Brand: 80 Menschen können noch nicht zurück
Autor: Anette Schreiber
Lichteneiche, Mittwoch, 27. Februar 2019
Noch immer ist ungewiss, wo die 80 Menschen aus dem "Hochhaus" in Lichteneiche nach dem Brand vor zwei Wochen wohnen werden.
Ein angekokeltes Bilderbuch. Keine weitere Überlegung - Müll. Nicht so in der Schlesienstraße 125 in Lichteneiche. Hier herrscht gut zwei Wochen nach dem Kellerbrand, der das Hochhaus für seine rund 80 Bewohner unbewohnbar gemacht hat, Betriebsamkeit. Eine traurige. Immobilienbesitzer Peter Baum hat die Leute in Kenntnis gesetzt, dass sie ihre Keller leer räumen müssen. Mittwochvormittag und allerspätestens bis Samstag, sagt er dem FT auf Nachfrage.
Rund um den Kellereingang stinkt's es immer noch bestialisch. Es gibt Menschen in weißen Einmalanzügen und mit Mundschutz, die mehr oder weniger verkohlte Sachen aus dem Keller schaffen. Sie arbeiten für die Versicherungen und bestücken einen abseits stehenden kleineren Container. Aber nur zwei oder drei, so Baum, hatten eine Hausratversicherung.
Die ohne die weißen Anzüge und Mundschutz tragen ihre verkohlten Habseligkeiten in den großen Container, den Baum ihnen stellt. Aber immer wieder holen sie auch Sachen wieder heraus. Die Entscheidungen fallen offenbar schwer. Es wird ganz genau geprüft, ob etwas wirklich entbehrlich ist. Selbst stark verschmorte Kinderräder sind es offenbar nicht.
Die Ärmsten der Armen
Memmelsdorfs Bürgermeister Gerd Schneider (parteilos) nannte die Menschen hier bei einem früheren Termin im Zusammenhang mit dem Kellerbrand die Ärmsten der Armen. Auch an diesem Tag ist er wieder vor Ort und steht den Bewohnern der Schlesienstraße 125 zur Seite. Hilfe erhalten sie auch vom Memmelsdorfer Josefsverein, der mit einer fünfköpfigen Abordnung zupackt. Man schleppt und ist beim Abtransport mit Fahrzeugen behilflich. Christina, die junge Sprecherin der Wohnungslosen, zollt den Männern vom Josefsverein höchsten Respekt. "Die sind nicht mehr so jung und packen so an."
Ihre Oma ist zum Glück untergekommen, lässt sie einigermaßen erleichtert wissen. Erst einmal. "Im Moment sind alle untergekommen", stellt auch Schneider fest. Die Betonung liegt auf: im Moment. "Ich brauche dringend eine Wohnung", legt ihm ein 60-jähriger Bewohner ans Herz, der seinerseits mit seiner Frau untergekommen ist. Vorübergehend. In einem Hotel von Peter Baum, zum Sonderpreis von 15 Euro die Nacht.
Wer nicht bei Verwandten, die meist zuvor schon beengt gelebt haben, Unterschlupf gefunden hat, ist auf Ferienwohnungen oder eben weitere Hotelzimmer verteilt. Die Frage der Finanzierung bleibt noch einigermaßen ungeklärt. Der von der Gemeinde eingerichtete Spendenfonds ist zwar auf rund 11 000 Euro angewachsen. Das Geld dürfte aber sicher schon aufgebraucht sein. "Wer sagt, er kann seine Bleibe nicht zahlen, wird unbürokratisch unterstützt", so Schneider.
Bambergs OB Andreas Starke (SPD) würde gerne helfen, weiß Schneider, der auf die Ludwigstraße 14 bis 16 spekuliert hat: nicht mehr benötigte Flüchtlingsunterkünfte. Doch wie sich zeigte, sind die inzwischen ans Studentenwerk vermietet. Schneider bekommt von Behörden immer zu hören, die Gemeinde müsse in Fällen, wo deren Bürgern Obdachlosigkeit droht sind, für Unterkunft sorgen. Nur: Kaum eine Gemeinde wird für so viele Menschen Wohnungen vorhalten können.