Bernhard Rottmann aus Tütschengereuth: Kreisrat für zwei Stunden
Autor: Hans-Werner Penning
Bamberg, Mittwoch, 09. April 2014
Für zwei Stunden gehörte Bernhard Rottmann aus Tütschengereuth dem Bamberger Kreisparlament an. Dann wurde er gleich wieder verabschiedet. Der 61-Jährige war auf der Liste der Republikaner für den verstorbenen Joseph Lorenz nachgerückt. Mit dem Ende der Wahlperiode scheidet er wieder aus.
Es dürfte die allerkürzeste Amtszeit sein, die jemals ein Bamberger Kreisrat, wenn nicht sogar ein Kreis- oder Gemeinderat im Freistaat überhaupt, absolviert hat. Um kurz nach 14 Uhr wurde Bernhard Rottmann aus Tütschengereuth am Mittwoch Nachmittag von Landrat Günther Denzler als Kreisrat vereidigt, um knapp zwei Stunden später - zusammen mit 19 anderen ausscheidenden Männern und Frauen - schon wieder aus dem Kreisparlament verabschiedet zu werden. Dazwischen lagen genau fünf Abstimmungen, davon drei immerhin über den Haushalt des Landkreises für 2014. Kein Wunder, dass Stellvertretender Landrat Georg Bogensperger (CSU) scherzhaft von einer "Eintagsfliege" sprach.
Für Furore hat der 61-jährige Nachrücker auf der Liste der Republikaner bei seinem kurzen Gastspiel nicht gesorgt. Wie sein Parteifreund Fritz Linsner votierte er jeweils für die Vorschläge der Verwaltung. Politische Ambitionen habe er sowieso zu keiner Zeit gehabt, bekennt Bernhard Rottmann freimütig. "Josef Lorenz, der langjährige Listenführer der Republikaner im Kreistag, hat mich vor der Wahl angesprochen. Weil er zum Beispiel beim Preisschafkopf der DJK Tütschengereuth immer was für uns übrig gehabt und noch Kandidaten gebraucht hat, habe ich mitgemacht", erinnert sich der Kurzzeit-Kreisrat.
Dass sein Mandat von so kurzer Dauer sein würde, hat den gelernten Dreher, der bereits im Ruhestand ist, von vornherein nicht gestört. "Wenn die demokratischen Spielregeln so sind, dann ist das halt nicht zu ändern", fügt er sich in das ungewöhnliche Prozedere.
Notwendig geworden war es, erläuterte Leitender Verwaltungsdirektor Georg Ensner zu Beginn der Sitzung, weil der langjährige Republikaner-Kreisrat Joseph Lorenz aus Hallstadt am 19. Januar verstorben war. Lorenz hatte dem Kreisparlament seit 1990 ununterbrochen angehört. Die Mitglieder des Kreistages erhoben sich zu einem ehrenden Gedenken.
Vermutlich hat der überraschende Tod von Joseph Lorenz auch dazu geführt, dass die Republikaner zur Kreistagswahl nicht mehr angetreten sind. "Weil ich ihn nicht angetroffen habe, habe ich die Wahl-Unterlagen bei Joseph Lorenz in der Scheune abgelegt", erzählt Friedrich Linsner. Lorenz wollte sie persönlich beim Landratsamt abgeben. Dazu kam es allerdings nicht mehr - gerade an diesen Tagen verstarb Lorenz.