Braucht Bamberg eine neue Kongresshalle?
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 30. März 2017
Was wird aus der ehemaligen Reithalle der Lagardekaserne? Darüber liegen Stadträte und Stadtspitze in Bamberg im Clinch.
Die Zukunft der Lagardekaserne sorgt für einen Grundsatzstreit im Bamberger Rathaus. Konkreter Anlass ist die künftige Nutzung der historischen Reithalle und das dahinter stehende Konzepts für das neue Stadtviertel. Die ehemalige Reithalle dürfe kein neues Bamberger Kongresszentrum, sondern müsse zum Stadtteilzentrum mit kultureller Nutzung entwickelt werden.
Dieses Ziel äußerten die Stadträte Helmut Müller und Gerhard Seitz (beide CSU) sowie Klaus Stieringer und Heinz Kuntke (beide SPD). Die Stadträte eilen damit einer Ideenfindungskonferenz voraus, bei der im April unter anderem die Ergebnisse einer Studie über einen möglichen Kammermusiksaal für die Bamberger Symphoniker veröffentlicht werden sollen.
Doch wieso haben sich die Fraktionsspitzen so frühzeitig positioniert? Die Stadträte möchten einer Entwicklung auf dem Gelände der Lagardekaserne vorbeugen, die der für sie wichtigen Hauptnutzung als Quartier für rund 1000 Wohnungen entgegensteht. "Leider haben wir die Häuser der Flynn-Siedlung nicht bekommen. Deswegen ist für uns klar, dass es auf der Lagarde vor allem um eines geht: Viele und bezahlbare Wohnungen", sagte Helmut Müller. Und um einen attraktiven Mittelpunkt zu schaffen, brauche es ein Stadtteilzentrum nach Art des früheren Freizeitwerks in Bamberg-Ost, sind sich Müller, Seitz, Stieringer und Kuntke einig. Das fehle bislang im Osten. Ein isoliertes Kongresszentrum für 1000 Besucher samt eines Hotels ist für sie eher kontraproduktiv und habe auch nur geringe Ertragsaussichten.
Doch genau in diese Richtung könnte der Zug fahren. Bürgermeister Christian Lange (CSU) warb gegenüber unserer Zeitung dafür, das künftige Herzstück der Lagardekaserne ernsthaft für einen Kongressstandort zu prüfen. Nach seinen Angaben eröffnet eine Kongresshalle für 1000 Besucher in Bamberg interessante wirtschaftliche Perspektiven. Genau diese Größenordnung fehle derzeit in Bamberg.
Hintergrund der Debatte ist auch die ungewisse Finanzierung einer künftigen Kultureinrichtung. Würde die ehemalige Reithalle zum Musiksaal umgebaut, entsteht ein jährliches Defizit, das nach FT-Informationen im mittleren sechsstelligen Bereich liegt - kaum leistbar für die Stadt. Ein neues Kongresszentrum mit Hotel biete dagegen die Chance, dem Stadtteil ein lebendiges Zentrum zu geben, dass sich rechne. Lange sieht gute Gründe, das von seinen Kollegen geforderte Stadtteilzentrum an einem anderen Ort innerhalb der Lagardekaserne einzurichten. Ob er die Mehrheitsfraktionen überzeugen kann, ist aber fraglich.
Vor allem Heinz Kuntke (SPD) will sich dafür einsetzen, dass auf dem Gelände bezahlbarer Wohnraum entsteht. Dafür sollen alle Möglichkeiten ausgereizt werden, etwa durch sozialen Wohnungsbau und den Verzicht auf kostentreibende städtische Auflagen. Auch Sozialklauseln sind im Gespräch. Laut Klaus Stieringer könnten innovative Wohnformen helfen, Kosten zu senken - durch Ausstattung und Zuschnitt.
Um das Wohnkonzept abzurunden, soll in jedem Fall eine Art Begegnungszentrum entstehen. Wie viel dies die Stadt kosten könnte, ist derzeit offen. Gerhard Seitz plädiert gegen ein "Wunschkonzert". Ihm ist aber auch klar, dass eine kulturelle Nutzen nicht kostendeckend sein könne. Er meint: "Die Kosten müssen in einer vernünftigen Relation zum Nutzen stehen."