Bezaubernde Freundschaft
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 16. Januar 2017
Mit afrikanischem Tamtam wurde am Wochenende im Senegal die Diözesanpartnerschaft zwischen Bamberg und Thiès gefeiert.
Da wird sich das Erzbistum Bamberg ins Zeug legen müssen, um dieses Fest zum zehnjährigen Partnerschaftsjubiläum im senegalesischen Thiès zu toppen! Anfang Oktober soll auf der Burg Feuerstein fränkisch-afrikanisch gefeiert werden, was im September 2007 mit der offiziellen Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages durch Erzbischof Ludwig Schick und den 2011 verstorbenen Bischof von Thiès, Jacques Sarr, begann: eine Freundschaft von Bestand.
"Der Mund kann noch nicht sagen, was die Augen sehen" - dieses geflügelte Wort unter der in Thiès weilenden Jugendgruppe aus dem Erzbistum machten sich auch die älteren Franken zu eigen, die ebenfalls zum Jubiläumsfest angereist waren. So staunten alle, als am Höhepunkt der Feierlichkeiten am Sonntag eine Militärkapelle vor der Kathedrale St. Anna zackige Märsche aufspielte, als der senegalesische Energieminister samt Eskorte, der Bürgermeister von Thiès, drei Bischöfe und weitere Persönlichkeiten zum Gottesdienst eintrafen.
Die Musiker intonierten die deutsche Nationalhymne, Pfadfinder zogen die deutsche und die bayerische Fahne den Mast hoch. Das gleiche Zeremoniell dann mit senegalesischen Zugaben. Derart eingestimmt, erklang das "Gloria" und "Halleluja" in der Messe jubelnd und frisch zugleich: "Die Quelle unserer Partnerschaft ist Jesus Christus, ist die Feier der Eucharistie!", erklärte der Bischof von Thiès, André Gueye. Erzbischof Schick ergänzte: "Die Jubiläumsfeier findet in der Heiligen Messe statt, weil wir glauben, dass Jesus Christus diese Partnerschaft begründet hat." Diese also nicht nur eine Lern- und Solidargemeinschaft ist, sondern vor allem auch im Gebet mit- und füreinander Frucht, Freude und Zukunft bringt.
Jesus Christus mag in der Tat Urheber der ganzen Geschichte sein, deren Anfänge schon in den 1950er Jahren liegen. Die Katholische Landjugend, dann der Erwachsenenverband Katholische Landvolkbewegung (KLB) pflegte erste Kontakte nach Thiès. Diese wuchsen wie der Baobab, das Wahrzeichen Senegals, in die Höhe und Tiefe. Dann bekommt auch der Wunsch vieler Freunde in Thiès seine besondere Färbung, dass die "Bewahrung der Schöpfung, der Umweltgedanke, die Landwirtschaft" stärker als bisher zum beiderseitigen Austausch gehören sollte.
In einer intensiven Gesprächsrunde am Samstag wurde Bilanz des bisherigen Partnerschaftsverlaufs gezogen. Die beiden Diözesanbischöfe hörten aufmerksam zu, als Verantwortliche aus ihren Bistümern den Status quo darlegten und etliche Erfolge nannten, die diesen Begriff auch verdienen: etwa die über 900 Schülerpatenschaften, diverse Unterstützungen für Bauten von Kindergärten, Schulen, für Fahrtkosten, für medizinische Hilfen. All das und mehr wird vom Erzbistum Bamberg geleistet - und bekommt dafür den ganzen Reichtum des Bistums Thiès zurück. Nämlich Priester, die ihre fränkischen Kollegen im Urlaub vertreten oder sogar für Jahre in den Dienst gehen. Oder junge Menschen, die als sogenannte Freiwillige in sozialen Einrichtungen Frankens arbeiten. Oder Gläubige, die die Anliegen ihrer fernen Freunde mit ins Gebet nehmen.
"Ich bin stolz auf unsere Partnerschaft! Mit Geduld, Hoffnung, Engagement werden wir sie weiterführen zum Wohl der Menschen weltweit, damit wir im christlichen Sinne Brüder und Schwestern werden", sagte Erzbischof Schick nachdrücklich. Auch sein bischöflicher Freund André sprach davon, dass die Partnerschaft weiter entwickelt und sich über die Diözesen ausweiten müsse. Und dass er das Ziel verfolge, sein Bistum Thiès in einiger Zeit unabhängig machen zu können von materieller Hilfe.
Kehren wir in die Kathedrale zum Jubiläumsgottesdienst zurück. Nun gut, er dauerte länger, es die Franken sonst kennen. Doch die Trommelwirbel und stimmgewaltigen Gesänge der Gastgeber rissen mit. Einfach bezaubernd der getanzte Gabengang junger Frauen, die anmutigen Schritte der Mädchengruppe zum "Ave Maria".
Vielleicht haben gerade diese Szenen den Bamberger Politiker Thomas Silberhorn (CSU) dazu bewogen, Perspektiven für die junge Bevölkerung des Senegals, Afrikas, zu fordern. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit war einer der Ehrengäste des Festes und würdigte in seinem Grußwort sowohl die Diözesanpartnerschaft als auch die "gute Kooperation zwischen den Staaten Senegal und Deutschland". Seine dreitägige Reise zum Jubiläum - eingebettet in diplomatische Gespräche über erneuerbare Energien, Ausbildungschancen, Bekämpfung von Fluchtursachen - verstehe er als ein "politisches und freundschaftliches Zeichen zugleich", so Silberhorn gegenüber unserer Zeitung. Und eilte zum Mittagessen, das fleißige Frauen in tagelanger Vorarbeit für hunderte hungrige Mägen bereitet hatten.
Nach der Eucharistiefeier ging das Tamtam mit Musik, Tanz, Lachen und Fröhlichkeit weiter. Auch Tamtam dauert im Senegal länger als in Franken ...