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Bildungsbüro Bamberg: Mit Datenerhebung Bedarf feststellen


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 26. Januar 2016

Es ist eine Zielvereinbarung, die lebenslanges Lernen im Blick hat - und eine dreiviertel Stelle im Bildungsbüro bedeutet. Dort soll zum Beispiel durch Datenerhebungen errechnet werden, wie viele Mittagsbetreuungsplätze wo nötig sind.
Thomas Kießlich, Bürgermeister Christian Lange, Claudia Lehnerer und Matthias Pfeufer präsentieren die unterschriebene Zielvereinbarung, die für eine neue Stabsstelle im neu eingerichteten Bildungsbüro sorgt (v.l.). Foto: Anna Lienhardt


Im ersten Moment lässt sich das Knäuel aus wissenschaftlichen Ansätzen, Organisationsstrukturen und den beteiligten Akteuren nicht gleich entwirren. Doch nach und nach wird verständlich, worum es bei dem Programm gehen soll: Matthias Pfeufer, Leiter des städtischen Bildungsbüros, erklärt: "Ein ganz konkretes Beispiel ist die Elternbefragung bei den Bamberger Kitas."

Von Bedeutung sind da die persönlichen Lebensumstände, etwa, wie lange Kindertagesstätten aus Elternsicht geöffnet sein müssten. "Dann können wir bis hinunter auf Stadtteil-Ebene gehen - und daraus Schlüsse ziehen für die Mittagsbetreuung an Grundschulen", so Pfeufer.

Schon ist man mittendrin in einem Teil dessen, was der "Bildungsentwicklungsplan" in Bamberg leisten soll.

Bürgermeister Christian Lange (CSU), Referent für Bildung, Kultur und Sport, betont: "Das Bildungsbüro wird sämtliche Angebote von der frühkindlichen Bildung bis zur Seniorenbildung in den Blick nehmen."

Dass Büro-Leiter Pfeufer mit dem Projekt nicht alleine dasteht, sondern eine dreiviertel Stelle dazukommt, ist der Zielvereinbarung mit der "Transferagentur Bayern für Kommunales Bildungsmanagement, Regionalbüro Nord" zu verdanken. Was das ist? Claudia Lehnerer, Projektleiterin in der Agentur, erklärt: "Wir sind eine Plattform für interkommunalen Austausch." Die Initiative der Europäischen Metropolregion Nürnberg wird vom Bund finanziert.

"Das Aufregende ist, dass wir die Kommunen direkt unterstützen", so Lehnerer. Vor Ort zeige sich, ob Bildung funktioniere oder nicht. Neun Kommunen aus der Metropolregion haben bereits Zielvereinbarungen unterschrieben. Darin sind die bildungspolitischen Ziele formuliert und die Unterstützungsleistungen der Transferagentur vereinbart. So viel zur Struktur.

Matthias Pfeufer nennt die Themen der zukünftigen Zusammenarbeit: Der erste Punkt, die Einrichtung eines Bildungsbüros zum Jahreswechsel, ist bereits erfolgt. Zweitens ist eine ressortübergreifende Steuerungsgruppe geplant; drittens eine Bildungskonferenz, die mindestens einmal pro Jahr alle Akteure zusammenbringen soll.

Zudem soll ein Bildungsbeirat ins Leben gerufen werden und viertens ist eine Koordinationsstelle von Beratungsangeboten angedacht. Wenn beispielsweise Asylbewerber in Bamberg ankommen, werden deren Kinder nach drei Monaten schulpflichtig und müssen entsprechend untergebracht werden. Aber auch später stelle sich die Frage, wie Flüchtlinge im Berufsleben integriert werden. "Möglicherweise gibt es eine Stelle, die vom Bund für zwei Jahre finanziert wird". Doch noch gibt es kein grünes Licht.

Pfeufers Stelle selbst ist direkt unter Bürgermeister Christian Lange angesiedelt und existiert seit Ende 2015. Um das Bildungsbüro in der Startphase zu finanzieren, hat sich die Stadt um eine Förderung durch das Bundesprogramm "Bildung integriert" beworben, das wiederum mit der Transferagentur zusammenhängt.

Ob die Finanzspritze bewilligt wird, ist noch offen. Doch Projektleiterin Lehnerer spricht von "positiven Signalen". Nach dem Termin in der Stadtverwaltung ist sie mit ihrem Kollegen Thomas Kießlich aus Bamberg direkt ins Landratsamt aufgebrochen - um dort eine weitere Zielvereinbarung mit Landrat Johann Kalb (CSU) zu unterschreiben. Bürgermeister Christian Lange kündigt bereits eine enge Zusammenarbeit mit dem Landkreis an.


Datenbasis als Grundlage

Doch zurück in die Stadt. Als wichtigsten Punkt auf der Liste der Zielvereinbarungen beschreibt Matthias Pfeufer das sogenannte Bildunsmonitoring. Dabei handelt es sich um einen "datenbasierten Bildungsentwicklungsplan". Er soll es den politischen Gremien erleichtern, sich besser auf bildungspolitische Entscheidungen vorzubereiten. Da ist sie wieder, die Frage nach der Anzahl von Kita- oder Mittagsbetreuungsplätzen. Oder danach, ob in anderen Bereichen tatsächlich alle Angebote auch in Zukunft gebraucht werden. In einem Teilprojekt will das Bildungsbüro mit dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe am Wilhelmsplatz zusammenarbeiten. Dessen Daten können allerdings nicht auf einzelne Stadtteile heruntergebrochen werden, wie Thomas Kießlich von der Transferagentur anmerkt.

Projektstart für die eigene Datenerhebung ist voraussichtlich am 1. April, angelegt zunächst auf drei Jahre. Im Bildungsbüro ist man gespannt. Wie hoch ist beispielsweise die Nachfrage nach einer 24-Stunden-Kita? Auch in Bamberg gibt es Stadtteile, in denen Schichtarbeit bei Eltern verbreitet ist.