Druckartikel: Bekommt Bamberg eine Rolltreppe auf den Michaelsberg?

Bekommt Bamberg eine Rolltreppe auf den Michaelsberg?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Donnerstag, 07. Mai 2015

Der Verkehrsdruck um St. Michael wird durch die wachsende Zahl der Klinikpatienten weiter zunehmen. Zur Abhilfe schlagen Planer vier Szenarien vor: Eines sieht den Bau eines Parkhauses unter St. Michael samt einer Rolltreppe vor.
Das malerische Bild des Ottobrunnens: Eine Erschließung der Klinikgebäude (rechts oben) über die Frutolfstraße würde das Tal überqueren. Ein Parkhaus im Michelsberg setzt eine Rolltreppe in der Nähe des Terrassengartens voraus (links oben im Bild).  Foto: Ronald Rinklef


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Baureferent Thomas Beese spannte einen weiten Bogen. Salzburg, Perugia und Koblenz tauchten in seiner Rede als Beispiel dafür auf, wie man mit dem Verkehr auch umgehen kann. Etwa mit dem Bau eines Parkhauses im Berg unter der Altstadt oder von Rolltreppen, Aufzügen und Seilbahnen, um die Höhenunterschiede zu überwinden. Vorbild für Bamberg? Beese sprach von einer Riesenchance, den Verkehr aus dem Berggebiet herauszuhalten.

Anlass für sein Plädoyer war Szenario 4 einer Voruntersuchung. Es gehört zu einer Studie mehrerer Fachbüros zur Denkmallandschaft rund um St. Michael. Dort gibt es viel zu tun, nicht nur, was die weiträumige Wiesenlandschaft angeht, die zu verbuschen droht.

Neubau würde wohl nicht ausreichen

Hauptproblem und Hauptstreitpunkt ist der Parkdruck, der durch die Vielzahl an Einrichtungen, besonders das Klinikum am Michaelsberg mit seinen 550 Mitarbeitern ausgelöst wird. Schon 2012 hat deshalb eine Mehrheit im Umweltsenat den Bau einer unterirdischen Parkpalette mit 100 Stellplätzen hinter der alten Neurologie befürwortet. Nun haben die Gutachter herausgefunden, dass nicht einmal ein solcher Neubau reichen würde, um die Situation zu entschärfen. Das liegt vor allem am Wachstum des Klinikums, dessen Mitarbeiter häufig heute schon lange nach einem Parkplatz suchen müssen. Dazu kommt die so genannte Ambulantisierung der Psychatrie. Das heißt: Immer mehr Patienten, die früher stationär untergebracht waren, werden ambulant behandelt, was die Zahl der Fahrten ins Berggebiet drastisch erhöht. Markus Schäfer von Planungsbüro Transform errechnete einen zusätzlichen Bedarf von 76 Stellplätzen alleine für die Tagespatienten.

Schon vor dem Beginn des Beteiligungsverfahrens ist sicher: Es gibt wohl vier Szenarien, wie man den Verkehr in einem Gebiet verbessern könnte, das schon heute an den Grenzen angelangt ist. Doch einen Königsweg gibt es nicht.

Szenario 1 der Gutachter geht davon aus, dass die Parkhauspläne der Klinik von 2012 umgesetzt werden, was wegen der Wegnahme von Parkplätzen an anderer Stelle kaum eine Verbesserung verspricht.

Szenario 2 schließt zusätzlich eine Mobilitätsoffensive ein - mit unsicherem Ergebnis.

Szenario 3 ist eine Erschließung über die Frutolfstraße, mithin die umstrittene Überquerung des Ottobrunnens.
Mindestens so heiß debattiert dürfte die Variante vier sein. Sie rückt den Bau eines Parkhauses im Michelsberg oder einer Parkanlage auf dem Gelände der Wäscherei in der Unteren Sandstraße in greifbare Nähe, um so das Berggebiet und auch den Domplatz vom Verkehr zu entlasten.

Treppe unter dem Terrassengarten

Um den Höhenunterschied bis zur Klinik zu überwinden, würde das freilich auch den Bau einer wohl unterirdischen Rolltreppe nötig machen, die irgendwo entlang des Maienbrunnens die Menschen auf den Berg bringen würde.

Wie umstritten solche Gedankenspiele sind und wie überaus kontrovers die Dinge in Bamberg gesehen werden, zeigte sich in der Diskussion im Bausenat.

CSU: Birgit Dietz trat mit Vehemenz dafür ein, endlich die Erschließung über die Frutolfstraße und damit die Trasse der Bergverbindung "zu begraben"; gleichzeitig plädierte sie dafür, die Chance eines Parkhauses im Michelsberg durch weitere Untersuchungen zu erkunden. 20.000 Euro sollten dafür investiert werden.

SPD: Heinz Kuntke riet dringend davon ab, solch futuristischen Pläne auch nur "anzufassen". Die Vorstellung einer Rolltreppe auf den Michelsberg bezeichnete er als "abenteuerlich". Auch den Ottobrunnen dürfe man nicht antasten. Um zu mehr Parkplätzen zu kommen, schlägt die SPD "kleine Schritte" vor. "Den großen Wurf wird es nicht geben."

Grüne: Petra Friedrich bezeichnete die Rolltreppen- und Parkhaus-im-Berg-Pläne als "von übergestern". Mit den Grünen werde es auch keine Erschließung über die Frutolfstraße geben. Nur mit einer Mobilitätsoffensive sei es möglich, die Zahl der privaten Autofahrten ins Berggebiet zu verringern.

Freie Wähler: Als völlig unrealistisch wertete Herbert Lauer die "Rolltreppenpläne". Die Freien Wähler setzen sich aber für eine modifizierte Variante drei ein - eine Zufahrt nur für Mitarbeiter des Klinikums über Frutolfstraße und Ottobrunnen. Dort soll ein unterirdisches Parkhaus die Probleme lösen.

BBB: Norbert Tscherner strebt nach wie vor eine Erschließung der Klinik durch eine Straße an. Statt das Pferd "wieder mal von hinten aufzuzäumen", solle ein Ingenieurbüro mit den Straßenplänen beauftragt werden.

BUB: Pankraz Deuber sprach sich gegen das Szenario drei mit dem Bau einer Tiefgarage nördlich der Klinik aus. Statt dessen plädierte er dafür, St. Getreu durch ein Tunnel anzubinden. Man können nicht die Klinik erweitern - ohne konkrete Lösung en anzubieten.

BR: Michael Bosch empfahl das Problem bei der Wurzel anzupacken. Sein Konzept: Wenn die Sozialstiftung mehr Stellplätze braucht, muss man sich überlegen, ob man hier nicht entgegensteuert.