BRK plant Bauernhofkindergarten in Wildensorg
Autor: Sabine Christofzik
Wildensorg, Donnerstag, 01. Oktober 2015
Auf dem Ziegenhof Lips in Wildensorg plant der BRK-Kreisverband ab April einen Bauernhofkindergarten. Es wird der erste seiner Art in Oberfranken sein.
Lieb, leise und langsam - anders kommt man bei Mozzarella, Jenny, Heidi und dem Rest der Herde nicht sehr weit. Das begreifen alle Kinder, die die vierbeinigen Bewohnerinnen des Ziegen- und Schafhofs Lips in Wildensorg kennenlernen, im Nu.
Seit vielen Jahren holt die Familie Lips junge Menschen auf den Bauernhof, zuletzt mit den Kursen "Stallluft schnuppern". Ab April 2016 soll ein Projekt dazukommen, das in Oberfranken ohne Gleichen ist: ein Bauernhofkindergarten. Einer, in dem Tiere nicht einfach nur "da" sind, sondern wo die Kinder in den täglich geplanten fünfeinhalb Stunden Betreuungszeit im Stall mitarbeiten können. Tierestützte Pädagogik soll ein Schwerpunkt im Bauernhofkindergarten sein.
Der Kreisverband Bamberg des Bayerischen Roten Kreuzes plant diese Betreuungseinrichtung, deren Konzept an das eines Waldkindergartens angelehnt ist. Ob Interesse und Bedarf besteht, das wurde bei den Stalluft-Schnupper-Kursen im Frühjahr und Sommer eruiert. Zu einem ersten Info-Nachmittag, bei dem der Hof, das künftige Kindergartengelände und das pädagogische Konzept vorgestellt wurden, kamen jetzt 23 Familien.
18 Plätze
Maximal 18 Plätze für Kinder ab drei Jahren werden bereitgestellt. Vorgesehen ist, dass die Kinder so viel Zeit wie möglich auf dem Schaf- und Ziegenhof verbringen. Als feste "Unterkunft" soll ein beheizbarer Schäferwagen auf einem benachbarten, eingezäunten Wiesengrundstück dienen. Fürs große oder kleine "Geschäft" muss niemand hinter die Büsche gehen: Es gibt eine Komposttoilette.Kinder, die vor der Kindergartentür aus dem Auto steigen, wird es beim Bauernhofkindergarten nicht geben - das wäre allein schon wegen der Lage der Hofstelle nicht so ohne weiteres möglich. Sie ist nur auf schmalen Wegen zu erreichen. Die Kinder und Erzieherinnen werden jeden Morgen und Mittag vom und zum Treffpunkt an der Bushaltestelle Wildensorg-Mitte zu Fuß marschieren.
Am Stall angekommen, sieht der (mögliche) Tagesablauf den Morgenkreis und die Mitarbeit im Stall vor. Die Kinder sollen aktiv dabei sein bei der Versorgung der Tiere am Vormittag. Viel Raum haben soll die Freispielzeit. Dennoch sind auch gelenkte Angebote vorgesehen auf der Weide, in der Spinnstube, auf dem Gemüseacker, in der Scheune oder im Schäferwagen.
Ob auch Schulvorbereitung, Spracherziehung und andere im Regelkindergarten obligatorische Bildungsmöglichkeiten gewährleistet seien, erkundigte sich eine Mutter. Auch der Bauernhofkindergarten werde alle im Bildungsplan festgelegten Vorgaben umsetzen, versicherte Michael Ruthrof, Abteilungsleiter Sozialarbeit beim BRK-Kreisverband. "Das muss jeder Kindergarten tun."
Das Rote Kreuz wird der Träger sein. Auch nach der personellen Ausstattung wurde gefragt. Die Bauernhof-Kindergartenleitung wird die Sozialpädagogin Kiki Lips übernehmen, dazu kommt eine Kinderpflegerin und eventuell eine Praktikantin.
Hürden fürs Catering
Vorgesehen ist, den Kindern ein frisch gekochtes, vollwertiges Mittagessen mit Produkten vom Bauernhof anzubieten. Es sei einer der Kernpunkte des Bauernkofkindergartenkonzepts, Kindern das Wissen um die Herkunft von Lebensmitteln zu vermitteln. Doch was die Verpflegung und ihre Herstellung angehe, seien die bürokratische Hürden enorm hoch, räumt Maria Lips ein. Hier gebe es noch Abstimmungsbedarf. "Was wir nicht wollen, ist Tiefkühlkost oder Essen auf Rädern." Das Leben mit und das Lernen von Tieren ist eine weitere Säule des Konzepts. Wie einfach es ist, zu den Ziegen Kontakt zu finden, merkten die Jungen und Mädchen, die vielleicht im nächsten Jahr den Bauernhofkindergarten besuchen, beim Informationsnachmittag schnell - wenn sie mit ihnen lieb, leise und langsam umgehen.
Ein Stück leisten die meckernden Milchlieferantinnen auch Erziehungsarbeit und Entwicklungshildfe. Tiere sprechen Kinder immer auf der emotionalen Ebene an. Sie sind geduldige Zuhörer, beispielsweise für Kinder, die Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen haben, und sie zeigen den kleinen Menschen Grenzen auf. "Viele Kinder öffnen sich gerade Tieren gegenüber viel mehr.
Tiere sollten ihren Platz in der Pädagogik haben", sagt Kiki Lips.
Der BRK-Kreisverband veranstaltet noch zwei weitere Informationsnachmittage am Stall: am 29. Oktober und am 17. November.
Informationen unter www.kvbamberg.brk.de, Anmeldung unter info@kvbamberg.brk.de oder Telefon 0951/98189-14