort festzuhalten. Diese Zettel- und Blätter-Ausbeute bilden den Grundstock für die Rede. Die dauert in der Regel 20 bis 25 Minuten und besteht aus - natürlich gereimten - Themenblöcken. Alles auf Burgebracher Boden gereift, "woanders funktioniert die Rede deswegen nicht". Es geht um Begebenheiten aller Art. Wichtig sei die Ausgewogenheit, die Balance und "dass man keine rote Linie übertritt", so der 36-Jährige. "Ich würde mich niemals über jemandens Glauben lustig machen."

In den letzten Tagen vor den Veranstaltungen zieht Maciejonczyk sich immer öfter ins Jagdzimmer zurück, meist spät abends und dann bis weit in die Nacht hinein. Er feilt an Übergängen, nimmt den Feinschliff vor. Nicht einmal seine Ehefrau bekommt vor den Veranstaltungen Kostproben des neuen Werks. Selbst bei der Generalprobe geht es für Maciejonczyk nur um Mikro-Einstellung und Musik-Einspielung. Beim Humor setzt Macieonczyk mehr aufs Florett denn auf den Degen und ist erklärter Heinz-Erhard-Fan. Er bewundert dessen Wortspielereien und Feinsinn. Kabarett mag er "lieber als Comedy".

Was gibt ihm der Auftritt in der Bütt: "Das Spiel mit dem Publikum reizt mich, die ganze Atmosphäre im Saal." Und natürlich wenn seine Pointen ankommen. Wie steht's mit dem Humor im Alltag? "Es macht ihn leichter." Da kann der Bürgermeister über sich selbst schmunzeln, als er etwa vor Antritt seines Amtes beim Behördenbesuch mit seinem Vorgänger für dessen Praktikanten gehalten wurde - Stoff für die Bütt.

Ideen gehen ihm jedenfalls nicht aus, so wird man den Bürgermeister wohl auch weiterhin als Büttenredner erleben können.