Brandserie - auch Zeuge war in Verdacht
Autor: Anette Schreiber
Lichteneiche, Montag, 02. Dezember 2019
Im Sicherungsverfahren gegen eine 77-Jährige, der die Brände in Lichteneiche zur Last gelegt werden, relativiert ein Polizeibeamter Zeugenaussagen.
Die Lücke zwischen nicht und zu spät auftauchenden Zeugen nutzte das Gericht, um Videos zu der Brandserie Anfang des Jahres in Lichteneiche zu begutachten. In dem Sicherungsverfahren vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts wird der 77-jährigen Regina S. (Namen geändert) zur Last gelegt, für diese Brandserie verantwortlich zu sein. Am gestrigen Montag waren neun Zeugen geladen, von denen einer nicht erschienen war, man auf andere wartete und das Gericht auf einen gar verzichtete. Erstmals meldete sich auch die Familie der Beschuldigten zu Wort: Nach dem Verfahren würde eine Enkelin die Großmutter zu sich nehmen.
Wie in den vorherigen Verfahrenstagen waren auch am Montag wieder Zeugen aus der Schlesienstraße 123 geladen, dem Haus, nach dessen Kellerbrand am 12. Februar 78-Bewohner für Wochen ihre Bleibe verloren hatten. Bereits zuvor hatte es im Müllcontainerhäuschen, wie später erneut und in weiteren baugleichen in der Nachbarschaft gebrannt. Vorsitzender Richter Manfred Schmidt wollte dazu wissen, wer sich hier Zugang verschaffen kann und ob es möglich ist, auch von außen hinein zu langen.
Durchgreifen nicht möglich
Die Zeugen erklärten, dass Bewohner für das Häuschen einen Schlüssel brauchen, die Tür jedoch bisweilen offen ist. Durchgreifen durch vier Zentimeter breite Lattenabstände ist kaum möglich, bestenfalls etwas Brennendes hindurch schieben.
Staatsanwalt André Libischer hakte in Sachen Eingangstür bei der Schlesienstraße 123 nach: "Ist sie auch manchmal auf?" Was explizit eine Zeugin nicht nur bejahte, sondern sich auch wieder daran erinnerte, dass ein Bewohner etwa zwei Wochen vor dem Brand seinen Schlüssel verloren hatte, worauf er mit einem Zettel im Hausgang aufmerksam gemacht hatte.
Auf intensives Nachfragen erinnerten sich auch die Zeugen dieses Tages, Regina S. öfters mit ihrem Fahrrad und einem Kasten Bier darauf gesehen zu haben. Einige sprachen von Alkoholproblemen der Beschuldigten. Beim großen Brand am 12. Februar bestätigten die meisten, dass Regina S., wie viele weitere Anwohner aus der Nachbarschaft, vor Ort war.
Unklar blieb einmal mehr, ob man die Beschuldigte für Brände verantwortlich gemacht hatte, bevor die Polizei sie nach dem letzten Brand (18. Februar) mitnahm. Hierzu konnte jedoch ein Polizeibeamter, der bei mehreren Bränden vor Ort war und Zeugen vernommen hatte, für Klarheit sorgen: Schmidts Frage, ob die Beschuldigte "vor dem letzten Brand in irgendeiner Weise im Gespräch war", mit einem klaren "Nein" beantworten.
Dem Polizeibeamten war bei den Bränden allerdings ein (bereits in der Verhandlung gehörter) Zeuge aufgefallen. Auf Nachfrage von Verteidiger Andreas Dräger erklärte er: "Der Zeuge war öfter vor Ort und immer eifrig, er war auch schon der Feuerwehr aufgefallen."