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"Brot für alle ist machbar"


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Montag, 30. Sept. 2019

Zehn Jahre Stiftung "Brot für alle Menschen": Erzbischof Ludwig Schick gibt Kleinbauern im globalen Süden eine Perspektive .
Erzbischof Ludwig Schick und Bischof André Guèye bekamen von Professor Gerhard Seitz die ersten Exemplare des neuen Kunstkalenders 2020 überreicht. Foto: Marion Krüger-Hundrup


"Brot für alle Menschen": Der Name klingt fast schon provozierend. Zumal die Zahl der Hungernden in der Welt auf über 820 Millionen gestiegen ist. Der Name verrät aber viel über das Ziel und den programmatischen Auftrag dieser Stiftung, die Erzbischof Ludwig Schick anlässlich seines 60. Geburtstages im Jahr 2009 gegründet hat. Zehn Jahre später, zum 70. Wiegenfest, zogen er und Kooperationspartner in einem Symposium am vergangenen Samstag Bilanz. Bis Ende 2018 konnte die Stiftung bereits 23 Projekte mit insgesamt rund 480 000 Euro fördern. Die Gelder gingen nach Äthiopien, Burkina Faso, in den Irak, nach Kambodscha, Kamerun, Kenia, Kuba, Mauretanien, in die Sahelzone, nach Senegal, Simbabwe, Sri Lanka und Syrien.

Das Symposium "Da sprach er: Gebt ihr ihnen zu essen - 10 Jahre Stiftung ‚Brot für alle Menschen‘" wurde von der Bamberger Diözesanakademie Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH Nürnberg) veranstaltet. Direktor Siegfried Grillmeyer moderierte mit dem Bamberger Weltkirche-Referenten Michael Kleiner die Veranstaltung. Grillmeyer machte klar, dass der Hunger überwindbar ist: "Es gibt Lebensmittel für alle sieben Milliarden Menschen in der Welt. Brot für alle ist machbar!"

Denn: "Obwohl die Not in der Welt riesig und der Beitrag, den jeder Einzelne von uns leisten kann, klein ist, können wir etwas bewirken, wenn wir alle zusammen helfen", ist sich Erzbischof Schick sicher. Als "Außenminister" der Deutschen Bischofskonferenz sieht er auf seinen Reisen durch Afrika, Asien und Südamerika viel Armut, hungernde und kranke Kinder, ausgetrocknete Felder und versiegende Wasserquellen. Ihm ist bewusst, dass es zur Bekämpfung dieses Elends "Langstreckenläufer braucht statt Sprinter". So fördert das Geld aus seiner Stiftung vor allem die kleinteilige Landwirtschaft in den Entwicklungsländern durch Kauf von gutem Saatgut sowie durch den Bau von Bewässerungsanlagen.

Vermittlung von Know-how

"Für die Überwindung des Hungers ist kleinbäuerliche Landwirtschaft wichtig", weiß Schick. So bilden auch die Vermittlung von Know-how und die landwirtschaftliche Fachausbildung beispielsweise in Landwirtschaftsschulen im Senegal, in Niger und Simbabwe einen weiteren Schwerpunkt der Hilfe durch Stiftungsgelder. Darüber hinaus stellt der Erzbischof Mittel für akute Notfälle bereit.

Dass die Förderung der Kleinbauern im globalen Süden die effektivste "Hilfe zur Selbsthilfe", zur Bekämpfung von Armut und Fluchtursachen ist, bestätigten in dem Symposium Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und der Direktor von Caritas International, Oliver Müller. "Ohne diversifizierte Landwirtschaft kann die Menschheit nicht in Würde leben", betonte Spiegel. Er beklagte, dass der Großteil aller produzierten Lebensmittel "nicht auf den Markt und auf den Teller kommen". Essen werde hergestellt, "um Geld zu machen, nicht um zu sättigen". Der Misereor-Mann sprach zwar nicht ausdrücklich von der zwingenden Notwendigkeit, dass sich die internationalen Marktmechanismen und politischen Gegebenheiten grundlegend ändern müssten. Doch die kirchlichen Hilfswerke würden mit ihren Partnern vor Ort dafür sorgen, dass "die Zivilgesellschaft in ihren Rechten gestärkt wird".

Oliver Müller nannte es "einen schmalen Grat", hungernde und arme Menschen nicht in Abhängigkeit von Hilfe zu bringen. Projekte, wie sie die Stiftung "Brot für alle Menschen" fördert, unterstützen nach Müllers Worten die Menschen, "selber Akteure zu werden und nicht passiv zu bleiben, um sich auch gesellschaftlich, politisch äußern zu können".

André Guèye, Bischof des Bamberger Partnerbistums Thiès im Senegal, sieht in der Förderung von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben die nachhaltigste Entwicklung schlechthin: "Landwirtschaft sichert Essen, Trinken und Arbeit, verhindert Migration nach Europa und Armut", sagte der Bischof. Und: "Brot zu haben, hängt zusammen mit Ausbildung und Gesundheit."

Zwei Praktiker

Zwei Praktiker saßen mit auf dem Podium: der Jesuitenpater Heribert Müller, ehemals in Simbabwe, jetzt in Mosambik tätig, und Jesuitenbruder Noel Oliver aus Indien/Kambodscha. Beide sind für ihre landwirtschaftlichen Projekte Nutznießer der Stiftung. Es sei heute der Auftrag Jesu, Freude an der Landwirtschaft zu wecken, damit sich die Menschen ernähren können, meinte Pater Müller. Sein Ordensmitbruder Oliver prägte an diesem Abend einen brennend aktuellen Satz: "Wirklich Arme sind Menschen mit Würde. Macht keine Bettler aus ihnen!"

Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk überreichte CPH-Direktor Grillmeyer dem Erzbischof ein ihm gewidmetes, druckfrisches Buch: "Gebt ihr ihnen zu essen! Bedeutung und Potenzial kleinbäuerlicher Landwirtschaft". Prominente Autoren wie Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, oder Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel kommen darin zu Wort. In einem Interview zieht der Erzbischof darin auch ein Zwischenfazit über seine Stiftung "Brot für alle Menschen". Das Buch kostet fünf Euro und ist im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-429-05456-4).

Kunstkalender für Klinikprojekt

Der "Afrika-Virus" hat auch Professor Gerhard Seitz infiziert, seit dem er in Bambergs Partnerbistum Thiès/Senegal war. Der Chefpathologe am Klinikum besuchte bekanntlich 2018 mit drei Kollegen das dortige katholische Krankenhaus St. Jean de Dieu, das mit dem Bamberger Klinikum eine Kooperation eingegangen ist.

Diesem Krankenhaus kommt nun der Erlös eines neuen Kunstkalenders komplett zugute, den Professor Seitz mit Hilfe namhafter Sponsoren initiiert hat. Er überreichte Erzbischof Ludwig Schick und Bischof André Guèye im Samstags-Symposium die ersten Exemplare: Ein Kalender für das Jahr 2020, der ein vielfältiges, anregendes und buntes Bamberg-Bild schafft.

Der Grafiker Thilo Pustlauk hat im Stil verschiedener Künstler der Klassischen Moderne von Dalí bis Picasso die Titelbilder der von Seitz veranstalteten Bamberger Morphologietage neu zusammengestellt.

In einem Vorwort schreiben Erzbischof Schick und Professor Seitz: "Wir wünschen uns, dass viele Bamberger und viele Freunde Bambergs diesen Kalender erwerben, auch zum Verschenken, um so eine möglichst umfangreiche Förderung für diese afrikanische Klinik zu erreichen. Damit wird auch ein Beitrag zu der allenthalben geforderten Bekämpfung der Ursachen von Flucht und Migration geleistet werden."

Der Kalender kostet 10 Euro und ist an folgenden Verkaufsstellen zu erwerben: Bistumshaus St Otto, Diözesanmuseum, Klinikum Bamberg, Kunstkontor Mayer, Tourismus & Kongress Service Bamberg.