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Brentano-Theater ist zurück auf der Altenburg


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Samstag, 30. August 2014

Burgbär Poldi soll durchs alte Gemäuer geistern. Und andere berühmte Besucher der Altenburg leben beim ersten "poetischen Herbst" des Brentano-Theaters auf. Ein großes musikalisch-literarisches Programm erwartet Franken ab 14. September auf Bambergs Wahrzeichen.
Martin Neubauer mit Victoria Heinz auf der Altenburg, wo der "Poetische Herbst" spielt.  Foto: Brentano-Theater


Spukt's auf der Altenburg, die menschliches Leid und Elend seit dem frühen 12. Jahrhundert miterlebte? "Immer wieder kam der Verdacht auf", sagt Martin Neubauer. Und taucht beim ersten "Poetischen Herbst", den das Brentano-Theater auf Bambergs Wahrzeichen veranstaltet, ins schaurige Geschehen ein. "Mit etwas Glück wird uns Karl Valentins Ahnfrau erscheinen", meint der Franke. Poldis Geist wolle man beschwören. "Warum sollte der Bär auf der Burg nicht den Mund auftun, auf der E.T.A. Hoffmann als Dichter arbeitete, der mit einem Hund reden konnte?"

Wie aber kam Neubauer dazu, der Altenburg sein Herbstprogramm zu widmen? "Ich hatte schon im vergangenen Jahr die Idee, die Galerie als imposanten, aber nicht allzu großen Saal zu nutzen." Noch bevor sich der Theaterprinzipal aber an den Geschäftsführer des Altenburgvereins wenden konnte, kam Gerd Urbanski mit dem gleichen Anliegen auf ihn zu: "Hätten Sie nicht mal Lust...?"

Ein

passender Titel fürs Auftakt-Programm war rasch gefunden: So öffnet am 14. September erstmals das "Bamberger Burgtheater" seine Pforten. Was aber kredenzt man dem geschätzten Publikum im historischen Ambiente? "Natürlich genügt es nicht, eine tolle Location zu haben, und dort dann irgendwie was Kulturelles zu machen. Das Thema muss zum Ort des Geschehens passen. Und genau das war das zentrale Anliegen bei allen Vorbereitungen zum ersten ,Poetischen Herbst auf der Altenburg'".


"Grässlich deformierter Wunderheiler"

Letztendlich ersann Neubauer drei Programme, die Zuschauer bis 22. Oktober erwarten: Angefangen beim "Burgtheater" als Abend, "den wir eigens für den Veranstaltungsort erarbeiteten": Literarische Kuriosa, die an berühmte Besucher wie Albrecht Dürer, Friedrich Gottlob Wetzel und E.T.A. Hoffmann erinnern, präsentiert der Theaterleiter mit Victoria Heinz. "Selbst Faust soll schließlich auf der Altenburg gewesen sein": Ja, jener wandernde Alchimist, Magier, Wunderheiler und Astrologe, den Goethe zur zentralen Figur des bedeutendsten Werkes der deutschen Literatur machte.

Ein Horoskop erstellte Johann Georg Faust dem Bamberger Fürstbischof Georg III. Schenk von Limpurg 1520: zwei Jahre vor seinem Tod und zwei Jahrzehnte, bevor der berühmt-berüchtigte Doktor starb. Er hauchte sein Leben beim Versuch aus, Gold herzustellen. Wobei sich Fausts Leichnam nach einer Explosion in einem derart "grässlich deformierten Zustand" befand, dass die Menschen meinten, der Teufel höchstpersönlich habe sich seiner Seele bemächtigt (nachzulesen auch auf Wikipedia).


Doktor Faust auf der Altenburg

Auf der Altenburg geht's aber nicht um das bizarre Ende des Alchemisten. Vielmehr "erlauben wir uns die Vorstellung, wie eine verschollene Szene aus Goethes ,Faust' unter dem Titel ,Auf der Altenburg zu Bamberg' wohl ausgesehen hätte", sagt der Brentano-Theater-Leiter. Victoria Heinz würde den Doktor als Burgfräulein erwarten.

So tummeln sich auch Burgfräulein, Ritter und Minnesänger bis heute auf Bambergs Wahrzeichen - gerade erst ließ Chapeau Claque in seinem Sommertheaterstück längst vergangene Jahrhunderte aufleben. "Wie wir die Bamberger Burg heute sehen, ist sie auch ein Dokument romantischer Sehnsucht nach dem Mittelalter", meint Neubauer: "Das soll sich in Balladen von Friedrich Hebbel, Joseph von Eichendorff und Conrad Ferdinand Meyer spiegeln."

Gefühlvoll geht's in den beiden Oktober-Programmen weiter: "Träumerei im Herbste" ist ein Konzert des Berganza-Quartetts betitelt, das Mendelssohn und Schumann spielt. Neubauer widmet sich als Rezitator Joseph von Eichendorff. "Im ersten Teil des Abends lebt sein Märchen ,Die Zauberei im Herbste' auf, wobei das renommierte Bamberger Streichquartett die Feenwelt mit Sätzen von Felix Mendelssohn Bartholdy herbeizaubert." Im zweiten Teil der Veranstaltung stünde Robert Schumanns zweites Streichquartett - umrankt von einigen Eichendorff-Gedichten - im Blickpunkt.


"Tuba-Tannhäuser"

Zuletzt erwartet Bamberger noch "Der Tuba-Tannhäuser". "Dabei wird Ludwig Tiecks aufwühlende Novelle, in der es weit mehr Tote gibt als bei Richard Wagner, musikalisch mit Passagen aus dessen ,Tannhäuser' gestaltet." Heiko Triebener übernimmt den Part an der Seite Martin Neubauers. "Er wird die Tuba auch nicht als virtuosen Spaßmacher vorführen, sondern wahrhaft in die Tiefe loten lassen."


Das Programm auf einen Blick

"Bamberger Burg-Theater":
Ein szenischer Abend mit Texten von E.T.A. Hoffmann, Karl Friedrich Gottlob Wetzel, Friedrich Hebbel, Karl Valentin u. a. , veranstaltet von Victoria Heinz und Martin Neubauer am 14. September, 17 Uhr, 18. September, 20 Uhr, 19. September, 20 Uhr, und 21. September, 17 Uhr

"Träumerei im Herbste": Das Berganza-Quartett, bestehend aus Mitgliedern der Bamberger Symphoniker (Aki Sunahara, Sabine Lier, Christof und Katja Kuen), spielt Sätze von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumanns zweites Streichquartett; Martin Neubauer spricht Joseph von Eichendorff am 11.Oktober, 20 Uhr

"Der Tuba-Tannhäuser":
Martin Neubauer und Heiko Triebener (Tuba) präsentieren Ludwig Tiecks Novelle "Der Tannenhäuser" zu Klängen aus Richard Wagners "Tannhäuser" am 22. Oktober, 20 Uhr

Alle Vorstellungen finden in der Galerie der Altenburg statt. Platzreservierungen sind unter der 0951/54528 möglich.