Biene in Gefahr?
Autor: Matthias Litzlfelder
Bamberg, Freitag, 25. Januar 2019
Ab nächster Woche können sich Bayerns Bürger in den Rathäusern für das Volksbegehren "Rettet die Bienen!" eintragen. Die Initiatoren setzen sich für den Schutz der Artenvielfalt, mehr Ökolandbau und ein Biotopnetz ein. Der Bayerische Bauernverband sieht das Vorhaben kritisch.
Darüber sind nicht alle Imker glücklich. Für ihr Volksbegehren haben ÖDP, Landesbund für Vogelschutz, die Grünen im Landtag und die Bürgerinitiative Omnibus den griffigen Slogan "Rettet die Bienen!" gewählt. Und damit das Augenmerk der Bürger sofort auf die Honigbienen gelenkt. "Bienen haben es heutzutage schwer, aber es gibt kein Bienensterben", sagt Stefan Traßl, Stellvertreter der oberfränkischen Imker im Präsidium des Landesverbands Bayerischer Imker (LVBI). Es gebe jedoch ein massives Insektensterben. Insofern sei die Initiative "unbestritten äußerst sinnvoll und notwendig". Der LVBI fordere daher dazu auf, das Volksbegehren zu unterschreiben. "Wir setzen uns dafür ein, weil Insekten sonst keine Lobby haben und weil natürlich auch unsere Bienen von einer Verbesserung der Situation enorm profitieren."
Bienen als Stellvertreter
Bei der Adresse ihrer Internetseite zeigen die Initiatoren deutlicher, worum es ihnen geht. Unter "volksbegehren-artenvielfalt.de" machen sie deutlich, dass sie den Rückgang von Tier- und Pflanzenarten in Bayern stoppen wollen. "Die Bienen stehen stellvertretend für Tausende von bedrohten Arten. In einer Landschaft, in der Wildbienen zu Hause sind, fühlen sich auch Rebhuhn, Feldhase und Ameisenbläuling wohl, Kammmolch, Ringelnatter und Bachforelle profitieren ebenfalls von reduziertem Pestizid und Düngereinsatz und wertvollen Landschaftselementen", heißt es in der Begründung zum Antrag.
Für Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender und einer der Sprecher des Volksbegehrens, ist es wichtig, dass verbindliche Regeln geschaffen werden. Einer der zentralen Punkte sei die Förderung des ökologischen Landbaus, um einen weiteren Verlust von Biodiversität zu verhindern. Im Bayerischen Naturschutzgesetz wird demnach das Ziel verankert, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen bis 2025 mindestens zu 20 Prozent und bis 2030 mindestens zu 30 Prozent ökologisch bewirtschaftet werden. Kein Landwirt werde gezwungen. "Das geht über Förderungen und Anreize", sagt Schäffer. Aktuell arbeiten rund zehn Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern nach diesen Maßstäben. Die so bewirtschaftete Fläche liegt bei knapp zehn Prozent.
"Wir sind die Buhmänner!"
Landwirt Hermann Greif aus Pinzberg (Landkreis Forchheim), Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Bezirk Oberfranken, ist davon alles andere als begeistert. Das ganze Volksbegehren sehen er und der BBV kritisch. "Wir sind die Buhmänner", schimpft er. Das Volksbegehren stelle zu sehr auf die Landwirte ab. Eine Ausdehnung des Ökolandbaus per Gesetz würde in einem Desaster für den Markt für regionale Bioerzeugnisse enden. "Ökolandbau muss eine gewisse Nische haben. Sonst kriegt er seine Preise nicht", meint Greif. Er verweist auf die Biomilch, bei der es heute schon Warteschleifen bei den Molkereien gebe. "Nur bei Gemüse könnten wir mehr öko brauchen. Aber das ist wahnsinnig schwierig, denn da ist viel Handarbeit nötig."
Die Landesvereinigung für den
ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) sieht dies anders. "Die Nachfrage nach heimischen Bioprodukten ist hoch und wächst weiter. Ein von der Nachfrageentwicklung abgekoppeltes Biowachstum ist daher nicht zu befürchten", sagt LVÖ-Vorsitzender Hubert Heigl. Außerdem sei selbst im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern das Ziel verankert, den Ökolandbau mittelfristig zu verdoppeln - eine Zielvorgabe von 20 Prozent also.
Besserer Schutz für Wegränder
Im Volksbegehren-Gesetzesentwurf zur Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes stehen aber noch ganz andere, sehr praxisorientierte Dinge. Auch solche, die die Landwirte nicht betreffen. Zum Beispiel das Verbot von Himmelstrahlern, von dem nicht nur Insekten, sondern auch nachts fliegende kleine Zugvögel profitieren würden.