Druckartikel: Bleibt Bamberg auf der Naturerbe-Liste?

Bleibt Bamberg auf der Naturerbe-Liste?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 29. April 2015

Beobachter gehen davon aus, dass der Bundestag die so genannte dritte Tranche der Flächen für das Naturerbe im Mai beschließt. Sind Sie für oder gegen ein solches Schutzgebiet am Stadtrand? Hier können Sie abstimmen.
Die "Naturstiftung David" in Erfurt hat die Fläche im Osten der Autobahn vorgeschlagen und bestätigt den hohen Wer des nördlichen Hauptsmoorwaldes. In den lichten Kiefernforsten auf sandigen Terassen und Binnendünen haben sich viele moorige Kleingewässer erhalten. Seltene Fledermaus- und Amphibienarten leben hier.  Foto: Ronald RInklef


Lade TED
 
Ted wird geladen, bitte warten...
 
Ein Paukenschlag. Er hat nicht nur die Kenner und Liebhaber des Hauptsmoorwaldes sowie die Bewohner von Bamberg-Ost aufgeschreckt. Wird der nördliche Hauptsmoorwald möglicherweise doch nicht zum Nationalen Naturerbe erklärt, wie die Nachrichten vergangene Woche aus Berlin befürchten ließen?

Auch in Erfurt war der Ärger groß. Es ist die dort ansässige "Naturstiftung David", die im Auftrag der Naturschutzverbände und des Bundesumweltministeriums Vorschläge für das Nationale Naturerbe geprüft und gebilligt hat. Fragt man dort nach, so wird rasch klar, dass Bamberg nicht durch Zufall auf einer Liste gelandet ist, auf der sich rund drei Dutzend ehemalige Konversionsflächen in Deutschland befinden. Es handelt sich um die so genannte dritte Tranche: 30 000 Hektar ehemaliger Militärflächen, die künftig den Status Nationales Naturerbe tragen sollen.

Neben dem im Bundesbesitz befindlichen 330 Hektar im Hauptsmoorwald gehören auch der so genannte Brönnhof im Norden von Schweinfurt (748 Hektar) und eine Fläche bei Dittelbrunn ebenfalls bei Schweinfurt (155 Hektar) in diesen herausgehobenen Kreis.

Der Wald um die ehemalige Panzerwaschanlage östlich des Frankenschnellwegs zeichnet sich laut Naturstiftung David durch einen besonders hohen Artenreichtum aus, so wurden 376 verschiedene Pilzarten gezählt. Untersuchungen, die zum großen Teil noch von den Amerikanern stammen, hätten außerdem belegt, dass hier seltene Spezies wie Bechstein-, Mopsfledermaus und der Kleine Abendseglers in herausragender Dichte vorkommen. Auch viele seltene Amphibien und Vögel haben im Hauptsmoorwald ein Rückzugsgebiet gefunden: etwa Kammmolch, Gelbbauchunke, Wendehals und Steinschmätzer.

Noch ist unsicher, ob der Hauptsmoorwald tatsächlich das Prädikat Nationales Naturerbe erhalten wird. Zwar geht man in Erfurt fest davon aus, dass die dritte Tranche der Naturerbe-flächen Mitte Mai den Haushaltsausschuss passieren wird, doch ob mit oder ohne Bamberg, ist nach der Kontroverse in der vergangenen Woche fraglich. Immerhin: Nachdem Bundestagsabgeordneter Andreas Schwarz (SPD) die Aussetzung des Naturerbe-Beschlusses befördert hat, um noch einmal eine Kombination aus Naturerbe und Gewerbegebiet prüfen zu können, zeichnet sich im Landkreis nun eine Abkehr von den Gewerbeplänen ab.

Nach dem Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn und Landrat Johann Kalb (beide CSU) spricht sich nun auch Wolfgang Möhrlein, Litzendorfer Bürgermeister und CSU-Fraktionschef im Kreistag, auf unsere Nachfrage ausdrücklich dafür aus, die Chancen des Titels Naturerbe für die Region aktiv zu nutzen. Möhrlein könnte sich vorstellen, ein solches Schutzgebiet auch auf weitere attraktive Teile des Hauptsmoorwaldes auszudehnen. Seine Hoffnung ist auch, dass ein Nationales Naturerbe vergleichbar mit den Chancen eines Weltnaturerbe oder dem bildungspolitischem Möglichkeiten eines Nationalparks auch als Motor für die touristische Entwicklung des Bamberger Ostens genutzt werden kann.

BN beschließt Resolution

Aufgeschreckt durch die Signale aus Berlin und Bamberg wurde am Wochenende auch der Landesverband des Bund Naturschutz in Bayern, der in der Domstadt seine Delegiertenversammlung abgehalten hatte. Das Ziel der Erweiterung der Naturerbeflächen sei bundesweit unumstritten und im Koalitionsvertrag von 2013 festgeschrieben, kommentiert der Bund Naturschutz die Debatte in Bamberg. Der Verband mit rund 200 000 Mitgliedern kritisiert die "Bestrebungen einflussreicher Abgeordneter in Bamberg und Schweinfurt, die Ausweisung zu verhindern" und fordert den Haushaltsausschuss in einer Resolution dazu auf, die dritte Tranche der Naturerbeflächen im Mai zu beschließen. Auch in Bamberg herrsche weitgehend Konsens: "Die durch infrastrukturelle Großprojekte stark belastete Bevölkerung in der Umgebung des Hauptsmoorwaldes erwartet endlich eine Sicherung dieses wertvollen Naherholungsgebietes."

Sollte es im Mai tatsächlich zu einem Beschluss wie von vielen gefordert und damit zu einer Ausweisung der großen Naturschutzflächen bei Bamberg kommen, ist die Zukunft des Panzerwaschplatzes und der benachbarten Deponie aber weiter offen. Diese Enklave ist nicht Teil des Schutzgebiets.

Der Vorstellung, auf den damit in Frage stehenden 24 Hektar Fläche ein Gewerbegebiet zu errichten, erteilen der Bamberger Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn (CSU) und der Litzendorfer Bürgermeister Wolfgang Möhrlein nach den neuen Erkenntnissen eine Absage. Ganz abgesehen, dass 24 Hektar angesichts des Aufwands sehr klein wären, glauben sie nicht, dass eine Erschließung als Gewerbefläche mit den Anforderungen an ein Nationales Naturerbe zu vereinbaren wäre.