Bio-Karpfen aus Bayern - Kreis Bamberg wird zu Modell-Region
Autor: Redaktion
Lisberg, Montag, 25. Sept. 2023
Bio-Karpfen ist gesund und eine Delikatesse. Doch wird in Bayern noch viel zu wenig davon produziert, wie Branchenverbände bemängeln. Der Landkreis Bamberg könnte nun aber zum Vorbild für andere Regionen werden.
Die Teiche der Fischzucht am Alten Kurhaus bei Lisberg-Trabelsdorf umfassen rund 16 Hektar. Hier werden hauptsächlich Speisekarpfen und Forellen produziert - und das in Bio-Qualität. Die Teichwirtschaft ist Mitglied im Bioland-Verband. Und laut dem Betriebsleiter Louis Grimmer war das die richtige Entscheidung: "Die Nachfrage nach Bio-Karpfen ist definitiv da, die Leute wissen um die hohe Qualität, die sie bei uns kriegen."
Die Schilfgürtel rund um die Teiche werden nur ein Mal pro Jahr gemäht und bieten Lebensraum für Libellen, Frösche, Vögel und Co. Das Futter für die Fische kommt von den eigenen Bio-Äckern oder denen des Nachbarn. Der Einsatz von Hormonen bei der Nachzucht ist bei Bio-Betrieben tabu. Der hier im Aurachtal erzeugte Karpfen mit seinem festen und fettarmen Fleisch geht vor allem an die Gastronomie, aber auch die Direktvermarktung spielt eine Rolle.
Öko-Karpfen aus dem Bamberger Land - Vorbild für ganz Bayern?
Und die naturbelassene Aufzucht schmeckt man auch: Ökologisch erzeugter Karpfen aus Bayern ist eine gesunde Delikatesse – für Mensch und Umwelt. Die Nachfrage ist da, doch nur drei Prozent der Karpfenteich-Betriebe in Bayern wirtschaften aktuell gemäß den Bio-Richtlinien. Wo liegen die Gründe für diese Diskrepanz? "Wir sehen nur bisher, dass an Bio interessierte Teichwirte vor der Umstellung zurückschrecken, weil man eben nur einen Teil der höheren Kosten für die nachhaltige Bewirtschaftung über den Verkaufspreis ausgleichen kann", erläutert Grimmer. Auch für die Fischzucht am Alten Kurhaus war der Umstieg auf Bio-Wirtschaft ein steiniger Weg. Doch in Zukunft will man diesen für andere Betriebe einfacher machen: "Die große Schwierigkeit für uns besteht darin, Bio-Setzlinge zu bekommen. Darum investieren wir nun selbst in eine Fischhalle mit Bruthaus – eventuell können wir künftig dann auch Kollegen beliefern."
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Dass der Betrieb am Alten Kurhaus ein Vorreiter wird, kommt nicht von Ungefähr. Am vergangenen Freitag trafen sich Vertreter von Slow Food Deutschland, der neu gegründeten Öko-Modellregion Bamberger Land und der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) an den Teichen des oberfränkischen Produzenten. Was es mit der Modellregion auf sich hat, erklärt Tobias Eckert, der Geschäftsbereichsleiter der Regionalentwicklung am Landratsamt Bamberg: "Bereits bei der Vorbereitung unserer Bewerbung hat sich das Thema Karpfen als hochwertiges, regionales 'Genuss-Mittel' herauskristallisiert. Um diesen Genuss langfristig und nachhaltig zu ermöglichen, spielt die Nachzucht von Bio-Karpfen eine zentrale Rolle."
Von einem Gewinn für uns alle spricht LVÖ-Vorsitzender Thomas Lang, wenn er an ökologische Karpfenzucht denkt. Zentral seien besonders der Arten- und Gewässerschutz. Was den Bio-Teichwirten in der Region aber fehlt, ist für Lang klar: "Hier gilt es, den Aufbau des Angebots und der zugehörigen Vermarktungsstrukturen anzuschieben." Zwar gibt es seit April Förderung für ökologisch geführte Betriebe in dem Segment. Doch das reiche nicht, meint Thomas Lang: "Um uns dem gesetzlich verankerten Ziel von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 anzunähern, brauchen wir auch für die bayerischen Teichwirte eine attraktive Förderung, die ihnen den Schritt zur Umstellung tatsächlich möglich macht. Zudem muss die Bio-Karpfen-Nachzucht gesichert werden. Auch hierfür braucht es Unterstützung von Seiten des Staates."
Mittlerweile wurde die ökologische Karpfenzucht in Oberfranken auch von der Slow-Food-Bewegung entdeckt - und in die Arche des Geschmacks aufgenommen. Das Projekt fördert regional bedeutsame Lebensmittel, Nutztierrassen, Kulturpflanzen und handwerkliche Verarbeitung und bewahrt diese vor dem Vergessen. "Die Teichwirtschaften in Bayern und in der Lausitz mit ihrer über 1000-jährigen Tradition sind in vielen Fällen in Bezug auf das jeweilige Ökosystem Teich schon sehr nachhaltig", erläutert Herbert Steiner - er ist Mitglied der Arche-Kommission von Slow Food. Das Ziel sei nun: Diesen Faktor den Verbraucherinnen und Verbrauchern noch schmackhafter zu machen.