Blumen-Haus in der Gärtnerstadt
Autor: Sabine Christofzik
Bamberg, Samstag, 20. Februar 2016
"Ferienwohnung vermieten ist weitgehend stressfrei", meint Evelyn Strauch. In ihre "Casa di Fiori" kommen hauptsächlich Gäste, die Bamberg schon kennen.
Die "Fiori" warten im Flur auf den Frühling. Große Oleanderbüsche in Kübeln und allerlei anderes, transportables Grün. Bald werden sie die zwei Höfe der Letzengasse Nummer 8 schmücken und die "Casa di Fiori", das Haus der Blumen, seinem Namen wieder voll und ganz gerecht werden lassen. Jetzt im Winter, muss man mit den Pflanzen-Ornamenten an der Fassade vorlieb nehmen.
Das Gebäude - und mit ihm die Ferienwohnung im Erdgeschoss - heißt so, weil Evelyn Strauch und ihr Mann Italien lieben . "Der Name war gefunden - doch als wir dann angefangen haben zu vermieten, stellten wir fest, dass es sehr viele andere Unterkünfte gibt, die ebenso heißen. Doch war das kein Grund, das Haus umzubenennen".
Und so ist denn auf der Webseite der "Casa di Fiori" in Bamberg neben Englisch auch Italienisch als im Haus gesprochene Sprache aufgelistet. Evelyn Strauch hat Gäste aus der ganzen Welt. Aus Italien allerdings eher wenige. Sie bedauert das ein bisschen, weiß aber, woran es liegt: "Italiener reisen häufig im Familienverband oder in Gruppen. Und die Ferienwohnung ist eigentlich nur für zwei Personen gedacht."
Haus vor zehn Jahren gekauft
Es können, bei Bedarf, aber auch vier darin übernachten, denn im Wohnzimmer stehen zwei Schlafsofas. Im Schlafzimmer gibt es außerdem noch ein Babybett. Ein Teil des Mobiliars stammt noch vom Vorbesitzer des Hauses, das die Strauchs vor zehn Jahren gekauft haben. In dem großen Gebäude leben nicht nur das Ehepaar, sondern auch zwei der vier Söhne, Schwiegertochter und Enkel. Außerdem ein Studentenpaar.Die Ferienwohnung, die einen eigenen Eingang und einen Autostellplatz hat, vermietet Evelyn Strauch über die eigene Internetseite, zwei Bamberger Portale und "Live like a german" (mit Sitz in Kalifornien).
Putzen und Wäschewaschen, bei An- und Abreise der Gäste anwesend sein (oder organisieren, dass jemand anderer das übernimmt), sind die Hauptarbeiten im Zusammenhang mit der Vermietung. Und das Termine-Festmachen.
Viel Gäste kennen die Stadt schon
"Man muss auf jeden Fall schon vormittags mal ins E-Mail-Postfach schauen. Viele Reisende schicken mehrere Anfragen gleichzeitig los. Wer dann zuerst zusagt, hat die größten Chancen, den Gast zu bekommen." Minimum ist die Buchung von zwei Übernachtungen."Jetzt im Winter könnten es gerne mehr sein, aber im Sommer sind wir fast immer ausgebucht", sagt Evelyn Strauch. Sie stellt immer wieder fest, dass die meisten ihrer Gäste Bamberg schon kennen; sei es, dass sie früher mal hier gelebt haben, sei es durchs Studium.
"Es gibt welche, die kommen zu Klassentreffen oder Geburtstagsfeiern, immer zum Weltkulturerbelauf oder zur Sandkerwa." Denen muss sie gar nicht so viele Tipps geben, wie sie könnte. Die zierliche blonde Frau ist auch Gästeführerin. Ihr Augenmerk gilt besonders der Gärtnerstadt quasi vor ihrer Haustür.
"Uns hat noch keiner was Wertvolles aus der Wohnung rausgetragen"
Richtige Probleme hat sie bisher mit keinem Gast gehabt. "Klar sind manchmal welche darunter, bei denen denkt am sich schon, die sollten lieber nicht wiederkommen. Das sind solche, die an allem was auszusetzen haben. Uns hat noch keiner was Wertvolles aus der Wohnung rausgetragen, und wenn doch mal was fehlt, mein Gott, das ist halt Verschleiß. Manche sind überkorrekt, die ziehen bei der Abreise sogar die Betten ab. Und es gibt welche, die machen eine große Sache draus, wenn sie ein Trinkglas haben fallen lasen. Das ist mal zwei jungen Leute passiert. Die haben sich wortreich entschuldigt. Aber dass sie das Geschirrtuch auf der Herdplatte versengt haben, sagten sie nicht."
Riesen auf der Couch
Wenn Evelyn Strauch als Vermieterin etwas ärgert, dann sind es ungerechte Beurteilungen. Sie hat damit zwar selten Probleme, wie sie sagt, weil die "Casa di Fiori" auf einer Bewertungsskala von eins bis zehn meistens zwischen 9,8 und 9,5 liege. Aber wenn jemand Frust ablasse, könne das sehr unangenehm sein."Wir hatten mal vier Männer da. Alle riesengroß. Bei der Buchung habe ich darauf hingewiesen, dass zwei der Schlafgelegenheiten nur Sofas sind. Dass die im Wohnzimmer nicht komfortabel geschlafen haben, ist klar.
Und genau darüber haben sie sich im Internet böse beschwert. Das hat uns ganz schön reingerissen. Wir haben es eine Weile an der Zahl der nachfolgenden Buchungen gemerkt."
Vor der Haustür ist nur Fußgänger- und Radfahrerverkehr, Bäckereien, Waschsalon und (Bio-)Lebensmittelmarkt sind in der Königsstraße gleich ums Eck. Und nicht zu vergessen, zwei Brauereigaststätten. Einziger kleiner Nachteil: Im direkt benachbarten "Fässla" ist Arbeitsbeginn um 5.30 Uhr.
"Ferienwohnung vermieten ist weitgehend stressfrei", findet Evelyn Strauch. "Und wenn unsere auswärts wohnenden Söhne kommen, ist ausreichend Platz da. Der Rest der Verwandtschaft reist auch gern nach Bamberg. Ganz praktisch, wenn man die dann nicht den ganzen Tag auf der Wohnzimmercouch sitzen hat", schmunzelt sie.