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Bisher größter Bau für Bildung in Burgebrach


Autor: Anette Schreiber

Burgebrach, Sonntag, 11. Oktober 2020

Mit einem neuen Bau will Burgebrach Raum für gestiegene pädagogische Anforderungen an Grund- und Mittelschule schaffen, aber auch steigenden Geburtenzahlen gerecht werden.


Nach dem Bau einer weiteren, für sieben Gruppen ausgelegten Kita gibt es in der Boomtown Burgebrach eigentlich nur eine logische Konsequenz: die Erweiterung der Kapazitäten am "Schulcampus" in der Grasmannsdorfer Straße. Die größte Schule im westlichen Landkreis wird einen weiteren Bau - Bauteil F - erhalten: um bestehendem Bedarf gerecht zu werden und um zeitgemäße Pädagogik-Konzepte zu ermöglichen. Dafür ist eine derzeit auf 9,5 Millionen Euro veranschlagte Investition erforderlich. Dabei handelt es sich um die bislang größte in der Geschichte der Marktgemeinde. Die nicht durch Förderung gedeckten Kosten werde die Kommune übernehmen, stellt dazu Bürgermeister Johannes Maciejonczyk (CSU) fest.

Sukzessive ist die seit Anfang des 21. Jahrhunderts in der Grasmannsdorfer Straße errichtete Bildungsstätte gewachsen. Vom ersten Grundschulhaus über eine Reihe von weiteren Bauten für Grund- und Mittelschule zuletzt zum vor rund zehn Jahren mit Mensa errichteten Bau.

"Erstmals sind wir in allen Jahrgangsstufen in der Grundschule wieder dreizügig", teilt der Bürgermeister mit. Schon zuvor mussten deswegen Fachräume zu Klassenräumen umgenutzt werden. "Was auf Dauer keine Lösung ist", so der Bürgermeister. Wie die vorliegenden Geburtenzahlen deutlich machen, wird auch in den nächsten vier, fünf Jahren keine Änderung eintreten.

Zusätzlicher Bedarf

Zudem erfordern die Anforderungen der gebundenen Ganztagsschule in der Mittelschule sowie auch die Mittagsbetreuung in der Grundschule (derzeit 140 Kinder in sieben Gruppen) Räume. Im Zuge dessen, dass immer mehr Kinder sich auch nachmittags in der Schule aufhalten und es hier Räume jenseits der Klassenzimmer braucht, wird erheblicher zusätzlicher Bedarf nötig.

Einen ganz wichtigen Aspekt für die Erweiterung bildet auch die Mensa. Die derzeitige war vor zehn Jahren für 60 Kinder errichtet worden. Aktuell nehmen hier an jedem Schultag aber 360 Grund- und Mittelschüler ihr Mittagessen zu sich. Eingeteilt in sechs Schichten. Der Neubau wird eine Mensa beinhalten, in der zeitgleich 170 Schüler speisen können, so dass der Betrieb dann in nur zwei Schichten erfolgen muss.

Das neue Gebäude, das nördlich des Mittelschulbaues auf einem derzeit befestigten Platz entstehen soll, wird neben dem Erdgeschoss zwei zweitere Stockwerke umfassen und insgesamt rund 2000 Quadratmeter zusätzliche Fläche bringen. Platz unter anderem für zehn neue Klassenräume, Lehrer- und Fachräume, Mensa, Schülercafé, Lernflur und Räume für den Tagesaufenthalt.

Den Baubeginn strebt der Bauherr, also der Markt Burgebrach, fürs kommende Jahr an. Veranschlagt ist für das Vorhaben eine Bauzeit von rund zwei Jahren. Doch mit Abschluss des Neubauprojektes, für das der Markt Burgebrach mit einer Förderung durch die Regierung von 40 bis 50 Prozent rechnet, ist noch nicht Schluss mit Baumaßnahmen auf dem Schulgelände. Denn danach erfolgen Umbauarbeiten im Altbestand, "sicher weitere zwei Jahre", schätzt der Bürgermeister.

Turbulente Jahre für den Schulstandort Burgebrach also. Im Moment besuchen hier 260 Kinder in zwölf Klassen die Grundschule. In den 16 Klassen der Mittelschule werden 315 Schülerinnen unterrichtet. Burgebrach wiederum ist im Mittelschulverbund Aurachtal-Ebrachgrund mit den Mittelschulen Burgebrach, Frensdorf, Schlüsselfeld und Stegaurach und liegt zentral.

Mit dem Bauprojekt kommen auf den Burgebracher Mittelschulleiter, Rektor Jürgen Poppendörfer, und Grundschulrektorin Edith Kleber turbulente Jahre. Beide freuen sich. Besonders darauf, dass eine neue Atmosphäre durch eine neue Umgebung möglich werde. "Die Schulen werden jetzt Lernstadt mit Lernhäusern", so Kleber. Ein in die Zukunft gerichtetes Konzept, das hier optimal umgesetzt werden könne. Poppendörfer wiederum betont für die Mittelschule Konkurrenz durch Wirtschafts- und Realschule und könne künftig "die optimale Schule anbieten" und zwar in dem und für den gesamten Verbund.

Dritter Pädagoge

Schulamtsleiter Thomas Kohler teilt natürlich die Freude der Rektoren. Er weiß, dass Räume neben dem Lehrer als erstem und den Mitschülern als zweitem, dann als der "dritte Pädagoge" zu sehen seien. Der Burgebracher Bürgermeister und die Gemeinde als Sachaufwandsträger bewiesen großes Verständnis für geänderte Lernverhältnisse. Burgebrach zähle zu den größten Schulstandorten im Landkreis. Kohl lobt zugleich die Investitionen und Projekte an weiteren Standorten. So werde die Grund- und Mittelschule Baunach saniert und erweitert, auch in Hirschaid werde dies abschnittsweise getan. Zu einem "echten Schmuckkästchen" wiederum sei bereits im vergangenen Jahr die Grundschule Rattelsdorf geworden. Kohl freut sich abschließend, dass in Burgebrach eine Vision, die man dort schon lange hatte - vom Leben, Arbeiten und Begegnung - , nun Wirklichkeit werden kann. "Eine offene und modere Lernkultur sollte sich in der Architektur einer Schule widerspiegeln."

Kommentar von Anette Schreiber: "Eine gute Investition"

Unser Alltag funktioniert nicht ausschließlich dank akademisch ausgebildeter Mitmenschen. Mindestens genauso bedeutend sind dafür praktisch ausgebildete Kräfte. Vom Bäcker über den Metzer hin zum Heizungsbauer, dem Straßenwärter, dem Entsorgungsfachmann, der Verkäuferin und so weiter. Je besser sie alle ihren Job machen, umso effizienter für die Gesellschaft.

Die Grundlagen werden in der Schule erarbeitet. Je optimaler hier die Voraussetzungen fürs Lernen und Lehren sind, umso besser die Startbedingungen und später die Ausgangschancen für die Abgänger. Ganz abgesehen davon, dass Schüler aller Schularten inzwischen oft auch nachmittags am Lernort bleiben und der damit auch so gestaltet sein sollte, dass man sich gern länger aufhält.

Ganz in diesem Sinn ist die Bereitschaft des Marktes Burgebrach nicht genug zu begrüßen, für die Grund- und Mittelschule ordentlich Geld in die Hand zu nehmen, so viel wie für bislang kein vorheriges Projekt.

Wenn man gerne zur Schule geht, Schüler wie Lehrer, dann fällt Lernen, Lehren, Begegnen und Verweilen leichter. Was unter dem Strich bessere Erfolge beschert und sich in den Folgejahren auszahlt. Eine gute Investition!