Blick auf verborgene Schätze
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Sonntag, 26. März 2017
Erstmals zeigt die Bamberger Staatsbibliothek einen Querschnitt aus ihrem Bestand an illuminierten Büchern des 15. und frühen 16. Jahrhunderts.
Es ist gleich eine doppelte Premiere in der Staatsbibliothek Bamberg. Die neue Ausstellung "buecher gar hübsch gemolt" ist die erste, die die frischgebackene Direktorin Bettina Wagner verantwortet. Und es ist das erste Mal, dass der breiteren Öffentlichkeit ein Einblick in einen bisher weitgehend unbekannten Teil der Handschriftensammlung gewährt wird.
Rund 20 Exponate
Gezeigt wird ein repräsentativer Querschnitt von etwa 20 Exponaten aus der Sammlung der Staatsbibliothek: illuminierte Bücher des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Der gesamte Bestand aus dieser Zeitspanne - etwa 150 Handschriften und 500 Drucke - wird derzeit in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt erschlossen."Das ist eine große Aufgabe für die Wissenschaft", sagt Direktorin Wagner. Sie versteht die neue Ausstellung, deren Konzept noch auf ihren Vorgänger Werner Taegert zurückgeht, als Beitrag zum 500. Reformationsjubiläum: "Das letzt datierte Exponat stammt von 1532." Das 15. Jahrhundert sei eine Zeit tiefgreifender religiöser und kultureller Umbrüche gewesen. Bußprediger kritisierten gesellschaftliche und kirchliche Missstände, und klösterliche Reformbewegungen strebten danach, das Gemeinschaftsleben wieder stärker an christlichen Normen auszurichten: "Dazu gehörte auch das Abschreiben von Büchern", erklärt Bettina Wagner.
Eine Medienrevolution
Sie spricht von einer "Medienrevolution im 15. Jahrhundert", die die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg ausgelöst hat. Zwar habe es in den nun gedruckten Büchern keinen Bruch mit Handschriften im Blick auf Layout, Typografie, Malereien gegeben. Doch die Verbreitung von Büchern sei einfacher und schneller geworden.Gleichwohl war das gedruckte Buch alles andere als eine Massenware. Jedes Schriftstück spiegelt die individuellen Bedürfnisse seines Besitzers. Am deutlichsten wird dies, wenn ein Buch mit Initialen, Bordüren und Miniaturen ausgestattet ist. Neben Werken, die man mit der Hand abschrieb, verzierte man auf diese Weise auch gedruckte Texte. Das Ausschmücken von Büchern - handgeschriebenen wie gedruckten - erlebte im mitteleuropäischen Raum im 15. und frühen 16. Jahrhundert einen letzten Höhepunkt.
Die ausgewählten Exponate werden in dem bekannten Schauraum in der Staatsbibliothek präsentiert. Erst nach Ausstellungsende will Bettina Wagner ihren Plan bezüglich modernisierter Beleuchtung umsetzen. Neu dagegen sind aufwendige Schautafeln, die durch eine Zeitleiste optisch abgerundet werden: "Das gab es bisher noch nicht", so Wagner.
Aus dem Domschatz
Ein regelrechter Hingucker in den Vitrinen dürfte das 2015 aus Pommersfelden erworbene Rationale sein. Die Zeichnung eines bischöflichen Schulterschmucks auf Pergament basiert auf einem liturgischen Gewand des 11. Jahrhunderts aus dem Bamberger Domschatz. Dargestellt sind Christus als Weltenrichter und das Lamm mit den sieben Siegeln aus der Apokalypse sowie die Bistumsheiligen Heinrich und Kunigunde.Ein weiteres Musterbeispiel für hochrangige Buchkunst stammt ursprünglich aus dem Nürnberger Dominikanerinnenkloster St. Katharina, das durch sein eigenes Skriptorium und seine Bibliothek Ruhm erlangte. Mit ihren etwa 600 nachweisbaren Bänden ist diese Klosterbibliothek die größte dokumentierte im deutschsprachigen Raum des 15. Jahrhunderts. Ausgestellt wird eine 1451 vollendete Abschrift der Legende um die heilige Katharina von Alexandrien. Die Handschrift wurde zur Tischlesung im Kloster benutzt.