Druckartikel: Bier und Chips nach Ladenschluss

Bier und Chips nach Ladenschluss


Autor: Markus Klein

Bamberg, Freitag, 14. Juni 2019

Seit Anfang des Jahres gibt es in der Bamberger Innenstadt einen Automaten-Laden, der immer geöffnet hat. Wer kauft dort ein? Und fühlen sich Händler durch die Konkurrenz bedroht?
Sechs Automaten mit rund 300 Artikeln - von Getränken über Snacks bis hin zu Hygiene- und Fertigprodukten - gibt es im "Snap n' Snack" in der Fleischstraße.  Fotos: Markus Klein


Endlich blinzelt wieder die Sonne durch die Regendecke und die Bamberger Innenstadt füllt sich mit Leben. Doch die Geschäfte haben an diesem Mittwochabend bereits geschlossen. Ein großer Mann mit großen Ohrlöchern bewegt sich zielstrebig auf die Fischstraße zu. Hinein in den Automaten-Laden "Snap n' Snack", der dort seit Anfang des Jahres geöffnet ist. Hin zum Automaten mit den Kaltgetränken. Zwei Bier, je zwei Euro. "Bevor es den Laden gab, musste ich mich nach der Arbeit immer hetzen, um vor Ladenschluss noch was zu bekommen. Jetzt kann ich mir jederzeit entspannt mein Feierabend-Bier holen", sagt er.

300 Artikel aufgeteilt auf sechs Automaten werden dort in etwa angeboten. "Hauptsächlich wird er von jungen Menschen genutzt", sagt der Inhaber, ein 48 Jahre alter Bamberger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Idee zum Automaten-Laden kam ihm, als er mal wieder abends in der Welterbestadt unterwegs war, Appetit und Durst hatte, aber nicht wusste wohin. Der Inhaber kennt solche Läden aus München und Regensburg und sah auch in Bamberg einen Bedarf. "Es wird auch sehr gut angenommen", sagt er.

Mittags süß, abends süffig

Tagsüber kämen laut Inhaber hauptsächlich Schüler, die sich in der Pause Süßigkeiten kaufen, oder Studenten, die sich zwischen Seminaren Koffein-Nachschub holen. An diesem Juniabend sammelt sich der Großteil der neun Kunden innerhalb von etwa 20 Minuten ganz klar vor dem Bierautomaten: Ein Studenten-Pärchen, eine Gruppe von Touristen, drei Männer aus dem Landkreis, allen dürstet es nach kühlem Gerstensaft. 15 verschiedene Biersorten werden angeboten, von regional bis nordisch.

Schon einmal im Laden und vom Chart-Radio eingelullt, nehmen einige der Bierkäufer auch gleich Snacks mit. Von abgepackten Würsten über Instant-Nudeln bis hin zu Fertiggerichten ist auch hier das Angebot groß. Außerdem gibt es Kondome, Zahnbürsten und Duschgels. Das alles ungefähr zu Tankstellen-Preisen. Der Laden hat 24 Stunden geöffnet, 365 Tage im Jahr. Eine ernstzunehmende Konkurrenz für den klassischen Einzelhandel, der sich an die Öffnungszeiten halten muss?

Kein Ersatz für Einzelhandel

"Es gibt keine Beschwerden", sagt Thorsten Becker, der beim Bayerischen Handelsverband für den Bezirk Oberfranken zuständig ist. "Die Händler haben damit keine Probleme." Denn durch die höheren Preise sei ein Automaten-Laden "kein Ersatz für den Einzelhandel, der sich an Öffnungszeiten halten muss".

Becker erinnert sich, dass es einen Aufschrei der Händler gegeben hatte, als Tankstellen zunehmend mehr Produkte in ihr Sortiment aufgenommen haben. "Aber man hat sehr schnell gemerkt, dass das kein Argument für längere Öffnungszeiten ist." Denn die breite Auswahl zu guten Preisen gebe es nach wie vor nur im klassischen Einzelhandel.

Eine weitere Gruppe Touristen betritt den Laden. "Videoüberwacht... Werden wir jetzt rausgeschmissen, wenn wir nichts kaufen?", fragt eine Frau aus der Gruppe scherzhaft. Sie wolle sich den Laden nur einmal ansehen, aber nichts kaufen. "Oh, diese Nudeln habe ich ja ewig nicht mehr gegessen", sagt sie dann kurze Zeit später - und greift doch zu, während ihr Begleiter sich mit einem Freund am Bierautomaten anstellt.