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Bombendrohung am Bahnhof - die Hintergründe


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 01. Oktober 2013

Alarm am Bahnhof: An der Postbank hat ein Unbekannter eine Tasche abgestellt, versehen mit einem Zettel mit der Aufschrift "Bombe". Die Folge: Sperre, Stau, Verunsicherung.
Zwei Spezialisten des Landeskriminalamtes bereiten sich auf die Untersuchung der Tasche in der Telefonzelle vor. Fotos: Ronald Rinklef


Sie steigen aus dem Zug und stehen plötzlich in der Sperrzone: Christina und Anna Kropp treten auf einen Bahnhofsvorplatz, der so leer ist wie selten. Keine Autos, keine Busse, kein einziges Taxi. Alle mussten raus.
Es ist 11.15 Uhr am Dienstagmittag, Mutter und Tochter sind mit dem Zug aus Hof angereist. Sie wollen weiter zur Studentenkanzlei der Universität Bamberg in der Kapuzinerstraße. Tochter Christina will sich in einen Studiengang einschreiben. Nun stehen die beiden Hoferinnen aber erst einmal ratlos am Bamberger Bahnhof, umringt von anderen Gestrandeten. "Wissen Sie, was hier eigentlich los ist?", fragt Christina.

So richtig genau weiß das zu diesem Zeitpunkt niemand. "Bombendrohung" hört man Leute murmeln. Die offizielle Formulierung der Polizei: "Wir haben in einer Telefonzelle in der Luitpoldstraße einen verdächtigen Gegenstand gefunden. Es gibt Hinweise, dass von diesem eine Gefahr ausgehen könnte", sagt Alexander Rothenbücher, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, vor Ort.

Deswegen geht die Polizei auf "Nummer Sicher" wie Rothenbücher sagt, und sperrt bereits kurz nach neun Uhr morgens den Bereich um die Kreuzung Luitpoldstraße - Ludwigstraße komplett ab. Autos müssen im Westen über die Memmelsdorfer Straße ausweichen, im Osten über die Peunt- beziehungsweise Starkenfeldstraße. Wer stadtauswärts auf der Luitpoldstraße unterwegs ist, muss nach Westen in die Heiliggrabstraße oder nach Osten in die Josephstraße abbiegen.


Gebäude evakuiert

Diskussionen mit Polizisten an den Straßensperren bleiben nicht aus. Doch es gibt kein Durchkommen. Schließlich geht es um die Sicherheit. "Deswegen haben wir auch ein Bankgebäude in der Luitpoldstraße und ein gegenüberliegendes Bürogebäude evakuiert", erklärt Rothenbücher. Etwa 150 Mitarbeiter müssen ihre Büros und das Haus verlassen.

Verlassen können die Bahnreisenden die Sperrzone nur zu Fuß. Anschluss-Busse warten am Bahnhof keine, auch sie dürfen nicht in den Bereich einfahren. "Der Bahnhofsvorplatz ist natürlich ein ganz neuralgischer Punkt für uns", sagt Jan Giersberg, Pressesprecher der Stadtwerke Bamberg. Trotzdem verläuft der Zwischenfall laut Giersberg relativ geordnet, "die Busse fahren ihre Linien, nur können sie eben die nicht anfahrbaren Haltestellen nicht bedienen." Doch natürlich sei klar, dass die Kunden mit Einschränkungen rechnen müssten.

Wie so eine Einschränkung aussieht, bekommen Bus- und Autofahrer hautnah mit, als sie gegen 11 Uhr im Rückstau von der Straßensperre in der Luitpoldstraße stecken. Bis über die Luitpoldbrücke steht zunächst der Verkehr.

Zur gleichen Zeit kommt in der Sperrzone ein dunkelgrauer VW-Bus mit Blaulicht angebrettert. An Bord: Spezialisten der Technischen Sondergruppe (TSG) beim Bayerischen Landeskriminalamt. Die Bamberger Polizei sowie die Bundespolizei haben die TSG-Kollegen direkt aus München angefordert, um den verdächtigen Gegenstand zu überprüfen.

Um 11.30 Uhr kommt die Entwarnung: "In der Tasche in der Telefonzelle finden sich keine gefährlichen Stoffe, nur Kleidungsstücke", sagt Jürgen Stadter, ebenfalls Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken.
Kurze Zeit später, gegen etwa 11.45 Uhr werden die Straßensperren aufgehoben, der Verkehr kann langsam wieder fließen.

Eine halbe Stunde vorher suchen die beiden Hoferinnen Christina und Anna Kropp in der Brennerstraße hinter dem Bahnhof auf der Suche nach einem Taxi, das sie zur Studentenkanzlei fährt. Die schließt um 12 Uhr. Weil die Zeit drängt, haben sie auf der Suche nach dem Ersatz-Standort der Taxis einen Polizisten gefragt. Holger Dremel, Pressesprecher der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt, hat sie in die Brennerstraße geschickt.

Er weiß, was den Täter erwartet, der die Tasche mit dem Zettel abgestellt hat. "Eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe." - Plus eine Summe im fünfstelligen Bereich, die der Großeinsatz gekostet hat. "Das ist kein Scherz mehr", sagt er deutlich.

Deswegen bittet die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung: Wer Dienstagmorgen verdächtige Personen an der Telefonzelle neben der Postbank gesehen hat, möge folgende Nummer anrufen: 0951/91290.