Druckartikel: Bekommt Bamberg ein zweites Rathaus am ZOB?

Bekommt Bamberg ein zweites Rathaus am ZOB?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 28. Juli 2014

Seit vier Monaten steht mitten in der Stadt Bamberg das ehemalige Kreiswehrersatzamt leer. Was passiert mit dem prägenden Gebäude gleich neben dem Omnibusbahnhof? CSU und SPD könnten sich hier ein "Bürgerrathaus" vorstellen. Die Stadt lässt derzeit die Bedingungen prüfen, unter denen dies möglich ist.
In der Bamberger Alstadt ein eher ungewohner Gebäudetyp könnte das ehemalige Kreiswehrersatzamt als künftiges Bürgerrathaus eine neue Nutzung erhalten.   Fotos: Ronald RInklef


Es muss irgendwann 2012 gewesen sein, als der letzte Wehrpflichtige die Stufen zum Kreiswehrersatzamt erklomm. Heute wirkt das moderne Verwaltungsgebäude wie eine Insel der Ruhe im hektischen Getriebe der Stadt. Grün macht sich vor dem Eingang breit.

Der Eindruck täuscht nicht. Nach 26 Jahren wurde die militärische Nutzung des Amtes zum 1. April 2014 aufgegeben. Seitdem wartet das frühere Kreiswehrersatzamt auf eine neue Verwendung. Konversion gibt es nicht nur im Bamberger Osten...

"Wir machen Stillstandswartung", sagt Anton Dirnberger von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Der Frostschutz ist damit garantiert. Und nicht nur das: Anders als für manche Gebäude im Bamberger Osten, die im kommenden Winter nicht einmal mehr beheizt werden, zeichnet sich für das frühere Kreiswehrersatzamt schon heute eine Perspektive ab. "Es gibt nicht wenig Interesse an dem Gebäude", sagt Larissa Komnick. Sie ist bei der Bima für die Vermarktung der Konversionsimmobilien zuständig.

Was macht den neuen Eigentümer so zuversichtlich, dass es hier nicht zu langem Leerstand kommt? Immerhin hat sich eine lange Zeit sicher geglaubte Zwischennutzung durch eine Bamberger Bank unlängst überraschend zerschlagen.

Vorteil: zentraler geht es kaum

Die Vorteile des fünfgeschossigen Kubus liegen trotz seiner umstrittenen Erscheinung auf der Hand. Das Haus, das 1963 erbaut und bis 2010 zwei Mal teilsaniert wurde, liegt auf einem begehrten Grundstück im Herzen der Stadt. Wenige Meter daneben strömen die Menschen zum Zentralen Omnibusbahnhof, und auch die Fußgängerzone liegt nur einen Katzensprung entfernt - zentraler geht es in Bamberg kaum.

Deshalb wundert es nicht, dass auch die Stadt Bamberg ihre Fühler ausgestreckt hat. Mehr noch: Bereits 2012 hat die Verwaltung im Auftrag des Stadtrats erklärt, dass sie die Erstzugriffsoption wahrnehmen will - wie auch bei den Flächen der Warner Barracks. Zwei Jahre danach nähern sich die Verhandlungen allmählich der entscheidenden Phase. Laut Bima liegt der Stadt mittlerweile das Ergebnis eines Wertgutachtens vor, das Grundlage für den Ankauf sein könnte. Will die Stadt das Gebäude erwerben, muss sie sich bis zum April 2015 erklären, andernfalls wird es eine öffentliche Ausschreibung geben.

CSU und SPD sind sich einig

Doch im Moment sieht es nicht so aus, als ob fremde Investoren zum Zug kämen. Die Fraktionen von CSU und SPD , aber auch andere sind sich einig: Sie sehen im Kauf des Verwaltungsgebäudes eine Chance, ein Bürgerrathaus zu schaffen, in dem Ämter mit Publikumsverkehr konzentriert werden könnten, die jetzt noch an anderen Stellen in der Stadt, etwa im Geyerswörthschloss oder am Heinrichsdamm, untergebracht sind. Hört man Helmut Müller (CSU) und Klaus Stieringer (SPD), könnten sogar der Maxplatz und der Grüne Markt von einer Rochade profitieren, bei der Teile aus dem Rathaus und gar die unweit des Gabelmann beheimateten Fraktionsbüros in das Verwaltungsgebäude am ZOB verlegt werden. Stieringer spricht von einer Chance, die Rathausarbeit bürgerfreundlicher zu gestalten. Was Müller so optimistisch macht, ist vor allem der Preis, der unter drei Millionen Euro liegen soll. "Das wäre fast ein Schnäppchen."

Freilich. Bevor die Stadt eine endgültige Entscheidung trifft, muss erst einmal Geld in Voruntersuchungen fließen. Rund 160.000 Euro kostet eine Studie, in der externe Fachplaner folgenden Fragen auf den Grund gehen sollen: In welchem Zustand befindet sich das Kreiswehrersatzamt? Welche Ausbaumaßnahmen müssen erfolgen, damit städtische Ämter dort einziehen können? Und welche Anlaufstellen könnten dort sinnvollerweise untergebracht werden?

Bevor die Details auf dem Tisch liegen, scheut sich Christian Hinterstein von einem günstigen Angebot zu reden. Dennoch sieht auch der Konversionsreferent die Chancen, die das leer stehende Verwaltungsgebäude der Stadt bietet. Denn ein zentraler Anlaufpunkt für publikumsstarke städtische Ämter würde nicht nur den Bürgern nützen. Er könnte auch andere Immobilien frei machen - und damit Kosten sparen.

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