Bamberger fordert Solidarität: So kann man Obdachlosen und anderen Hilfsbedürftigen helfen
Autor: Rebecca Ricker
Bamberg, Donnerstag, 02. April 2020
Ein Bamberger bitte um Lebensmittel für Obdachlose. Sie sollen an die Kettenbrücke gehängt werden.
Zu Hause bleiben, Hände waschen, Sozialkontakte vermeiden und Vorräte anschaffen - das ist für jeden möglich, wenn er eine Wohnung und genügend Geld hat. Doch wie kommen Obdachlose und Bedürftige durch die Coronakrise?
Der Bamberger Paul Lehmann hat diese Frage für sich selbst beantwortet und eine Hilfsaktion gestartet. Er hat die Kettenbrücke kurzerhand zur "Spendenbrücke" umfunktioniert. Sein Erklärvideo zu der Aktion auf Facebook wurde inzwischen über 10 000 Mal aufgerufen und wurde über 1000 Mal geteilt - und offenbar auch verstanden, denn die Bamberger beteiligen sich. Aus gutem Grund, denn Obdachlose sind aktuell besonders gefährdet, weil ihr Körper durch das Leben auf der Straße geschwächt ist und sie sich nur schlecht isolieren können.
Es geht um jeden Tag
Lehmann, der als Gewerkschaftssekretär bei Verdi arbeitet und unlängst unter anderem für die Stadtratsliste der "Bamberger Linken" (BaLi) kandidiert hat, findet, dass die Hilfe trotz Wärmestube nötig ist: "Bei Armut spielt Scham eine große Rolle. Die Menschen möchten vielleicht solche Räumlichkeiten nicht aufsuchen, sondern brauchen schnelle Hilfe zum Überbrücken der schwierigen Zeit." Er bittet darum, an die Brücke Beutel mit Lebensmitteln zu hängen und hat dazu Wäscheklammer bereitgestellt - "bitte keine leicht verderbliche Ware und schreibt drauf, was sich in der Tüte/Beutel befindet". Die Aktion soll nicht nur Obdachlosen, sondern auch anderen Bedürftigen zum Beispiel Hartz-4-Empfängern oder Alleinerziehen den zugutekommen.
Leiter Peter Klein erklärt: "Wir bleiben offen, bis wir durch einen Corona-Fall gezwungen sind zu schließen. Jeden Tag, den wir gewinnen, ist gut, denn im Sommer sind die Obdachlosen nicht so sehr auf eine Wärmestube angewiesen." Doch von den gut 20 Mitarbeitern ist nur noch im kleineres Team vor Ort, Ehrenamtliche über 60 hat Klein gebeten, zu ihrem Schutz zu Hause zu bleiben.
Um das Risiko der Schließung einzuschränken arbeiten die Mitarbeiter in zwei getrennten Gruppen. Falls jemand aus der ersten Gruppe erkrankt, kann die zweite Gruppe die Wärmestube weiter offenhalten. Bei den Besuchern der Wärmestube achten sie auf Abstand, jeder sitzt nun allein an einem Tisch.
Auch die Notunterkünfte der Stadt sind weiterhin geöffnet. Die Einweisung wurde laut Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar entbürokratisiert. Die Menschen schlafen dort nun meist in Einzelzimmern und Besucher sind verboten. Da es drei getrennte Notunterkünfte gibt, können die Obdachlosen auch in einem Coronafall noch einen warmen Schlafplatz bekommen.